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110 JAHRE HAUPTBAHNHOF SAARLOUIS

AUTOR: Josef Theobald

Der erste Staatsbahnhof auf dem Territorium des heutigen
Saarlouis wurde im Zuge des Baus der Saarstrecke am 16.
Dezember 1858 in Fraulautern eröffnet. Saarlouis selbst war 
dadurch allerdings von Eisenbahnverkehr abgeschnitten, was
die wirtschaftliche Entwicklung behinderte, zumal die Stadt
durch die Desarmierung der Festungsanlagen seine Fläche
bedeutend vergrößerte. Wirtschaftlich wurde die Stadt hinter
die Nachbargemeinden Dillingen und Bous zurückgeworfen.
Dies führte zunächst zum Bau der Straßen- und Kleinbahnen
im Kreis Saarlouis. Außerdem setzte sich die Stadt für den
Neubau eines Bahnhofs ein und gemeindete den heutigen
Stadtteil Roden ein, um auf dessen Gebiet einen Bahnhof
zu errichten. Am 20. Dezember 1910 morgens gegen 5.00
Uhr lief der erste Zug der Deutschen Reichsbahn im neu
erbauten Staatsbahnhof Saarlouis ein. Während der Zeit
des Nationalsozialismus hieß der Bahnhof „Saarlautern“,
bevor er im November 1945 wieder in „Saarlouis“ umbe-
nannt wurde.

Vor dem Krieg wurde die Saarstrecke von Dampflokomotiven
befahren. Bekannt ist hier die preußische P8 (Baureihe 38).
Nach dem Krieg war diese Lok im D-Zugdienst eingesetzt.
Dazu gesellte sich die preußische T18 (Baureihe 78), die
im Nahverkehr eingesetzt war. Im Güterverkehr waren die
Kriegsloks (ab Baureihe 50) im Betrieb. In den Sechziger
Jahren wurde der Fuhrpark an höhere Geschwindigkeiten
angepasst. Im D-Zugverkehr waren Diesellokomotiven der
Baureihe 220 eingesetzt, die später von der Baureihe 218
abgelöst wurde. Im Nahverkehr wurden die noch einsatz-
fähigen Kriegsloks technisch überarbeitet. Sie erhielten
einen neuen Heizkessel, so dass ein Einsatz sowohl im
Personen- als auch im Güterverkehr möglich wurde. Mit
dem Sommerfahrplan 1972 wurde die Strecke nach Saar-
hölzbach im Nahverkehr von Elektroloks befahren. 1973
war auch die Strecke nach Trier elektrifiziert.

In den Hochzeiten des Bahnhofs beherbergte man neben
der Fahrkartenausgabe eine Gepäck- und Stückgutabfer-
tigung, eine Bahnhofsgaststätte und einen Bahnhofskiosk.
Im Seitentrakt war ein Abfertigungsschalter für Bundes-
bahnbedienstete untergebracht.

Seit 1897 betrieb die Stadt Saarlouis schon eine dampf-
betriebene Kleinbahn. Der älteste Abschnitt war die ab
Ende Juli 1897 betriebene Strecke zwischen Ensdorf
und Wallerfangen. 1906 gab es schon einen Abzweig
zum Staatsbahnhof Saarlouis. Später wurden die be-
triebenen Strecken elektrifiziert, um eine Integration
des Personenverkehrs in das Straßenbahnnetz zu
erreichen. Nach dem Krieg erlebte die Kleinbahn
eine kurze Hochphase. Das Straßenbahnnetz, das
10 Linien umfasste, ist in den Jahren 1953/60 still-
gelegt und auf Busbetrieb umgestellt worden. Als
letzte Strecke wurde 1964 die nach Creutzwald
(Bergwerk „La Houve“) stillgelegt.

Zum 31. 10. 1922 brachte der Kreis Saarlouis seine
Klein- und Straßenbahnen in das 1913 gegründete
Unternehmen „Kraft- und Verkehrswerke AG Saar-
louis“ (KRAVAG) ein. Dieser Firmenname wurde
zum 27. 09. 1940 in „Kreisverkehrsbetriebe Saar-
lautern AG“ geändert. Nach dem Ende des II. Welt-
kriegs änderte das Unternehmen seinen Namen
in „Kreisverkehrsbetriebe Saarlouis AG“.

Verwendete Literatur:
– Gerd Wolff, Deutsche Klein- und Privatbahnen,
Teil 4: Hessen/Rheinland-Pfalz/Saar, Verlag
Wolfgang Zeunert, Ausgabe 1975, die Seiten
49 – 53.
– Michael Kochems / Dieter Höltge, Straßen-
und Stadtbahnen in Deutschland, Band 12:
Rheinland-Pfalz/Sarland, EK-Verlag, Nach-
druck der Ausgabe 2011, Seiten 370 – 381.
– WIKIPEDIA, Stichwort: Eisenbahnen des
Saarlandes.
– Diverse Lok-Typen-Handbücher.

HOHE ZAHL VON FUHRLEUTEN IM KREISGEBIET

AUTOR: Josef Theobald

Im Jahre 1858 gab es im Kreisgebiet noch 118 selbständige
Fuhrleute mit 308 Pferden. Drei Jahre später, nach Eröffnung
des Eisenbahnbetriebes, waren es nur noch 24 mit 98 Pferden.
In diesem Zusammenhang muss darauf hingewiesen werden,
dass die Bauern mancher Dörfer zeitweise nur vom Frachtge-
schäft lebten. (Heimatkundliches Jahrbuch des Landkreises
Saarlouis 1966, Seite 453)

Die Gespanne bestanden meistens aus einem kleinen Pferd-
chen sogenannter Lothringer Race, welche beiläufig gesagt,
durch Herzog Stanislaus von Lothringen aus Polen eingeführt
waren. (Heimatkundliches Jahrbuch, Seite 470)

Das Polnische Pferd, mehr klein als groß, Kopf ziemlich gut
geformt, doch starke Ganaschen, meist hirschhälsig; hat ei-
nen starken geraden Rücken, starke, kurze Lenden, schöne
Croupe und einen gut angesetzten Schweif, stolpert leicht, ist
tückisch, aber sehr ausdauernd, daher für leichte Reiterei vor-
züglich tauglich. (Pierer’s Universal-Lexikon, die 4. Auflage,
1857 – 1865)

Die Dillinger Hütte war vor dem Eisenbahnbau gezwungen,
einen großen und recht kostspieligen Fuhr- und Schiffspark
zu unterhalten. Der Fuhrverkehr setzte wiederum eine An-
zahl Fuhrleute in Nahrung, und vom Schiffsbau und der Un-
terhaltung der Kähne lebten wiederum die Zimmerleute auf
den Saarwerften in Rehlingen, Wallerfangen, Hostenbach
und vor allem die in Fraulautern. (Heimatkundliches Jahr-
buch, Seite 423)

RODEN – EIN SPÄTER INDUSTRIESTANDORT

AUTOR: Josef Theobald

Im Gegensatz zum Stadtteil FRAULAUTERN war Roden bis
in das Zwanzigste Jahrhundert hinein meist landwirtschaftlich
geprägt. Zunächst hatten die Mühlenbetriebe und die Gerbe-
reien das Ortsbild bestimmt. Ein zarter Ansatz für eine indu-
strielle Entwicklung war die Dampfziegelei.

