Das Saarland in der Nachkriegszeit 1945 bis 1959

Vortrag: Helmut Grein
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs im Mai 1945 wurde Deutschland von den alliierten Siegermächten in Besatzungszonen aufgeteilt.
Das Saarland, das bereits nach dem Ersten Weltkrieg für mehrere Jahre unter Völkerbundmandat gestellt worden war, wurde erneut von Deutschland abgetrennt und der französischen Besatzungszone zugeschlagen.
Frankreich verfolgte dabei von Beginn an eine Politik, die darauf abzielte, das Saarland wirtschaftlich und politisch dauerhaft an sich zu binden. Die Motive dafür waren vielfältig:
Die Kontrolle über die riesigen Saar-Kohlevorkommen und die Stahlindustrie der Region war für den französischen Wiederaufbau von entscheidender Bedeutung.
Durch die Abtrennung einer wichtigen Industrieregierung wollte man ein wiedererstarkendes Deutschland schwächen und eine Pufferzone schaffen.
Die Nutzung der saarländischen Ressourcen wurde auch als eine Form der Reparation für die im Krieg erlittenen Verwüstungen angesehen.
Am 22. Dezember 1947 wurde diese Sonderstellung formalisiert. Das Saarland wurde aus der französischen Besatzungszone ausgegliedert und erhielt eine begrenzte politische Autonomie als eigenständiger „Saarstaat“ (offiziell: Saarland).
Die Verfassung des Saarlandes von 1947 garantierte zwar eine eigene Regierung unter dem Ministerpräsidenten Johannes Hoffmann, doch die Realität war eine starke wirtschaftliche und außenpolitische Abhängigkeit von Frankreich:
Die Saar-Wirtschaft wurde in das französische Währungs- und Zollsystem integriert (Franc-Währung).
Frankreich übernahm die Vertretung der saarländischen Interessen im Ausland.
Diese enge Bindung war in der saarländischen Bevölkerung von Anfang an umstritten. Viele Saarländer fühlten sich kulturell und historisch Deutschland zugehörig und lehnten den Sonderstatus als Fremdbestimmung ab.
In den frühen 1950er Jahren suchten Frankreich und Deutschland nach einer Lösung für die „Saarfrage“. Der französische Ministerpräsident Pierre Mendès France und der deutsche Bundeskanzler Konrad Adenauer entwickelten einen Kompromiss: das sogenannte Europäische Statut.
Dieser Plan sah vor, das Saarland nicht einfach an Deutschland zurückzugeben, sondern unter die Aufsicht einer europäischen Institution zu stellen, der West europäischen Union (WEU). Es sollte zu einer Art „europäisiertem“ Territorium werden, mit eigener Regierung, aber wirtschaftlich an beide Nachbarn angebunden. Für viele schien dies ein wegweisendes Modell für die junge europäische Integration zu sein.
Über dieses Statut wurde am 23. Oktober 1955 eine Volksabstimmung im Saarland abgehalten. Das Ergebnis war eine klare und für die Befürworter überraschende Absage: 67,7 % der Wähler stimmten dagegen.
Die Ablehnung hatte mehrere Gründe:
Der Wunsch, vollständig und ohne Einschränkungen zur Bundesrepublik Deutschland zurückzukehren, war in der Bevölkerung sehr stark.
Misstrauen gegenüber dem Statut: Viele Saarländer fürchteten, dass das Statut lediglich die französische Vorherrschaft in einem europäischen Mäntelchen fortsetzen würde, ohne echte Selbstbestimmung zu gewähren.
Der wirtschaftliche Aufschwung im „Wirtschaftswunderland“ Bundesrepublik war attraktiver als die weiterhin enge Bindung an Frankreich.
Die deutliche Ablehnung des Europäischen Statuts durch die Bevölkerung ließ keinen Raum für andere Interpretationen. Frankreich akzeptierte den demokratischen Willen der Saarländer.
In der Folge wurden die Saarverträge („Vertrag von Luxemburg“) ausgehandelt, die die Rückgliederung des Saarlandes in die Bundesrepublik Deutschland zum 1. Januar 1957 regelten. PWirtschaftlich vollzog sich die Rückkehr jedoch erst später: Am 6. Juli 1959 („Tag X“) wurde die D-Mark offizielles Zahlungsmittel im Saarland und löste den Französischen Franc ab.

