RADIO KOREA – das Alternativprogramm aus Fernost

AUTOR: Josef Theobald

Mit einem dreitägigen Sonderprogramm vom 1. bis 3. Mai 1981
eröffnet RADIO KOREA ein künftig tägliches Deutschprogramm.
Damit kamen aus drei Ländern in Fernost tägliche Sendungen in
deutscher Sprache. [1] Als nun die Sendungen der KBS begannen,
glaubte niemand so recht an ein alternatives Programm aus Fernost.
Einige Monate später war man doch angenehm überrascht über die
sehr flotte halbstündige Sendung mit Nachrichten, Kulturbeiträgen
und Informationen über das Zeitgeschehen.

Über den Süden Koreas wussten damals die Deutschen relativ
wenig. [2] Die südkoreanische Wirtschaft lag viele Jahre nach
dem Koreakrieg am Boden. 1972 haben Vertreter der koreani-
schen Behörden in Seoul südkoreanisch-japanische Minister-
verhandlungen mit den südkoreanischen Machthabern durch-
geführt. Sie vereinbarten ein „Abkommen über das Eigentums-
recht der Industrie“ zu schließen, wofür der südkoreanischen
Reaktion Wirtschaftshilfe gewährt wird. Unter der damaligen
Militärregierung setzte der wirtschaftliche Aufschwung ein. In
der Zeit der Militärregierungen waren allerdings Repressalien
gegen die eigene Bevölkerung keine Seltenheit. Mit der Zeit
wurde Südkorea ein moderner und exportorientierter Industrie-
staat. In den Achtziger und Anfang der Neunziger Jahre war
Südkorea neben Singapur, Hongkong und Taiwan einer der
vier „Tigerstaaten“ Ostasiens. Dank der guten Ausbildung
bildete sich eine junge Unternehmergeneration heraus, die
heute Großkonzerne dirigiert. Daher gehört heute der Süden
nun zu den 15 führenden Handelsnationen der Welt. [3]

Auch RADIO KOREA war bemüht, diese Informationslücke zu
schließen. So hieß es wörtlich: „Wir werden uns bemühen, das
Programm so zu gestalten, dass sie über Korea, die koreanische
Kultur und deren Mentalität mehr erfahren können.“

Das kleine Team der Deutschen Redaktion bestand damals aus
nur fünf Personen: 2 Damen und 3 Herren. Der Nachrichten- und
Kommentarsprecher war deutschstämmig. Alle anderen waren je-
doch Koreaner. [2] Der deutsche Kollege hieß Fabian von Klitzing,
der heute für den Bayerischen Rundfunk in München arbeitet.

Der Koreaner ist nicht nur gastfreundlich, sondern auch hörerfreund-
lich. So werden Vorschläge beachtet und bei Möglichkeit auch in die
Tat umgesetzt.

Die koreanische Denkweise ist auch heute noch unmittelbar mit den
Gegebenheiten der Natur verbunden. Da Korea einst ein Teil Chinas
war, spielt hier der konfuzianische Einfluss keine unwesentliche Rolle.

Überschattet ist die Realität von der Teilung Koreas, die sich am 38.
Breitengrad manifestiert. Daraus ergeben sich laufend Spannungen
an der Demarkationslinie. RADIO KOREA hat es sich aber zur Auf-
gabe gemacht, über die Ereignisse im Norden zu berichten. Für den
Hörer ist es aber schwer, den Wahrheitsgehalt zu überprüfen. Eines
steht nur fest, dass der Norden Koreas bislang nur eingeschränkt re-
formfähig war. Ob dies künftig der Fall sein wird, wird sich aber noch
zeigen müssen.

Neben Beiträgen aus dem koreanischen Kulturleben und aus dem
Bereich der koreanischen Musik gab es 1981 ebenfalls einen Hörer-
briefkasten und ein Programm für Kurzwellenhörer am Sonntag. Hier
beschäftigte man sich sowohl mit den Empfangsberichten als auch mit
den eingesandten Hörerbriefen.

Wörtlich hieß es damals weiter: „Tradition und Fortschritt haben hier
in Korea eine wirkliche Einheit geformt, die eine Reise durch’s Land
zum ständig neuen Erlebnis werden lassen.“ So wirbt man für eine
Reise nach Korea. Für Deutsche ist Korea in maximal 22 Stunden
mit einem Flugzeug zu erreichen, über die Polarroute sogar in 17
Stunden. Deutsche brauchen kein Visum. Mit einem Reisepass
darf man sich bis 3 Monate als Tourist aufhalten. Der Fremde
wird als Gast behandelt und trifft überall auf freundliche Hilfs-
bereitschaft. Im traditionellen Landgasthaus kommt man direkt
mit der koreanischen Lebensweise in Kontakt. [2]

Heute nennt man sich KBS WORLD RADIO. Auf der Kurzwelle sendet
man heute in Deutsch von 20.00 – 21.00 Uhr (UTC) im 75-m-Europa-
band auf der Frequenz 3955 kHz über das britische Relais SKELTON.
Weiterhin ist das Programm über das Internet direkt von der deutschen
Webseite aus zu verfolgen. Ebenso bietet man die Möglichkeit des Ra-
dio Podcast an.

ANMERKUNGEN
[1] kurzwelle aktuell, Das Kurzwellenjahr im Zeitraffer,
Mai 1981.
[2] KURIER der ADDX, Nr. 15/1981, Seiten 7 + 8.
[3] Isabella Ackerl, Die Staaten der Erde (Europa und
Asien
), Matrix Verlag, Wiesbaden 2007, Seite 114.