In Fraulautern profitierte man von der in der Napoleonischen
Zeit gewährten Gewerbefreiheit. Als ältestester Betrieb gilt
das 1813 gegründete Eisenwerk, heute die Fa. Nedschroef.

Ab dem Jahr 1890 erhöhte sich die Einwohnerzahl des Stadt-
teils RODEN auf Anhieb um 80 %. 1915 waren es 7.555 Ein-
wohner. Während einer kurzen Hausse-Phase nahm man viele
Arbeiter der Dillinger Hütte mit ihren Familien auf. Man betrach-
te hier einmal den Entwurf des Rodena Heimatkundevereins für
ein neues Wappen für Saarlouis-Roden.

Zum echten Industriestandort wird man erst 1919. Die Stadt
SAARLOUIS verkaufte an die Eigentümergesellschaft der
Dillinger Hütte 135 ha des Rodener Waldes und ca. 110 ha
des Gemeinde-Ackerlandes. Dort entstand später ein Walz-
und Röhrenwerk. 1965 verkaufte die Stadt 140 ha Land an
die Ford Werke. Im Juni 1970 begann die Produktion von
Personenwagen. Es wurde hauptsächlich für den Export
produziert. (Geschichte der Kreisstadt Saarlouis, Band 6,
Roden -Traditionelles Dorf und moderner Stadtteil, Seiten
152/53 + 236/37) Mit der Schaffung des Industriegebietes
Röderberg entstand ebenfalls ein weiteres Handels- und
Dienstleistungszentrum.

Mit der Einweihung des „Saarhafens Saarlouis-Dillingen“
im Juli 1988 war das Ziel der Anbindung an eine Wasser-
straße erreicht. Der Saarhafen, der zu über 90 % auf dem
Rodener Bann errichtet wurde, wird vor allem von der Dil-
linger Hütte genutzt, die neben einem direkten Gleis- und
Straßenanschluss auch über eine Förderbandanlage zum
neuen Saarhafen verfügt. Durch sein hohes Güteraufkom-
men ist der Saarhafen Saarlouis-Dillingen der mit Abstand
bedeutendste Umschlagplatz an der Saar. (Geschichte der
Kreisstadt Saarlouis, Seite 241).

Im mittelständischen Bereich existierte in der Ritsch die
Thüringer Thermometer- und Glasinstrumentenfabrik
Stürtz & Finkler OHG. Diese war spezialisiert auf dem
Gebiet der Blutmischpipetten und der Untersuchungs-
Instrumente, Aräometer, Metall-, Kontakt-, Industrie-,
Wirtschafts- und Einkochthermometer. Die früheren
Werksgebäude sind heute vermietet. (125 Jahre Mu-
sica Sacra, Kirchenchor „Cäcilia“, 1843 – 1968, Seite
73)

DIE BODENREFORM IN CHINA

AUTOR: Josef Theobald

Was die Bodenreform in China betrifft, gibt es zwei Augenzeugen-
berichte.

Der eine Bericht floss in einen Roman von Zhou Libo mit dem Titel
„Orkan“. Dieser erschien in zwei Fassungen. 1951 gab der Verlag
„Tribüne“ des FDGB in der früheren DDR eine Erstfassung heraus.
Es war eine Übersetzung aus dem Chinesischen von Yang En-lin
und Wofgang Müncke. 1979 wurde der Roman in China redaktio-
nell überarbeitet und durch ein Vorwort bzw. durch graphische Dar-
stellungen einzelner Szenen ergänzt. Der Autor Zhou Libo (1908-
1979) erhielt für sein Werk 1951 den Stalinpreis für Literatur. Im
Todesjahr erschien sein Bestseller erneut.

Der zweite Bericht erschien 1972 in der Edition Suhrkamp in zwei
Bänden. Der Autor war William Hinton. Dieser schrieb eine Doku-
mentation über die Revolution in einem chinesischen Dorf mit dem
Titel „Fanshen“. Hinton war 1948 ein Beobachter innerhalb eines
Arbeitsteams, das im Auftrag der Volksregierung und des Kreisko-
mittees der KP Chinas im Kreis Lucheng tätig war.

In den westlichen Medien wird die Bodenreform meist mit knapp
1,2 Millionen Hinrichtungen von Oktober 1949 bis Oktober 1950
in Verbindung gebracht. Der Kampf gegen die Banditen, Geheim-
agenten, örtlichen Despoten und anderen Konterrevolutionären
überschattete die Bodenreform (Mao Zedong, AW, Band V, die
Seite 28). Die KP Chinas hatte starke trotzkistische Wurzeln.
Deshalb waren die gestarteten Kampagnen nicht selten über-
zogen.

Die umfassende Bodenreform in den befreiten Gebieten bildete
eine bedeutende Grundlage für die Zerschlagung der Guomin-
dang-Truppen durch die Volksbefreiungsarmee. Nach der Kapi-
tulation Japans verstärkten sich die Forderungen der Bauern
nach Aufteilung des Bodens. Um diesen Forderungen zu ent-
sprechen, erließ die KP am 4. Mai 1946 ein Dekret, in der die
Partei die bisher durchgeführte Politik der Senkung von Pacht-
und Zinssätzen durch die Konfizierung des Bodenbesitzes der
Grundbesitzerklasse und dessen Aufteilung des Bodens an die
Bauern ablöste. Im September 1947 legte die KP Chinas das
„Grundsätzliche Programm für die chinesische Agrargesetzge-
bung“ vor. Der Boden sollte denjenigen zugeteilt werden, die
ihn auch bebauen. Damit löste man sich vom feudalen und
halbfeudalen System der Bodenbesitzverhältnisse. Dies löste
in den befreiten Gebieten eine breit aufgestellte Agrarrevolu-
tion aus. Etwa 100 Millionen Bauern erhielten Land. Das gab
den Bauern einen ungeheuren Auftrieb, sich aktiv am Befrei-
ungskrieg zu beteiligen oder ihn zu unterstützen. Das Hinter-
land wurde als Operationsbasis gestärkt. (Jan Bozan, Shao
Xunzheng und Hu Hua, Kurzer Abriss der chinesischen Ge-
schichte, 2. Auflage, Beijing 1982, Seite 258)

Während der Agrarrevolution verwendete man den Begriff
„fanshen“, das „sich umdrehen“ bedeutet. Eine weitere
Bedeutung wäre „etwas loswerden, sich (von etwas) e-
manzipieren“. Hinton geht noch weiter: „sich erheben,
das Joch der Grundherren abwerfen, zu Boden, Vieh,
Geräten und Häusern gelangen, den Aberglauben ab-
legen, die Gleichheit zwischen den Geschlechtern her-
stellen“.

