Schlagwort-Archiv: Rodena Heimatkundeverein Roden e.V.

Volkstrauertag in Roden

Der diesjährige Volkstrauertag in Saarlouis-Roden, ausgerichtet vom Sozialverband VdK, präsentierte sich in einem etwas veränderten Gewand.

Abweichend von der bewährten Praxis der Vorjahre, die stets aus Gottesdienst, feierlicher Zeremonie am Ehrenmal mit Kranzniederlegung und anschließender Gräbersegnung bestand, begann die diesjährige Gedenkfeier stattdessen mit einer Begrüßung der Gäste durch den Vorsitzenden des Rodener Geschichtskreises Alois Rau. In seiner Ansprache hob er die jüngste Tagesfahrt des Vereins hervor, bei der das Friedensprojekt in Valmunster mit einem 4 Meter hohen und 15 Jahre alten Ginkgo Baum unterstützt wurde.
Diese inhaltliche Erweiterung markiert eine deutliche Abkehr vom bisherigen, ausschließlich auf die Ehrung der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft konzentrierten Charakter. Die Frage, inwieweit sich dies mit dem ursprünglichen Sinn des Volkstrauertages vereinbaren lässt, bleibt ein Diskussionspunkt.

Ein Stück Zeitgeschichte Filmvorführung zum 70. Jahrestag der Volksbefragung über das Saarstatut

23.10.2025 Filmvorführung zum 70. Jahrestag der Volksbefragung über das Saarstatut in der Victors Residenz Saarlouis.
Am 23. Oktober 2025 jährt sich die Volksbefragung über das Saarstatut zum 70. Mal. Dieses historische Ereignis war ein entscheidendes Kapitel für das Saarland und für Europa.
Wir nehmen dieses Jubiläum zum Anlass und laden Sie herzlich zu einer Zeitreise in die bewegten 1950er Jahre ein.
Im Mittelpunkt des Abends steht der Dokumentarfilm „Deutsch ist die Saar“. Der Film porträtiert die Jahre zwischen der Volksabstimmung 1955 und der Rückgliederung des Saarlandes an die Bundesrepublik Deutschland am 1. Januar 1957.
„Was nun?“ – Diese Frage bewegte damals die Menschen. Sie soll auch uns beschäftigen:
War das Saarstatut eine verpasste Chance für Europa?
Gemeinsam mit Ihnen möchten wir diese faszinierende Frage diskutieren und die historischen Ereignisse aus heutiger Sicht betrachten.

