DIE MENNONITEN AN DER SAAR

AUTOR: Josef Theobald

Die ehemals im Saarlouiser Kreisgebiet ansässigen Mennoniten
stammten aus der Schweiz. Im Regierungsbezirk Trier wurden
1846 140 Mennoniten gezählt. Sie zählten zu den Wiedertäufern
und waren viele Jahre Teil der Herrnhuter Gemeinde unter ihrem
Bischof, dem Grafen von Zinzendorf.

Die Mennoniten waren in der Landwirtschaft tätig, pachteten be-
sonders Höfe oder legten solche in leeren, ungünstigen Landge-
bieten an und kultivierten dieselben. Manche Neuerungen in der
Landwirtschaft, so der Kleeanbau, ist ihnen zu verdanken. Denn
sie verfügten in vielen Bereichen über Spezialkenntnisse. Formal
hatten die Mennoniten eine bessere Bildung, von der die benach-
barten Bauern profitierten. Viele von ihnen betrieben auch das
Müllergewerbe und die Linnenweberei.

Zur Ausübung ihrer religiösen Tätigkeiten waren die Mennoniten
zu Sippenverbänden zusammengeschlossen und unterstanden
einer straffen Kirchenorganisation. Sie hatten ein großes Gott-
vertrauen und unterzogen sich demnach einer streng kirchlichen
Disziplin. Heiraten fanden nur innerhalb ihrer Gemeinschaft statt.

Die Verbreitung der Mennoniten wuchs hauptsächlich in der nach
den napoleonischen Kriegen einsetzenden längeren Friedenszeit.
Waren es 1823/27 noch 20 Mennoniten, so stieg deren Zahl 1850
auf 73. Nach zahlreichen Schwankungen erreichte man 1868 die
Zahl 24. Im Jahre 1882 gab es nur noch eine Familie mit ihren fünf
Kindern, die von einer Witwe versorgt wurde. Sie bewirtschafteten
den Geisweiler Hof bei Schmelz-Außen.

Die Gründe für das Verschwinden liegt in der Verweigerung des
Dienstes an der Waffe. Mit der zunehmenden Mobilisierung von
Soldaten fiel die Lebensgrundlage für diese Sondergruppe weg.
Vermutlich zogen die Mennoniten in mehreren Wellen weiter in
die Ukraine, so dass es 1914 im russischen Reich etwa 100.000
Anhänger in den zahlreichen, teils selbständigen Siedlungen gab.

Anton Delges sind die meisten Informationen zu verdanken, der
im Heimatkundlichen Jahrbuch des Landkreises Saarlouis für das
Jahr 1966 (Seite 322) über die Mennoniten schrieb. Der Autor hat
diese lediglich durch andere Quellen ergänzt.