Vor der Bodenreform hatten nicht nur der Landadel, die
Kompradoren und die Großbauern größeren Landbesitz,
sondern auch die Kirchen. Nach der Revolution von 1911
gründeten sie eigene Fördergesellschaften für in Not ge-
ratene Glaubensgenossen. Diese verliehen das Geld zu
sehr hohen Zinsraten, die monatlich bis zu 30 % betragen
konnten. Von ihren Überschüssen kaufte die Gesellschaft
Land und profitierte ebenfalls von der Zahlungsunfähigkeit
der Darlehensnehmer. Ende der Dreißiger Jahre besaß die
Gesellschaft 180 Mu (1 Mu = 1/15 ha) Land, nahm von den
25 Familien Pacht und von von weiteren 31 Familien Zinsen
ein. Damit verfügte sie über den größten Grundbesitz. Durch
die hohe Zinslast waren in Chanchuang von den 32 Familien
drei gezwungen, ihr ganzes Land zur Schuldentilgung zu ver-
kaufen. Weitere drei veräußerten ihre Häuser. In Einzelfällen
beschlagnahmte die Gesellschaft das Land. Die betroffenen
Familien mußten Söhne, Töchter und Zugtiere verkaufen, um
ihren Zahlungsverpflichtungen nachkommen zu können. Die
Folge war eine Kampagne gegen die Kirche. Katholiken von
27 Dörfern und drei Kreisen kamen zusammen, um ihren Bi-
schof, mehrere ausländische Missionare und die Bedienste-
ten der Südkathedrale (das Herz des Katholizismus auf dem
Shangtang) anzuklagen. (Fanshen, Band 1, die Seiten 95/96
und 200)

In den diversen Dokumentationen der Westmedien sind bei
der Bodenreform und den Drangsalierungen eine größere
Menge Soldaten beteiligt. Das kann nur Ende der Vierziger
Jahre bzw. Anfang der Fünfziger Jahre gewesen sein. Denn
bis 1949 gab es noch den Befreiungskrieg und ab 1950 die
Abordnung nach Nordkorea. In Wirklichkeit gab es nur Ar-
beitstrupps mit fünf Mann, geführt von einem Hauptmann.
Diese wohnten bei den Bauern. (Orkan, Seite 21) Die Be-
freiung von den Verhältnissen des Halbkolonialismus und
Halbfeudalismus sollte von den Massen selbst ausgelöst
werden. Die vorhandenen Arbeitstrupps sollten hier nur
Anregungen und Hilfestellungen geben.

In der Praxis gingen Enteignungen oft zu weit, weil eine
funktionierende Abgrenzung von Groß- und Mittelbauern
fehlte. Dies führte dazu, dass beide in einen Topf gewor-
fen wurden. So mussten die Bauern, die ihr Eigentum
zu Unrecht verloren hatten, neu angesiedelt werden.
Auch gab es den Anspruch auf Wiedergutmachung.
Die KP Chinas verstand es mit der Zeit gut, nach um-
fangreichen Analysen und entsprechenden Schluss-
folgerungen die gemachten Fehler zu korrigieren.
(Fanshen, Band 2, die Seiten 312 + 383/84)

Begriffsklärung
Die Kompradoren arbeiteten entweder direkt für aus-
ländische Firmen oder eröffneten eigene Geschäfts-
und Warenhäuser, in denen sie die importierten Wa-
ren verkauften und Exportgüter für die Ausländer ein-
kauften.

DIE MENNONITEN AN DER SAAR

AUTOR: Josef Theobald

Die ehemals im Saarlouiser Kreisgebiet ansässigen Mennoniten
stammten aus der Schweiz. Im Regierungsbezirk Trier wurden
1846 140 Mennoniten gezählt. Sie zählten zu den Wiedertäufern
und waren viele Jahre Teil der Herrnhuter Gemeinde unter ihrem
Bischof, dem Grafen von Zinzendorf.

Die Mennoniten waren in der Landwirtschaft tätig, pachteten be-
sonders Höfe oder legten solche in leeren, ungünstigen Landge-
bieten an und kultivierten dieselben. Manche Neuerungen in der
Landwirtschaft, so der Kleeanbau, ist ihnen zu verdanken. Denn
sie verfügten in vielen Bereichen über Spezialkenntnisse. Formal
hatten die Mennoniten eine bessere Bildung, von der die benach-
barten Bauern profitierten. Viele von ihnen betrieben auch das
Müllergewerbe und die Linnenweberei.

Zur Ausübung ihrer religiösen Tätigkeiten waren die Mennoniten
zu Sippenverbänden zusammengeschlossen und unterstanden
einer straffen Kirchenorganisation. Sie hatten ein großes Gott-
vertrauen und unterzogen sich demnach einer streng kirchlichen
Disziplin. Heiraten fanden nur innerhalb ihrer Gemeinschaft statt.

Die Verbreitung der Mennoniten wuchs hauptsächlich in der nach
den napoleonischen Kriegen einsetzenden längeren Friedenszeit.
Waren es 1823/27 noch 20 Mennoniten, so stieg deren Zahl 1850
auf 73. Nach zahlreichen Schwankungen erreichte man 1868 die
Zahl 24. Im Jahre 1882 gab es nur noch eine Familie mit ihren fünf
Kindern, die von einer Witwe versorgt wurde. Sie bewirtschafteten
den Geisweiler Hof bei Schmelz-Außen.

Die Gründe für das Verschwinden liegt in der Verweigerung des
Dienstes an der Waffe. Mit der zunehmenden Mobilisierung von
Soldaten fiel die Lebensgrundlage für diese Sondergruppe weg.
Vermutlich zogen die Mennoniten in mehreren Wellen weiter in
die Ukraine, so dass es 1914 im russischen Reich etwa 100.000
Anhänger in den zahlreichen, teils selbständigen Siedlungen gab.