Vortrag „von der Volksbefragung zur kleinen Wiedervereinigung“

Im Herbst 1955 war die Stimmung im Saarland äußerst angespannt. Die Grenze zwischen Ja und Nein Sagern verlief mitten durch Dörfer, Familien und Gesellschaft. Es ging darum wohin wollte man? Das Saarland war wirtschaftlich an Frankreich angeschlossen. Es hatte ein eigenes Staatswesen unter französischem Einfluss.
Es stellte sich die Frage ob das Saarland einen europäischen Sonderstatus, das sogenannte „Saarstatut“, erhalten sollte? Das von Frankreich und Deutschland ausgehandelte Abkommen würde die Saar zu einer eigenständigen, europäischen Region machen, entmilitarisiert und unter der Aufsicht eines europäischen Kommissars. Die einen sahen in der Entscheidung einen Weg in eine friedliche, europäische Zukunft, für die anderen war es die endgültige Loslösung vom deutschen Vaterland.
Der Wahlkampf spaltete das Land. Auf der einen Seite die Befürworter des Statuts, die „Ja-Sager“, die von Ministerpräsident Johannes Hoffmann angeführt wurden. Das waren die regierende CVP und SPS. Sie wollten eine Europäisierung und keinen Nationalismus.
Ihnen gegenüber stand der „Heimatbund eine entschlossene Opposition ist die Stimme der „Nein-Sager“. Diese Allianz aus der Deutschen Sozialdemokratischen Partei (DSP) unter Kurt Conrad, der Christlich-Demokratischen Union (CDU) mit Hubert Ney und vor allem der Demokratischen Partei Saar (DPS) mit dem Vorkämpfer Heinrich Schneider ist die Stimme der Nein-Sager. Für diese ist das Saarstatut nichts anderes als die Festschreibung der Trennung von Deutschland. Sie wollten zurück nach Deutschland.
Erst 3-Monate vor der Abstimmung wurden sie offiziell zugelassen. Als am 23. Oktober 1955 nach Schließung der Wahllokale stand fest, daß 67,7 Prozent der Saarländer mit Nein gestimmt hatten. Damit war das Saarstatut gescheitert.
Ministerpräsident Johannes Hoffmann tritt noch in der Nacht der Abstimmung zurück. Die Saarländer wollen keine Sonderrolle in Europa. Sie wollen zurück in die deutsche Staatengemeinschaft.
Der Weg zur „kleinen Wiedervereinigung“ Das klare „Nein“ der Saarländer war der Wegbereiter. Alle Beteiligten – Frankreich, Deutschland und die saarländischen Politiker – mussten, da das Saarstatut keine Regelung für den Fall der Ablehnung erhielt, zurück an den Verhandlungstisch. Diese führten schließlich zum Luxemburger Vertrag, der den politischen Beitritt des Saarlandes zur Bundesrepublik zum 1.1.1957 vorsah.
Dafür machte die Bundesrepublik Frankreich weitreichende Zugeständnissen wie Mitfinanzierung der Moselkanalisierung, großzügige Nutzungsrechte an den saarländischen Kohlevorkommen. Der wirtschaftliche Anschluss an die Bundesrepublik sollte erst nach einer mehrjährigen Übergangszeit erfolgen.
Am 1. Januar 1957 nach der denkwürdigen Volksbefragung, war es dann endlich so weit: Im Rahmen der „kleinen Wiedervereinigung“ wurde das Saarland offiziell das zehnte Bundesland der Bundesrepublik Deutschland. Die wirtschaftliche Angliederung, insbesondere die Einführung der D-Mark, folgte erst am 06.07.1959.
Doch die Rückgliederung brachte auch harte Einschnitte mit sich. Für die Saarländer vollzog sich die Rückgliederung allerdings längst nicht in allen Beziehungen als vorteilhaft. Die hohen, an das französische System angelehnten Sozialstandards mussten den eher leistungsbezogenen Standards der Bundesrepublik weichen.
Viele saarländische Betriebe, geschützt in ihrem bisherigen Markt, waren dem plötzlichen Wettbewerb mit der starken deutschen Industrie nicht gewachsen. Trotz Investitionshilfen und Steuernachlässen mussten über 100 Unternehmen für immer ihre Tore schließen.

Schwester Hermiona-Weg

 Wir freuen uns sehr, dass unser Oberbürgermeister Marc Speicher, obwohl er erst kurze Zeit im Amt ist, den Rodena-Antrag vom 21. November 2021 aufgegriffen und umgehend Maßnahmen ergriffen hat, um ein Gässchen in Roden nach der „Mutter von Roden“, Schwester Hermiona, zu benennen. Dafür möchten wir ihm herzlich danken! Ebenso gebührt unser Dank dem Stadtrat, der dem Vorschlag des Oberbürgermeisters einstimmig zugestimmt hat.
Die feierliche Einweihung des „Schwester-Hermiona-Weges“ findet am Dienstag, den 17. Juni, um 16 Uhr statt. Treffpunkt ist der Thelen-Garten in Roden.

Kappensitzung von Karo Blau Roden: Ein Abend voller Tradition und Spaß

Am vergangenen Samstag fand in der Kulturhalle Roden als die jährliche Kappensitzung des traditionsreichen Vereins Karo Blau Roden statt. Gegründet im Jahr 1957, hat sich der Verein über die Jahrzehnte zu einem festen Bestandteil des lokalen Kulturlebens entwickelt. Die Sitzung war ein voller Erfolg und unterstrich die Bedeutung des Vereins für das kulturelle Leben in Roden.
Lange Jahre wurde der Verein von Hans Werner Strauß als Präsident geleitet, der mit seiner charismatischen Art die Geschicke des Vereins prägte. Sein Nachfolger, Bernd Schleich, trat in große Fußstapfen, führte aber mit ebenso viel Engagement und Herzblut den Verein weiter. Im Jahr 2024 übernahm schließlich Jonas Lay, ein würdiger Nachfolger das Amt des Präsidenten das er viel Engagement und Herzblut ausübt.
Die Kappensitzung bot den zahlreichen Gästen ein abwechslungsreiches Programm aus Büttenreden, Tanz und Musik. Die Darbietungen der verschiedenen Garden und die humorvollen Einlagen der Büttenredner sorgten für ausgelassene Stimmung. Besonders die Auftritte der Kindergarde wurden mit tosendem Applaus belohnt.