von er Volksbefragung zur kleinen Wiedervereinigung

Dienstag, 21.10.2025, 18.00 Uhr: Vortrag Michael Altmeyer, Mitglied des Rodena Heimatkundevereins, in der Victor´s Residenz, Saal New York, Bahnhofsallee 5-7, 66740 Saarlouis
Der Text des Autors über die „Volksbefragung für eine kleine Wiedervereinigung“ ist mehr als nur eine reine Geschichtsdarstellung. Er nimmt den Leser mit in eine Zeit tiefgreifender gesellschaftlicher und politischer Umbrüche.
Der Autor beschreibt dabei nicht nur die konkreten politischen Schritte und diplomatischen Verhandlungen, die es damals gab. Genauso wichtig ist ihm, die Stimmung in der Bevölkerung zu vermitteln. Er erklärt, wie die Menschen dachten und fühlten, als sich die Welt gerade in zwei gegnerische Blöcke – Ost und West – aufzuteilen begann und dies den Alltag aller beeinflusste.

Feierliche Ausstellungseröffnung zum 70. Jahrestag der Volksbefragung über das Saarstatut

Der Heimatkundeverein „Rodena“ e.V. Roden gedenkt des 70. Jahrestags der Volksbefragung über das Saarstatut mit einer feierlichen Ausstellungseröffnung, die sich intensiv mit diesem prägenden Ereignis der saarländischen Geschichte auseinandersetzt.
Im Mittelpunkt der Ausstellung steht das politische Wirken und Vermächtnis des ersten Ministerpräsidenten des Saarlandes, Johannes Hoffmann – landläufig auch liebevoll „Joho“ genannt.
Die Veranstaltung wurde durch Rosa-Maria Kiefer-Paulus offiziell eröffnet, die die Gäste begrüßte.
Die Schirmherrschaft hatte Oberbürgermeister Marc Speicher übernommen, der in seiner Rede die historische Bedeutung der Volksbefragung für die Region würdigte.
Ein besonderer inhaltlicher Höhepunkt des Abends war der persönliche Beitrag von Dr. Christine Reiter. Als Enkeltochter von Johannes Hoffmann hatte sie in ihrer Rede einzigartige Einblicke in das Leben und Wirken ihres Großvaters aus familiärer Perspektive gegeben.
Eine musikalische Begleitung umrahmte die Feierstunde stimmungsvoll.
Im Anschluss an die offiziellen Reden und Darbietungen waren alle Gäste eingeladen, die Ausstellung bei einem Stehempfang zu besichtigen und sich bei Gesprächen auszutauschen.