Anton Delges sind die meisten Informationen zu verdanken, der
im Heimatkundlichen Jahrbuch des Landkreises Saarlouis für das
Jahr 1966 (Seite 322) über die Mennoniten schrieb. Der Autor hat
diese lediglich durch andere Quellen ergänzt.

RADIO KOREA – das Alternativprogramm aus Fernost

AUTOR: Josef Theobald

Mit einem dreitägigen Sonderprogramm vom 1. bis 3. Mai 1981
eröffnet RADIO KOREA ein künftig tägliches Deutschprogramm.
Damit kamen aus drei Ländern in Fernost tägliche Sendungen in
deutscher Sprache. [1] Als nun die Sendungen der KBS begannen,
glaubte niemand so recht an ein alternatives Programm aus Fernost.
Einige Monate später war man doch angenehm überrascht über die
sehr flotte halbstündige Sendung mit Nachrichten, Kulturbeiträgen
und Informationen über das Zeitgeschehen.

Über den Süden Koreas wussten damals die Deutschen relativ
wenig. [2] Die südkoreanische Wirtschaft lag viele Jahre nach
dem Koreakrieg am Boden. 1972 haben Vertreter der koreani-
schen Behörden in Seoul südkoreanisch-japanische Minister-
verhandlungen mit den südkoreanischen Machthabern durch-
geführt. Sie vereinbarten ein „Abkommen über das Eigentums-
recht der Industrie“ zu schließen, wofür der südkoreanischen
Reaktion Wirtschaftshilfe gewährt wird. Unter der damaligen
Militärregierung setzte der wirtschaftliche Aufschwung ein. In
der Zeit der Militärregierungen waren allerdings Repressalien
gegen die eigene Bevölkerung keine Seltenheit. Mit der Zeit
wurde Südkorea ein moderner und exportorientierter Industrie-
staat. In den Achtziger und Anfang der Neunziger Jahre war
Südkorea neben Singapur, Hongkong und Taiwan einer der
vier „Tigerstaaten“ Ostasiens. Dank der guten Ausbildung
bildete sich eine junge Unternehmergeneration heraus, die
heute Großkonzerne dirigiert. Daher gehört heute der Süden
nun zu den 15 führenden Handelsnationen der Welt. [3]

Auch RADIO KOREA war bemüht, diese Informationslücke zu
schließen. So hieß es wörtlich: „Wir werden uns bemühen, das
Programm so zu gestalten, dass sie über Korea, die koreanische
Kultur und deren Mentalität mehr erfahren können.“

Das kleine Team der Deutschen Redaktion bestand damals aus
nur fünf Personen: 2 Damen und 3 Herren. Der Nachrichten- und
Kommentarsprecher war deutschstämmig. Alle anderen waren je-
doch Koreaner. [2] Der deutsche Kollege hieß Fabian von Klitzing,
der heute für den Bayerischen Rundfunk in München arbeitet.

Der Koreaner ist nicht nur gastfreundlich, sondern auch hörerfreund-
lich. So werden Vorschläge beachtet und bei Möglichkeit auch in die
Tat umgesetzt.

Die koreanische Denkweise ist auch heute noch unmittelbar mit den
Gegebenheiten der Natur verbunden. Da Korea einst ein Teil Chinas
war, spielt hier der konfuzianische Einfluss keine unwesentliche Rolle.

Überschattet ist die Realität von der Teilung Koreas, die sich am 38.
Breitengrad manifestiert. Daraus ergeben sich laufend Spannungen
an der Demarkationslinie. RADIO KOREA hat es sich aber zur Auf-
gabe gemacht, über die Ereignisse im Norden zu berichten. Für den
Hörer ist es aber schwer, den Wahrheitsgehalt zu überprüfen. Eines
steht nur fest, dass der Norden Koreas bislang nur eingeschränkt re-
formfähig war. Ob dies künftig der Fall sein wird, wird sich aber noch
zeigen müssen.

Neben Beiträgen aus dem koreanischen Kulturleben und aus dem
Bereich der koreanischen Musik gab es 1981 ebenfalls einen Hörer-
briefkasten und ein Programm für Kurzwellenhörer am Sonntag. Hier
beschäftigte man sich sowohl mit den Empfangsberichten als auch mit
den eingesandten Hörerbriefen.

Wörtlich hieß es damals weiter: „Tradition und Fortschritt haben hier
in Korea eine wirkliche Einheit geformt, die eine Reise durch’s Land
zum ständig neuen Erlebnis werden lassen.“ So wirbt man für eine
Reise nach Korea. Für Deutsche ist Korea in maximal 22 Stunden
mit einem Flugzeug zu erreichen, über die Polarroute sogar in 17
Stunden. Deutsche brauchen kein Visum. Mit einem Reisepass
darf man sich bis 3 Monate als Tourist aufhalten. Der Fremde
wird als Gast behandelt und trifft überall auf freundliche Hilfs-
bereitschaft. Im traditionellen Landgasthaus kommt man direkt
mit der koreanischen Lebensweise in Kontakt. [2]

Heute nennt man sich KBS WORLD RADIO. Auf der Kurzwelle sendet
man heute in Deutsch von 20.00 – 21.00 Uhr (UTC) im 75-m-Europa-
band auf der Frequenz 3955 kHz über das britische Relais SKELTON.
Weiterhin ist das Programm über das Internet direkt von der deutschen
Webseite aus zu verfolgen. Ebenso bietet man die Möglichkeit des Ra-
dio Podcast an.

ANMERKUNGEN
[1] kurzwelle aktuell, Das Kurzwellenjahr im Zeitraffer,
Mai 1981.
[2] KURIER der ADDX, Nr. 15/1981, Seiten 7 + 8.
[3] Isabella Ackerl, Die Staaten der Erde (Europa und
Asien
), Matrix Verlag, Wiesbaden 2007, Seite 114.

160 JAHRE BERG- UND HÜTTENARBEITERVEREIN ST. BARBARA FRAULAUTERN

Im Rahmen seiner 160 Jahrfeier präsentierte der Berg- und Hütten-
arbeiterverein St. Barbara Fraulautern 1861 e. V. sein Jubiläums-
buch. Nach der Begrüßung der Gäste durch den Vorsitzenden Klaus
Hiery fand eine Lesung mit Pastor Rolf Dehm, Guido Fontaine und
dem Vorsitzenden des Berg- und Hüttenarbeitervereins Klaus Hiery
statt.