2. Advent

Liebe Vereinsmitglieder, Freunde und Unterstützer,

zum 2. Advent wünschen wir Euch von Herzen eine besinnliche und entspannte Zeit im Kreise Eurer Liebsten.

Vielen Dank für Euer Engagement und Eure Treue. Wir freuen uns darauf, gemeinsam mit Euch weiterhin viele Erfolge und schöne Momente zu erleben.

Einen frohen 2. Advent wünscht

Euer Rodena Heimatkundeverein Roden e.V.

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DIE RODENER ZIEGELEI

(Walter Schmolenksky)
Ein untergegangener Industriezweig

Bis in die 1960-iger Jahre befand sich hinter der Häuserzeile der früheren Schnapsbrennerei Follmann und dem Rodener Vereinslokal Birtel in der Herrenstraße, auf dem Gelände der alten Lohmühle am Ellbach, die Ziegelei Ehl-Stein.

Das Betriebsgelände konnte seinerzeit sowohl von der Herrenstraße aus, über eine kleine Brücke am Ellbach, als auch von der heutigen Straße Zur Saarmühle erreicht werden. An der Brücke über den Ellbach stand ein kleines Bürogebäude, in dem sich die Stechuhren für die wenigen Betriebsangehörigen befanden. Zum Schichtbeginn und zum Schicht ende, sowie zu den Pausen für die Arbeiter, ertönte ein weithin hörbarer Sirenenton. Viele Bauern richteten auch ihr Tagwerk in Wiesen und Feldern nach der Sirene aus.

In den Wiesen am Unterlauf des Ellbaches wurden um 1750 die Lohgruben für die Gerber ausgehoben. Dabei stieß man auf ergiebige fette Lehmschichten, das Material für die spätere Ziegelei. Es dauerte allerdings weitere hundert Jahre bis in der Fabrik um 1880 die ersten noch von Hand geformten Dach- und Mauerziegel gebrannt wurden, die später maschinell und in großen Stückzahlen hergestellt wurden. Dabei handelte es sich im wesentlichen um Backsteine sowie Herz- und Doppelfalzziegel.
Vor der maschinellen Produktion wurden anfangs in kleinen einfachen Brennöfen, die zum Teil noch im Freien standen, Mauer- und Ofen- rohrrosetten geformt und gebrannt. Für vornehme Häuser soll damals eigens ein aus Mettlach stammender, künstlerisch veranlagter Arbeiter, kunstvolle Palmetten zur Gartengestaltung sowie Wand- und Decken- friese geformt haben. [1]

Neben dem großen Werksgebäude, in dem sich die für die Produktion erforderlichen Brennöfen und Pressen befanden, überragte der hohe Schornstein über viele Jahre das Fabrikgelände und wirkte im Dorfbild wie ein Wahrzeichen für Arbeit und Aufbau. Auf den Freiflächen und in den angrenzenden Wiesen standen aneinandergereiht die vielen Freilufttrockner, unter denen die aus einem Lehm- Tongemisch geform- ten Mauersteine und Dachziegel gelagert und zunächst vor getrocknet wurden, um sie später brennen zu können. Die Lage war ideal, weil von den Höhen des Gaues und des Limberges ständig die Fallwinde über die Saarwiesen strichen. Die zum Betrieb gehörende Maukanlage hatte man wegen des strengen Geruches ein wenig abseits angelegt (vermutlich ist hiervon der Ausdruck „Mauken“ für stinkende Füße abgeleitet).

Annähernd achtzig Jahre, bis zur Schließung im Jahre 1965, gab die Ziegelei einigen Menschen in Roden Arbeit und Brot.

