110 JAHRE HAUPTBAHNHOF SAARLOUIS

AUTOR: Josef Theobald

Der erste Staatsbahnhof auf dem Territorium des heutigen
Saarlouis wurde im Zuge des Baus der Saarstrecke am 16.
Dezember 1858 in Fraulautern eröffnet. Saarlouis selbst war 
dadurch allerdings von Eisenbahnverkehr abgeschnitten, was
die wirtschaftliche Entwicklung behinderte, zumal die Stadt
durch die Desarmierung der Festungsanlagen seine Fläche
bedeutend vergrößerte. Wirtschaftlich wurde die Stadt hinter
die Nachbargemeinden Dillingen und Bous zurückgeworfen.
Dies führte zunächst zum Bau der Straßen- und Kleinbahnen
im Kreis Saarlouis. Außerdem setzte sich die Stadt für den
Neubau eines Bahnhofs ein und gemeindete den heutigen
Stadtteil Roden ein, um auf dessen Gebiet einen Bahnhof
zu errichten. Am 20. Dezember 1910 morgens gegen 5.00
Uhr lief der erste Zug der Deutschen Reichsbahn im neu
erbauten Staatsbahnhof Saarlouis ein. Während der Zeit
des Nationalsozialismus hieß der Bahnhof „Saarlautern“,
bevor er im November 1945 wieder in „Saarlouis“ umbe-
nannt wurde.

Vor dem Krieg wurde die Saarstrecke von Dampflokomotiven
befahren. Bekannt ist hier die preußische P8 (Baureihe 38).
Nach dem Krieg war diese Lok im D-Zugdienst eingesetzt.
Dazu gesellte sich die preußische T18 (Baureihe 78), die
im Nahverkehr eingesetzt war. Im Güterverkehr waren die
Kriegsloks (ab Baureihe 50) im Betrieb. In den Sechziger
Jahren wurde der Fuhrpark an höhere Geschwindigkeiten
angepasst. Im D-Zugverkehr waren Diesellokomotiven der
Baureihe 220 eingesetzt, die später von der Baureihe 218
abgelöst wurde. Im Nahverkehr wurden die noch einsatz-
fähigen Kriegsloks technisch überarbeitet. Sie erhielten
einen neuen Heizkessel, so dass ein Einsatz sowohl im
Personen- als auch im Güterverkehr möglich wurde. Mit
dem Sommerfahrplan 1972 wurde die Strecke nach Saar-
hölzbach im Nahverkehr von Elektroloks befahren. 1973
war auch die Strecke nach Trier elektrifiziert.

In den Hochzeiten des Bahnhofs beherbergte man neben
der Fahrkartenausgabe eine Gepäck- und Stückgutabfer-
tigung, eine Bahnhofsgaststätte und einen Bahnhofskiosk.
Im Seitentrakt war ein Abfertigungsschalter für Bundes-
bahnbedienstete untergebracht.

Seit 1897 betrieb die Stadt Saarlouis schon eine dampf-
betriebene Kleinbahn. Der älteste Abschnitt war die ab
Ende Juli 1897 betriebene Strecke zwischen Ensdorf
und Wallerfangen. 1906 gab es schon einen Abzweig
zum Staatsbahnhof Saarlouis. Später wurden die be-
triebenen Strecken elektrifiziert, um eine Integration
des Personenverkehrs in das Straßenbahnnetz zu
erreichen. Nach dem Krieg erlebte die Kleinbahn
eine kurze Hochphase. Das Straßenbahnnetz, das
10 Linien umfasste, ist in den Jahren 1953/60 still-
gelegt und auf Busbetrieb umgestellt worden. Als
letzte Strecke wurde 1964 die nach Creutzwald
(Bergwerk „La Houve“) stillgelegt.

Zum 31. 10. 1922 brachte der Kreis Saarlouis seine
Klein- und Straßenbahnen in das 1913 gegründete
Unternehmen „Kraft- und Verkehrswerke AG Saar-
louis“ (KRAVAG) ein. Dieser Firmenname wurde
zum 27. 09. 1940 in „Kreisverkehrsbetriebe Saar-
lautern AG“ geändert. Nach dem Ende des II. Welt-
kriegs änderte das Unternehmen seinen Namen
in „Kreisverkehrsbetriebe Saarlouis AG“.

Verwendete Literatur:
– Gerd Wolff, Deutsche Klein- und Privatbahnen,
Teil 4: Hessen/Rheinland-Pfalz/Saar, Verlag
Wolfgang Zeunert, Ausgabe 1975, die Seiten
49 – 53.
– Michael Kochems / Dieter Höltge, Straßen-
und Stadtbahnen in Deutschland, Band 12:
Rheinland-Pfalz/Sarland, EK-Verlag, Nach-
druck der Ausgabe 2011, Seiten 370 – 381.
– WIKIPEDIA, Stichwort: Eisenbahnen des
Saarlandes.
– Diverse Lok-Typen-Handbücher.