DIE DONATUSKIRMES

AUTOR: Josef Theobald

Heute wäre nach dem Kalender in Saarlouis-Roden „Donatuskirmes“.
Die Verehrung des heiligen Donatus kam aus Bad Münstereifel zu
uns. Im Jahre 1649 wurden seine heiligen Reliquien in den Kata-
komben von Rom aufgefunden und von Jesuiten in ihre Kollegiums-
kirche zu Münstereifel im Bistum Trier 1652 übertragen. Aus obiger
Begebenheit ist es erklärlich, dass der heilige Donatus zum beson-
deren Schutzpatron gegen Blitz und Ungewitter erwählt wurde.

Donatus (= geschenkt) war der nach vielem Gebeten „von Gott
geschenkte Sohn“ vornehmer Eltern zu Rom. Der Vater Faustus
war Befehlshaber des kaiserlichen Heeres. Auch der Sohn wurde
Soldat und bald Offizier. Mit seiner Legion wurde er nach Ger-
manien gegen die Markomannen entsandt. Das römische Heer 
kam 174 in arges Gedränge; die Lebensmittel gingen aus und es
mangelte an Wasser. Da betete die Legion des heiligen Donatus
mit 6666 Mann, lauter Christen, zum Einen wahren Gott – und
während ein Regen die römischen Soldaten erquickte, öffnete
der Himmel seine Schleusen und goss Ströme von Wasser über
die Feinde. Blitze und Hagel töteten eine Menge derselben.
Der Sieg war vollständig. Infolge davon wurde jene Legion
»die blitzende« genannt.

Kaiser Marc Aurel ernannte den tapferen Donatus zum Befehls-
haber seiner Leibwache und wollte ihn mit seiner Enkelin, der
Fürstin Alexandra, vermählen. Da jedoch der Heilige die Ehe
ablehnte, weil er sich Gott für immer durch das Gelöbnis der
Keuschheit geweiht hatte, wurde er als Christ verfolgt und im
Palast der Fürstin nach deren Anstiftung hin enthauptet.

Aus obiger Begebenheit ist es erklärlich, dass der heilige
Donatus in Gebieten mit starker Agrarstruktur zum beson-
deren Schutzpatron gegen Blitz und Ungewitter erwählt
wurde.

Quelle: Chiemgau Blätter, Jahrgang 2018, Nummer 26.

Zu diesem Anlass wird traditionell der Kirwenhannes aufgestellt.
Am Kirmessonntag gab es früher gehobene Küche. Kirmes oder
Kirchweih zählte in einer Pfarrei zu den hohen Festtagen.

 

R. A. E. – TANGOMELODIEN AUS ARGENTINIEN

AUTOR: Josef Theobald

Schon 1939 gab es erste Deutschsendungen aus Argentinien.
Zwar nur kurze Sendungen – aber von interessantem kulturpo-
litischen Inhalt. Besonders aktiv war nun Argentiniens Auslands-
dienst allerdings in den Fünfziger Jahren – als damalige Radio-
stimme von Juan Perons Argentinien. Der einst „SIRA“ genannte
Dienst war ja zu dieser Zeit täglich eine Stunde lang (z. B. 1958)
zu hören. Der heutige Auslandsdienst von R. A. E. (Radio Argen-
tina al Exterior) kennt seit 1960 Deutschsendungen. 1987 gab es
dann zwei knapp einstündige Sendungen in Deutsch von dort; je
eine am frühen und späten Abend. [1]

Argentinien ist der zweitgrößte Staat Lateinamerikas. Historisches
wie wirtschaftliches Kerngebiet ist das fruchtbare Tiefland der Pam-
pa am unteren Paraná und am Rio de la Plata, eine Ebene mit wei-
ten Grasfluren, die nach Norden hin allmählich in die subtropischen
Trockenwald- und Buschsavannen des Gran Chaco übergehen. Ge-
genwärtig wird Argentinien zu den Schwellenländern gezählt. Trotz
marktwirtschaftlicher Ausrichtung hat der Staat wichtige Schlüssel-
zweige (Kohle, Stahl, Erdöl und Transporte) unter seiner Kontrolle.
Die Industrie ist besonders im Großraum Buenos Aires konzentriert.
[2]

Im Jahre 1983 gab es bei R. A. E. 8 verschiedene Sprachdienste
mit insgesamt 26 Mitarbeitern. Es standen nur drei Sender zu je
50 kW zur Verfügung. Die Station litt unter dem ständigen Mangel
an finanziellen Mitteln; wahrlich keine idealen Arbeitsbedingungen
bei einem Sender.

Eine Hochzeit erlebte die Deutsche Redaktion unter Carl Dieter
Gredé. Dieser Mann erregte Aufsehen, weil sein Programmstil
vom gängigen und langweilenden Verlautbarungs-Journalismus
abwich. Mit seiner Kollegin Patricia Carli bewältigte er den nor-
malen Redaktionsalltag.

Alle auszustrahlenden Programme, ob Nachrichten, Interviews
oder Musiksendungen, mussten selbst zusammengestellt, und
falls nötig, übersetzt werden. Dazu kam die Beantwortung des
sich vergrößernden Briefberges.

Die alte Stammfrequenz 11710 kHz war jahreszeitlich bedingt
unterschiedlich zu empfangen. Manchmal gut zu empfangen
war z. B. die Morgensendung. Aber dann plötzlich nur noch
die Abendsendung. Deshalb wechselte man auf die Frequenz
von 15345 kHz. Sonntäglich wurde nicht gesendet. [3]

In Argentinien ergriffen die Militärs die Macht. Die Generäle
ruinierten die Wirtschaft und zettelten im Zusammenwirken
mit paramilitärischen „Todesschwadronen“ einen schmutzi-
gen Krieg gegen Guerillaeinheiten an, der in der Ermordung
von schätzungsweise 10.000 bis 20.000 argentinischen Bür-
gern gipfelte. Nach dem Falklandkrieg war die Generalität po-
litisch und moralisch am Ende.

Unter dem Schirm der katholischen Kirche machten vielerlei
Selbsthilfe- und Menschenrechtsorganisationen, Komitees für
freie Wahlen und ähnliche private Initiativen auf sich aufmerk-
sam. Sie sprachen Themen, wie Folter, Kerkerhaft, Armut so-
wie die Entrechtung enthnischer Randgruppen an und trugen
ihre Belange in die Öffentlichkeit. Weltweites Aufsehen erregte
der Aufschrei der argentinischen „Mütter der Plaza del Mayo“,
die schon während der Diktatur Anklage gegen das spurlose
Verschwinden ihrer Söhne erhoben. [4]

Die Haltung Gredés zu den Militärregierungen war kritisch. Er
sah das Militär lieber hinter Kasernenmauern und nicht in Re-
gierungspalästen und Rundfunkanstalten.