Roden wurde in früher Zeit häufig von Feuersbrünste heimgesucht. Besonders schlimme Brände gab es in den Jahren 1752 und 1820 bei denen, so die Überlieferungen, fast die Hälfte aller Häuser im Ort dem Feuer zum Opfer fielen. Bis gegen 1900 waren in und um Roden noch viele Häuser aus Holz und Lehm gebaut und die Dächer waren mit Stroh eindeckt. Feste, nicht brennbare Bedachungen, waren daher sehr nachgefragt und sicherten in den Anfängen dem Betrieb die Auftrags- lage.

Ihre Blütezeit erreichte die Fabrik allerdings in den Jahren nach dem 2. Weltkrieg. Bedingt durch die immensen Kriegszerstörungen herrschte eine große Nachfrage nach Baumaterial. In jenen Jahren arbeiteten in der Fabrik neben einer Stammbelegschaft gelegentlich auch Rodener Frauen und Männer unentgeltlich, das heißt; statt Geld gab es Ziegel und Mauersteine, mit denen sie ihre zerstörten Häuser wieder aufbauen konnten.

Zur Ziegelei gehörte die Lehmkaul, die sich in der Wiesengemarkung „In der Au“, etwa am Ende der heutigen Straße „Zur Saarmühle“ befand. In der Dorfsprache hieß die Lehmkaul nur „Dietes Loch“, benannt nach dem Eigentümer, die Familie Diete. Die Kaul hatte in etwa die Ausmaße eines halben Fußballfeldes und war an einigen Stellen mehrere Meter tief. Hier wurde der Lehm abgebaut. In der Lehmkaul ist man beim Abbau seinerzeit auf Rundhölzer und auf die Überreste eines Menschen und eines Pferdes gestoßen. Auf diesen Fund bin ich in meiner Erzählung zum „Dreissigjährigen Krieg“ etwas näher eingegangen.

In den Anfängen ist der Lehm noch mühevoll von Hand gestochen und unter großen Anstrengungen mit Hand- und Pferdewagen in die nahegelegene Ziegelei gekarrt worden. Zum Transport stellten damals die Rodener Bauern im Wechsel ihre Pferdegespanne zur Verfügung. Später wurde der Rohstoff mit einem Schaufelbagger gefördert und auf einer Feldbahn auf Loren in den Betrieb transportiert. Ein Fortschritt, der die Arbeit von Mensch und Tier doch wesentlich erleichterte.

Mit Grundwasser gefüllt, bildete sich im Laufe der Zeit in der Lehmgrube ein kleiner See mit einer vielfältigen Ufervegetation aus seltenen Schilf- und Sumpfpflanzen. Ein einzigartiges Biotop, in dem sich durch die häufigen Überflutungen von Saar und Ellbach auch eine artenreiche Fauna entwickeln konnte. Neben Forellen und anderen Edelfischen wurden selbst Krebse gefangen.
Heute ist von der ehemaligen Ziegelei nichts mehr zu sehen. Das Werksgebäude ist verschwunden, die Fabrik nur noch Geschichte. Wo früher die Brennöfen glühten und der hohe Schornstein rauchte, wo Rodener Männer und Frauen schwere Arbeiten verrichteten, stehen jetzt Wohngebäude. Auch die Lehmkaul und der kleine See mit der reichen Flora und Fauna sind verschwunden. Zugeschüttet und mit Gras überwachsen, deutet nur noch eine kleine Mulde in den Wiesen auf „Dietes Loch“, die Lehmkaul hin.

Geblieben ist von alledem nur die Erinnerung an ein Stück altes  Roden

Neujahrsempfang des CDU Stadtverbandes und der CDU Stadtratsfaktion

Im Karl-Thiel-Haus Roden fand der Neujahrsempfang des CDU Stadtverbandes und der CDU Stadtratsfaktion statt. Der Rudolf Gessner Preis wurde an die Freiwillige Feuerwehr Saarlouis verliehen.
weitere Fotos auf unserer http://www.facebook.com/RodenaHeimat