Ein Programm nannte sich „Unsere Malvinas“. Mit Malvinas
sind die zu Großbritannien gehörenden Falkland-Inseln ge-
meint. Hier existierte ja ein alter Konflikt mit Großbritannien.
Was aber die Zugehörigkeit zu Argentinien angeht, sprechen
alle Südamerikaner die gleiche Sprache.

Am Samstag wurden die „Musiker der Woche“ vorgestellt. Es
waren auch die inländischen Stationen deutscher Zunge mit
dabei. Viele Inlandsdienste boykottieren nämlich Künstler, die
seit Jahren im Exil leben, da sie eine andere Musikrichtung als
die offiziellen Stellen bevorzugen.

Donnerstags präsentierte Patricia Carli mit Carl Dieter Gredé
das DX-Programm. Dabei stand die Vorstellung argentinischer
Rundfunkanstalten stets im Vordergrund. Aber allmählich zeich-
nete sich eine verstärkte Beteiligung der Hörer ab, was die Ar-
beit hier merklich erleichterte.

Wer war Carl Dieter Gredé?

Der im Jahre 1983 36-jährige Redakteur war Dr. der Philosophie.
Er lebte damals am Stadtrand von Buenos Aires in einem Garten-
haus. Eine Boxerhündin gehörte zu seinem „Inventar“. Während
des Falkland-Konfliktes geriet er in die Fänge der Staatssicher-
heit. Hier gibt es auch Informationen über Folter. In seiner Frei-
zeit arbeitete er für ein Projekt, das sich für ausgesetzte Kinder
in den Elendsvierteln einsetzte. Diese Arbeit wurde wesentlich
mit Hilfe von Spenden finanziert, teils von den Musikerfreunden
in Argentinien, teils durch die Hörer seiner Sendungen. [3]

Gemäß seiner Autobiografie konnte Carl Dieter Gredé nach ei-
nem verlesenen verschlüsselten Hilferuf durch eine später er-
folgte internationale Rettungsaktion die Ausreise sicherstellen.
[5]

ANMERKUNGEN
[1] kurzwelle aktuell, Autor: Hermann Jäger, Nr. 39/87,
SOLDI-Verlag in Hamburg 90, Seite 15.
[2] Schülerduden LÄNDER – STÄDTE – KONTINENTE, Duden-
verlag, Mannheim 2005, Seiten 32 + 33.
[3] KURIER der ADDX e. V., Nr. 10/1983, „Im Namen des
Volkes: Carl Dieter Gredé“, Seiten 12 + 13.
[4] DIE GROSSE WELTGESCHICHTE, Zeitalter des Ost-West-
Konfliktes, Lizenzausgabe im Verlag Weltbild, Augsburg,
die Seiten 382/83.

[5] Carl Gredé, Wie oft hat man mich umgebracht (die
113 Zettel des Daniel C.), erschienen im Verlag Jung-
brunnen, 1. Auflage, München 1985.

 

EINE WAHRE GESCHICHTE

AUTOR: Josef Theobald

Am 15. April 1960 sendete Radio Peking erstmals in deutscher
Sprache. Mangels eigener Mitarbeiter mit Deutschkenntnissen
war man auf Spezialisten aus der früheren DDR angewiesen.
Bevor diese China verließen, häuften sich die Beschwerden
albanischer und chinesischer Genossen. Es ging um den Vor-
wurf, gesendete Beiträge eigenwillig bearbeitet und somit sinn-
entstellt zu haben. Die Deutsche Redaktion wurde zu einem
Sicherheitsrisiko.

Der Hintergrund eines Vorfalls lag in der albanischen Reaktion
angesichts des öffentlichen Angriffs und der Verleumdung der
Partei der Arbeit Albaniens (PAA) auf dem 22. Parteitag der
KPdSU im Oktober 1961 in Moskau. Am 7. November 1961
hielt Enver Hoxha anlässlich des 20. Jahrestages der Grün-
dung der PAA und des 44. Jahrestages der Sozialistischen
Oktoberrevolution eine Rede, indem er die aktuellen sowje-
tisch-albanischen Beziehungen analysierte und die Ursache
ihrer Verschlechterung in der sowohl antimarxistischen als
auch chauvinistischen Großmachtpolitik Chruschtschows
und seiner revisionistischen Gruppe sah. Im Gegenzug gab
er dem Wunsch und der Entschlossenheit der Partei und des
gesamten albanischen Volkes Ausdruck, als er unterstrich,
dass Albanien auch in Zukunft die Gefühle der aufrichtigen
Freundschaft zu den Brudervölkern der SU hegen würde.
(GESCHICHTE DER PARTEI DER ARBEIT ALBANIENS,
Verlag „NAIM FRASHERI“, Tirana -Albanien- 1971, Seiten
534/35)

Auf der chinesischen Seite wurde die Borschüre ‚Lenin über
„Der Imperialismus ist der Vorabend der sozialen Revolutuon
des Proletariats“ anlässlich des 90. Geburtstags Lenins‘ im
Verlag für fremdsprachige Literatur in Peking herausgegeben.
Diese bezieht sich auf die Schrift „Der Imperialismus als höchs-
tes Stadium des Kapitalismus“ (Vorwort zur französischen und
deutschen Ausgabe) in den Werken W. I. Lenins, Band 22, die
Seite 198. Sie leitete in China die Kulturrevolution (1966-1976)
ein.

Die SED stand auf der Seite Moskaus und attackierte daher
die albanischen Genossen und damit indirekt die KP Chinas
als „Dogmatiker“ und „Sektierer“. Aus diesem Grunde wollten
die deutschen Redakteure der chinesischen Linie nicht folgen.
Dementsprechend wurde eine Mitarbeit abgelehnt. (DIE DDR
UND CHINA -1949-1990-, Politik, Wirtschaft, Kultur, Akademie
Verlag, Berlin 1995, die Seiten 104, 328 – 330)

Das Rundfunkkomitee suchte folglich händeringend nach ei-
genen loyalen Redakteuren. Mit Fang Jingqian, Chen Hanli,
He Lian, Wu Weifang, Zou Fuxing und Dong Lianming konnte
die bestehende Lücke geschlossen werden. Frau Chen wurde
bekannt durch ihren Auftritt im PRESSECLUB der ARD.

Ende 1961 kehrten die ostdeutschen Experten auf eigenen
Wunsch in die ehemalige DDR zurück.

DIE GERMANISTIK IN JAPAN UND CHINA

AUTOR: Josef Theobald

Als Begründer der Germanistik in Japan gilt der aus Halberstadt
im Harz stammende Professor Friedrich Greil (1902-2003). Seit
1928 lebte Greil in Japan. Bekannt wurde er als Hochschullehrer
für die deutsche Sprache. Diesen Beruf übte er bis 1978 aus. U.
a. arbeitete er auch für Radio Japan (NHK). Viele Jahre war er
dort als Moderator tätig. Deshalb kennt der Autor Greil seit sei-
ner Jugend. Wegen seiner ausgezeichneten Arbeit erhielt er in
Japan einen hohen kaiserlichen Orden. In den Achtziger Jahren
erhielt er vom Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker das
Bundesverdienstkreuz am Bande.

Die Deutschkenntnisse sind aus diesem Grunde weit verbreitet.
Dennoch haben sie nicht mehr den Stellenwert wie vor Jahren.

In China war die Germanistik vor der Gründung der VR China
fast nicht existent. Lediglich wenige, wie der bekannte Dichter
Lu Xun (1881-1936), konnten Deutsch. In China entwickelte
sich langsam die Germanistik zu einer wissenschaftlichen Dis-
ziplin. Hier ist vor allem die Berliner Pädagogin und Diplomaten-
frau Käthe Zhao (1906-2005) zu nennen. Sie sorgte mit dafür,
dass das Fach DEUTSCH zu einer außerordentlichen Blüte
gelangte. Mit ein Grund dafür war der Aufenthalt des ehema-
ligen Ministerpräsidenten Zhou Enlai (1898-1976) und des
Marschalls Zhu De (1886-1976) in den Zwanziger Jahren in
Deutschland. Schon in den Siebziger Jahren hatte in China
die Germanistik ein solches Niveau erreicht, das gegenüber
den Ländern Russland und Ägypten gleichwertig war. Nach
der Kulturrevolution (1966-1976) konnten neue Lehrmetho-
den entwickelt und eingesesetzt werden. Diese waren dafür
verantwortlich, die deutsche Sprache in China weiter zu ver-
breiten. In China erscheinen auch deutschsprachige Publi-
kationen, wie die Wochenschrift BEIJING RUNDSCHAU
und die Zeitschrift CHINA HEUTE. Seit April 1960 sendet
RADIO CHINA INTERNATIONAL auch in Deutsch.

EIN WIEDERSEHEN NACH 45 JAHREN

AUTOR: Josef Theobald

Die Großeltern waren mit ihren zwei Töchtern im Ost-
harz evakuiert. Diese kamen damals bei einer Fami-
lie Försterling unter. Auch sie hatten eine Tochter im
gleichen Alter wie die ältere Tochter Gisela.

Nach der zweiten Evakuierung (Die Försterlings ta-
ten alles, dass die Großeltern erneut im Ostharz
evakuiert werden konnten) brach jeder Kontakt ab.
Die US-amerikanischen Truppen zogen sich zurück,
russische Einheiten nahmen deren Platz ein.

Die Försterlings bewohnten einen Erbhof. Die NSDAP
entdeckte die Bauernschaft als zuverlässige Mitglieder.
Das sollte sich mit dem Machtantritt der Kommunisten
rächen. Im Gegensatz zu Westdeutschland, in dem die
Landwirte als Agrarunternehmer einen Persilschein er-
hielten, wurden in der Sowjetzone alle Anhänger der
NSDAP verfolgt und in Internierungslagern inhaftiert.

Der Großvater war zu dieser Zeit öfters im Ostharz,
wo er die Försterlings bei der Abgabe von Naturalien
unterstützte. Im Saarland erhielten die Bürger bis zur
Rückgliederung einen Interzonenpass, der auch die
Einreise in die Sowjetzone ermöglichte. Mit einer
Aufenthaltserlaubnis war es schließlich möglich,
der Familie Försterling aktiv zu helfen. Bis in die
Siebziger Jahre wurden noch Weihnachtspakete
verschickt. Angesichts der Ausweitung des Aus-
senhandels konnte die DDR bisher knappe Güter,
wie Kaffee, Kakao, Gewürze usw., nun selbst be-
schaffen.

Bis 1961 waren es 2,7 Millionen Bauern, fast ein
Sechstel der Bevölkerung, die infolge der Kollek-
tivierung der Landwirtschaft die DDR verließen.
Die Försterlings blieben.

Nach dem Bau des Eisernen Vorhangs war der
Ostharz mit Halberstadt und Wernigerode ein
militärisches Sperrgebiet. Westbürger durften
dieses Gebiet nicht betreten.

Die Tante Gisela hatte vergeblich versucht, den
Kontakt zu den Försterlings aufzunehmen. Auch
der Versuch durch eine Mittelsperson scheiterte.

Erst 1990, als der Pensionärsverein der Dillinger
Hütte den Ostharz besuchte, bestand auf einmal
wieder die Gelegenheit, einen erneuten Kontakt
zu wagen. Die Tochter Anneliese lebte noch. Sie
war schon Urgroßmutter. Die Urenkeltochter hat
heute selbst ein Kind.

DER CHINESISCH-AMERIKANISCHE KONFLIKT

AUTOR: Josef Theobald

Den Briten folgten die US-Amerikaner. Der Vertrag von Wangxia gewährte den US-Amerikanern die gleichen Konditionen wie den Briten. Amerikanische Kriegsschiffe durften jeden Hafen anlaufen. Die Besatzungen mussten von den Qing-Beamten empfangen und versorgt werden.

Durch die handwerkliche Struktur Chinas war man der ausländischen Konkurrenz unterlegen. Den günstigeren Importwaren aus industrieller Produktion konnte man nichts entgegensetzen. Dann bildete sich die Klasse der Kompradoren heraus, die sich aus den Ausländern selbst oder angestellten Chinesen zusammensetzte. Diese hatten eigene Geschäfts- und Warenhäuser und waren im Im- und Exportgeschäft tätig. [1]

In einem Gespräch mit der amerikanischen Korrespondentin Anna Louise Strong äußerte sich Mao Zedong im August 1946 wie folgt: „Alle Reaktionäre sind Papiertiger. Dem Aussehen nach sind sie furchterregend, aber in Wirklichkeit sind sie gar nicht gar so mächtig.“ Damit meinte er die neue Atommacht USA. [2]

In seiner Rede „Über die Frage, ob der Imperialismus und alle Reaktionäre echte Tiger sind“ vom 1. Dezember 1958 stellte Mao fest: „Ich habe vor einigen Jahren diese Frage bereits beantwortet: Strategisch den Feind geringschätzen, taktisch aber ernstnehmen.“ [3]

Xi Jinping (geb. 1953) knüpfte an die Zeit der Fünfziger Jahre an, als Mao Zedong (1893-1976) Parteiführer und Staatsoberhaupt war. Sein Vater fiel 1962 in Ungnade, angeblich wegen mangelnder Loyalität. Ein Jahr später begann in China die Erziehungsbewegung. Das chinesische Volk sollte sich das Militär zum Vorbild nehmen. In der früheren Sowjetunion sprach man vom „Kasernensozialismus“. Von 1966 bis 1976 dauerte die Große Proletarische Kulturrevolution. In dieser Periode wurde die Gleichheit auf die Spitze getrieben (Uniformität). Schmuck und Make- Up waren verpönt. Schon damals patrouillierten Schiffe der US-Navy in der Taiwanstraße. Damals war man dagegen relativ hilflos. Mittlerweile wurde die chinesische Marine massiv ausgebaut und modernisiert. Im Ostchinesischen Meer verfügt man über einen zusätzlichen Stützpunkt. So kommen sich die US-Navy und die chinesische Volksmarine immer öfter näher. Ein militärischer Konflikt auf hoher See wäre dem- nach nicht auszuschließen.