Der „Maiworms Hannes“

Walter Schmolensky
Eine Erzählung aus der Nachkriegszeit
Angeregt durch die vielen Presseberichte über das „Bundeshäuschen“ in Bonn, einem Getränke-
und Zeitungskiosk aus den 1950iger Jahren, den man inzwischen sogar unter Denkmalschutz gestellt hat, erinnerte ich mich daran, dass es in Roden einen ähnlichen Kiosk gab. Das Holzbüdchen stand auf dem Bahnhofsvorplatz, und zwar an der Straßenbahnhaltestelle der Linie 1. Was das Bundeshäuschen für die Abgeordneten und Minister in Bonn war, die hier ihre Zeitungen und Tabakwaren kaufen, war für die Rodener der Verkaufskiosk am Bahnhof. Zugegeben: Das Holzhäuschen mit dem Bundeshäuschen in Bonn zu vergleichen dürfte ein wenig weit hergeholt sein und ich räume gerne ein, dass es in Roden sicherlich bedeutendere Bauwerke gibt, über die es sich eher lohnen würde zu berichten. Dennoch möchte ich diesem kleinen Zeitungs- und Verkaufsstand aus den späten Nachkriegsjahren, insbesondere seinem Betreiber, einem Rodener Original, dem „Maiworms Hannes“, ein paar Zeilen widmen:
Das kleine, aus Restfarben weiß-blau gestrichene Holzbüdchen mit der farbigen Werbung für allerlei Süssigkeiten und den bunten Zeitschriften, war für uns Kinder ein farbenfroher Anblick auf dem ansonsten von Ruinen und grauen Wohnblocks umgebenen Bahnhofsvorplatz. Oft umlagerten wir Kinder den Kiosk und betrachteten die bunten Auslagen hinter den kleinen Butzenscheiben bis der Hannes es leid war und uns verscheuchte. Hochglanzmagazine der Schönen und Reichen, Illustrierte mit Aufnahmen ausländischer Schauspieler und Sportler zogen uns magisch an. Für uns Kinder und Jugendliche eine unerreichbare Welt. Unsere kleine Welt war die Welt der Süßigkeiten, der Meckos und Lollys, sowie die damaligen Comic`s: Akim, Sigurd, Tarzan, Phantom und die unsterbliche Mickey Maus.
Obwohl der Hannes meist mürrisch und griesgrämig war, steckte er uns ab und an ein paar Guuzia (Bonbons) zu oder schenkte uns ein altes, abgegriffenes Comicheft. So ganz selbstlos tat es das alte Schlitzohr allerdings nicht. Er wusste nämlich genau, dass wir die wenigen Francs, die wir beim Altmaterialsammeln einnahmen, wieder bei ihm ausgaben. Mit einigen von uns hatte er ein Abkommen geschlossen – heute sagt man wohl „Deal“ dazu. Für Comics, die wir gelesen und sauber zurückgaben, erstattete er uns den halben Kaufpreis, um sie anschließend wieder zum vollen Preis zu verkaufen. Waren die abgegriffenen Hefte einfach nicht mehr zu verkaufen, dann verlieh er sie noch für ein paar Franc, bis sie schließlich auseinanderfielen. Nicht nur uns Kinder hatte er mit dieser Masche an sich gebunden; nein, auch Erwachsene gingen ihm auf den Leim.
Bei schönem Wetter saß der Hannes meist vor seinem Büdchen. Oft saßen ein paar Rentner auf ihren mitgebrachten Klappstühlen mit in der Runde. Dabei rauchten sie ihre Selbstgedrehten aus getrockneten Tabakblättern (Gewel s. unten!) und tranken dazu ihr Gläschen selbst gebrannten Schnaps. Ab und an spendierte der Hannes aus seinem Bestand eine nachtschwarze Originalzigarette der Marken: Puck und Rotfuchs oder seine Hausmarke. Dies geschah nicht ohne Hintergedanken:
Der alte Fuchs drehte nämlich auf einer eigens von ihm entwickelten Maschine aus dem minderwertigen Gewel, dem er eine Prise hochwertigen Tabaks beimischte, erstaunlich runde und fest gedrehte Zigaretten, die er unter der Hand als seine Hausmmarke unter die Leute brachte. So war er, der Maiworms Hannes, ein Schlitzohr, ein Rodener Original.
Die Nachkriegsjahre neigten sich ihrem Ende zu und der Hannes bekam Konkurrenz. In der Bahnhofshalle wurde ein neuer Kiosk eröffnet und immer mehr Geschäfte führten Zeitschriften und Tabakwaren. Und eines Tages, fast über Nacht, waren der Hannes und sein buntes Holzbüdchen am Bahnhof verschwunden und damit ein Stück Rodener Nachkriegsgeschichte.
Anmerkung:
„Gewel“, Bezeichnung für selbst angepflanzten Tabak in der Nachkriegszeit, der nach der Ernte in der Regel am Hausgiebel zum trocknen aufgehangen wurde. „Gewel“, also abgeleitet von Giebel und wohl von der gelben Farbe der Tabakblätter.