ANMERKUNGEN
[1] Der Opiumkrieg, Verlag für fremdsprachige Literatur, 
Beijing 1977, die Seiten 93 – 114. 
[2] Mao Zedong, Ausgewählte Werke, Band IV, Verlag für 
fremdsprachige Literatur, Beijing 1969, Seite 101.
[3] Beijing Rundschau, Nr. 37/38 vom 17. 09. 1977, Seite 
7.

DER TAG „GRÜNDONNERSTAG“

AUTOR: Josef Theobald

„Gründonnerstag“ ist abgeleitet vom althochdeutschen „greinen“
= „weinen“. Denn am Gründonnerstag, dem Donnerstag in der
Karwoche, gedenkt die Kirche des letzten Abendmahles, das
Jesus Christus mit seinen Jüngern hielt. Aus der Sicht der frühen
Kirchentradition wird dies allgemein als Einsetzung der Eucharistie
verstanden. Im Anschluss an die Predigt kann nach biblischem
Vorbild die Fußwaschung von zwölf ausgesuchten Laien durch
den Priester erfolgen. Mit dieser symbolischen Handlung wird
daran erinnert, dass nach biblischer Überlieferung Jesus am
Vorabend seines Kreuzestodes seinen Jüngern als Zeichen
vorbehaltloser Dienstbereitschaft am Nächsten (Johannes
13,1-17) die Füße gewaschen hat. [1]

Eine andere Quelle spricht von der Erinnerung an die Büßer,
die früher an diesem Tag wieder in die Kirche aufgenommen
und dafür als sichtbares Zeichen mit jungem Grün geschmückt
wurden. Im Mittelalter war der Gründonnerstag auch unter dem
Namen „Antlasstag“ bekannt, was sich vom „Ablass“ – dem Er-
lass der Strafe für begangene Sünden – ableitet.

Teil der Zeremonien am Gründonnerstag ist die Weihe des
Salböls Chrisam. Es wurde früher aus Olivenöl mit etwas
Balsam hergestellt, heute werden auch noch weitere Aroma-
stoffe benutzt. Verwendet wird Chrisam bei Salbungen an-
lässlich der Taufe, bei Firmungen und bei der Priesterweihe,
aber auch bei der Weihe von Altären, Kirchen und Glocken.

In der katholischen Kirche verstummen am Gründonnerstag
bei der Messe nach dem „Gloria in Excelsis“ die Orgel und
die Glocken. Die Glocken erklingen erst wieder am Oster-
sonntag. [2]

ANMERKUNGEN
[1] Manfred Becker-Huberti / Ulrich Lotta, KATHOLISCH A-Z
(Das Handlexikon), Verlag Herder in Freiburg (Breisgau)
2009, Seiten 99/100.
[2] Die wichtigsten Feier- und Gedenktage (Religiöse und
nationale Feiertage weltweit), in Bertelsmann Chronik,
wissenmedia Verlag, Gütersloh/München 2009, Seite
25.

EINE FREIKIRCHLICHE GEMEINDE LÖST SICH AUF

AUTOR: Josef Theobald

Nach dem Tode von Herbert W. Armstrong (1892-1986) gab es
innerhalb der Weltweiten Kirche Gottes (WKG) sehr starke Ver-
änderungen. Zunächst wurden dessen Lehren verwässert. Das
Ziel der neuen Kirchenleitung, die aus russischen Einwanderern
bestand, war allerdings die Aufgabe der Lehren des Gründers
der Kirche. Man gab den Slogan heraus, dass die Christen unter
der Gnade Gottes stehen und deshalb nicht verpflichtet seien,
bestimmte Vorschriften der Kirche zu befolgen (Sabbat, Gottes
heilige Tage, Reinheit der Speisen usw.). Die Folge war daher
ein gewaltiger Mitgliederrückgang. Die Einnahmen der Kirche
brachen ein. Man war deshalb gezwungen, das Tafelsilber zu
verscherbeln (Auditorium, Universität). Letzter Akt war schließ-
lich der Verkauf der Rechte an den Schriften Herbert W. Arm-
strongs an die (Philadelphia) Posaune.

Ende der Neunziger Jahre wurde Carlheinz Hübner von dem
Verantwortlichen für Europa, Santiago Lange, als Leiter der
Gemeinde in Darmstadt eingesetzt. Darmstadt war zu dieser
Zeit ein Zentrum des Sabbatarismus in Westdeutschland. Im
Stadtteil Eberstadt befand sich das alte Medienzentrum der
Siebenten-Tags-Adventisten.

In der Kirche Gottes unter Andrew Dugger (1886-1975) war
die Ablehnung der Dreieinigkeitsglaubens eine zentrale Lehre.
Als Herbert W. Armstrong mit der Radioarbeit begann, hat er
diese und andere Lehren lediglich übernommen. In seinen
Schriften hat er diese Lehren nur weiterentwickelt.

Carlheinz Hübner wollte mit seiner resoluten Haltung die
Ablehnung des Dreieinigkeitsglaubens in der Gemeinde
Darmstadt unterbinden. Doch hatte dieser relativ wenig
Glück. Jahre später erfuhr der Autor, dass die Gemeinde
in Darmstadt nicht mehr existiert.

ANMERKUNG

Damals hatte sich der Autor intensiv mit der Sabbatarier-
szene beschäftigt. Aus diesem Grunde hatte er viele Jahre
Kontakt zu den diversen Gruppen in Darmstadt, Möckern-
Friedensau, Berlin, Bonn und Henley-in-Arden (UK). In
Großbritannien ist Herbert W. Armstrong immer noch hoch
im Kurs. Hier gibt es eine Campingplatz-Mission. Der ehe-
malige Leiter der WKG-Gemeinde in Darmstadt war aus
Eppelborn.