DIE VEREHRUNG DES HEILIGEN NIKOLAUS

Der NIKOLAUS zählt zu den am meist verehrten Heiligen der Christenheit. Dieser lebte vermutlich von 270 bis 342 und war Landbischof von Myra an der heutigen türkischen Mittelmeerküste. Um dessen Gestalt ranken sich zahlreiche Legenden und Wunderberichte, die zunächst in der Ostkirche, seit dem 8./9. Jahrhundert auch in der Westkirche, Verbreitung fanden. [1]

Dabei sind offensichtlich Begebenheiten aus dem Leben des Abtes NIKOLAUS von Sion bei Myra und des Bischofs von Pinora, der am Dezember 564 verstorben ist, mit jenen des schon früher lebenden NIKOLAUS von Myra vermischt worden. [2]

Eine zeitgenössische Lebensbeschreibung fehlt, auch seine Teilnahme am Konzil von Nizäa wird heute als legendär beurteilt. Das älteste Textzeugnis stammt aus dem 6. Jahrhundert: die Legende der wunderbaren Rettung von drei unschuldig zum Tode verurteilten Feldherrn durch das Eingreifen des Bischofs.

Begünstigt durch die aus Byzanz stammende Kaiserin Theophanu, der Gemahlin Kaiser Otto II., hat sich der NIKOLAUS-Kult verstärkt im 10./11. Jahrhundert auch im Westen verbreitet. Im Jahre 1087 wurden die Gebeine des NIKOLAUS von Myra in die italienische Hafenstadt Bari überführt. Deshalb gilt NIKOLAUS als der Patron der Seefahrer. Denn in der Rettung Schiffbrüchiger liegt hier der Ursprung. [3] Weiterhin ist der hl. Nikolaus Schutzpatron der Bäcker, der Bauern, der Bierbrauer, der Schnapsbrenner und der Kaufleute.

Der Reformator Martin Luther lehnte den Nikolaus als Gnadenbringer in der Weihnachtszeit ab und ersetzte ihn durch den heiligen Christ. Der Herzog von Mecklenburg schaffte im Jahre 1682 den Nikolaustag einfach ab und stellte die Beibehaltung von Nikolauszeremonien unter Strafe. So findet man heute in den vorwiegend protestantischen Gegenden wie im Norden und Osten Deutschlands und in den angelsächsischen Ländern den Weihnachtsmann mit einem rotem Mantel und mit roter Mütze als Gabenbringer zur Weihnachtszeit. [4]

In den Zwanziger Jahren wurde versucht, die NIKOLAUS-Bräuche in einen Zusammenhang mit der alten germanischen Mythologie zu bringen. Doch wird dies heute weitgehend verworfen. Aus der Verschmelzung von Knecht Ruprecht und NIKOLAUS entstand zunächst im 19. Jahrhundert die Figur des Herrn Winter, aus der sich nun im Zeitraum zwischen 1840 und 1850 der Weihnachtsmann entwickelte. [3]

In Deutschland tritt Knecht Ruprecht im 18. Jahrhundert als Gehilfe des hl. Nikolaus auf. Am Mittelrhein nennt man diese dunkle Gestalt Pelznickel, in Österreich Krampus oder Bartel. [4]

Der Festtag des Heiligen wird am 6. Dezember begangen. Es ist ein Brauch, am Nikolaustag die Kinder zu beschenken. [2] Bis zum Jahr 1969 war Nikolaustag sogar ein kirchlicher Feiertag, erst Papst Paul VI. änderte diese Regelung. [4]

Der heilige NIKOLAUS gehört eindeutig zum Personenkreis der „Volksheiligen“. Über die Verehrung Verstorbener als Heilige und ebenfalls die Einführung neuer Heiliger in einer Diözese entschied bis zu einer päpstlichen Neuregelung die „vox populi“ bzw. die Genehmigung des Bischofs. Im Jahre 1234 reservierte Papst Gregor IX. (um 1167-1241) das Privileg der Heiligsprechung dem apostolischen Stuhl. [5]

Durch die italienische Hafenstadt Bari verbreitete sich die Verehrung des heiligen Nikolaus als Schutzpatron der Seeleute. Auch im Bereich der Binnenschifffahrt genoss der heilige Nikolaus großes Ansehen. So existierten in früheren Jahren noch Schiffsprozessionen zu seinem Gedenken auf dem Rhein. Auch das ehemalige in Duisburg-Ruhrort angesiedelte Schifferkinderheim Nikolausburg für Angehörige der jeweiligen Schiffsbesatzungen auf den Binnengewässern ist mittlerweile Bestandteil der Geschichte.

ANMERKUNGEN

[1] Im Laufe des 4. Jahrhunderts gewannen die Bischöfe größerer Städte immer mehr an Einfluss. Die Synode von Serdica (343) verbot geradezu, in Dörfern und kleinen Städten einen Bischof aufzustellen. Die Synode von Laodicea (um 380) will die Land- oder Chorbischöfe durch Periodeuten (visitatores, circumitores -Besucher-) ersetzt wissen, die im Auftrag des Bischofs als einfache Presbyter von der Stadt aus die Landgemeinden seelsorgerich betreuten. (Bihlmeyer – Tüchle, KIRCHEN-GESCHICHTE, Erster Teil: Das christliche Altertum, erschienen im Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn 1951, § 62,1)

[2] Manfred Becker-Huberti / Helmut Lotta, KATHOLISCH (A-Z), Das Handlexikon, Verlag Herder, Freiburg (Breisgau) 2009, Seite 173.

[3] THEOLOGEN, HETZER, HEILIGE (Kleines Personenlexikon der Kirchengeschichte), Verlag C. H. Beck, München 2001, die Seite 292. / Beiträge zur Geschichte des christlichen Altertums und der Byzantinischen Literatur (Festgabe Albert Ehrhard zum 60. Geburtstag), Nachdruck bei Edition Rodopi, Amsterdam 1969, Seiten 392/93.

[4] Die wichtigsten Gedenk- und Feiertage (Religiöse und nationale Feiertage weltweit), Chronik Bertelsmann, Wissen Media Verlag, Gütersloh/München 2009, die Seiten 66 + 67.

[5] Bihlmeyer – Tüchle, KIRCHENGESCHICHTE, Zweiter Teil: Das Mittelalter, Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn 1948, § 100,3.

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„Festlichen Adventskonzert“ am Sonntag, 10. Dezember 2023 – 17 Uhr in der Lisdorfer Kirche

Die Kirchenchöre „Musica Sacra“ Saarlouis und „Cäcilia“ Neuforweiler, die Chorgemeinschaft 1859 MGV Lisdorf

und der Chor Canticum Novum aus St. Ingbert werden ein abwechslungsreiches Programm adventlicher Chorliteratur aus alter und neuer Zeit darbieten. Des weiteren werden  Lisa Saterdag (Violine) und Masanori Tsuboi (Violoncello) sowie die Saarbrücker Flötistin Alexandra Kaleck und Regionalkantor Markus Schaubel an der Orgel  u.a. Werke von Johann Sebastian Bach, Carl Philipp Bach und Hayo Boerema präsentieren.   

Eintrittskarten zu 10 € sind in der Crispinus-Apotheke in Saarlouis-Lisdorf und bei Pieper Bücher + Musik in Saarlouis erhältlich.

Gerne können Sie auch Ihre Kartenwünsche über die unten zu ersehenden Kontaktadressen der „Klingenden Kirche“ äußern. Die so bestellen Karten liegen dann auf Ihren Namen reserviert an der Tageskasse ab 16 Uhr zur Abholung bereit. Restkarten sind ebenfalls an der Abendkasse erhältlich. Für Kinder und Jugendliche bis 16 Jahren ist der Eintritt frei.

Der Konzerterlös ist für die Sanierung der Lisdorfer MAYER-Orgel bestimmt.
Auf Ihren Konzertbesuch freuen wir uns.

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