Stefan Seiwert – Mein erster Schultag

Mein erster Schultag: Eine Reise in den September 1968
Der 1. September 1968 ist ein Datum, das sich mir unauslöschlich ins Gedächtnis gebrannt hat – der Tag meiner Einschulung. Auch nach all den Jahren sind die Bilder dieses Tages in meiner Erinnerung so lebhaft und klar, als wäre es erst gestern gewesen.
Die Aufregung am Morgen war kaum in Worte zu fassen. Für den großen Auftritt war ich mit einer klassischen, sorgfältig ausgewählten Kleidung ausgestattet: Ich trug einen hellblauen Pullover mit kurzen Armen, dazu eine kurze braune Hose, hellblaue Kniestrümpfe und nagelneue braune Halbschuhe, die bei jedem Schritt auf dem Boden knarrten. An meiner Seite hing mein allererstes und wichtigstes Accessoire: ein brauner Schulranzen. In ihm befanden sich die Schätze, die fortan meinen Alltag prägen sollten – ein Lesebuch, das noch nach neuem Papier roch, eine Griffeldose mit den ersten Stiften und eine Schiefertafel mit feinen Linien, auf der ich das Schreiben lernen würde.
Doch der unbestrittene Star des Tages war die riesengroße Schultüte in meinen Armen. Sie war ein Meisterwerk in glänzendem Gold und Blau, geheimnisvoll und verlockend zugleich. Die Vorfreude auf ihren Inhalt war kaum auszuhalten, doch die strenge Regel lautete: Sie durfte erst geöffnet werden, wenn wir wieder sicher zu Hause waren. Diese Geduldsprobe war wohl meine erste kleine schulische Lektion.
Damals, in Roden, war das Schulsystem noch streng nach Geschlechtern getrennt. Während wir Jungen die Römerbergschule besuchten, gingen die Mädchen in die Donatusschule.
Unser Jahrgang war außergewöhnlich stark, sodass jede erste Klasse stolze 30 Schüler zählte. Unser Klassenlehrer, Herr Delles, erwies sich gleich am ersten Tag als einfühlsamer Pädagoge. Um die Herausforderung zu meistern, sich all unsere Namen einzuprägen, startete er ein kleines Namensspiel mit uns. Das lockerte die angespannte Atmosphäre auf und ließ uns erste Hemmungen abbauen. Den Abschluss dieses aufregenden Tages bildete eine vorgetragene Geschichte aus seinem Mund, die uns gebannt zuhören ließ.
Unser Weg zur Schule und zurück war ein täglicher Fußmarsch, den wir selbständig zurücklegten. Diese Gänge durch das Dorf, oft in kleinen Gruppen mit anderen Kindern, waren fester Bestandteil des Tages und ein Stück früher Unabhängigkeit.
Dieser erste Schultag war nicht nur der Beginn meiner Schulbildung, sondern auch ein lebendiges Stück Zeitgeschichte, das die Werte und Gepflogenheiten einer vergangenen Ära widerspiegelt.

Elektrischen Straßenbahn in Saarlouis

Im Jahr 1913 nahm die elektrische Straßenbahn in Saarlouis ihren Betrieb auf. Mehrere Linien verbanden den neuen Staatsbahnhof mit Fraulautern, Dillingen, Nalbach, Ensdorf, Schwalbach, Saarwellingen und Wadgassen. Verantwortlich für den Betrieb war die Eisenbahnbau-Gesellschaft Becker & Co GmbH aus Berlin.
Ab 1953 wurden die ersten Teilstrecken – unter anderem nach Lisdorf, Wadgassen und Ensdorf – stillgelegt und 1960 fuhr die letzte Straßenbahnlinie nach Hülzweiler und markierte damit das endgültige Aus. Die Straßenbahnverbindungen wurden nach und nach durch Omnibuslinien ersetzt.
Die Straßenbahn förderte maßgeblich die Entwicklung der Stadt und ihres Umlands. Mit der Stilllegung endete ein prägendes Kapitel der Stadtgeschichte und eine Ära ging zu Ende.
Straßenbahn in den Fliesen
Fotoquelle: Ludger Kenning: www.drehscheibe-foren.de

Donatusschule Roden – ein Stück Geschichte

Ist möglicherweise ein Bild von 8 Personen, Straße und Menschenmasse

Die Donatusschule Roden – ein Stück Geschichte, das zu verblassen droht. Schon seit Jahren existiert die traditionsreiche Mädchenschule nicht mehr. Doch ihre Erinnerungen sollen nicht verloren gehen! Wir suchen nach Fotos, Dokumenten und persönlichen Geschichten, die das Leben und den Alltag an der Donatusschule lebendig werden lassen. Eine Schulchronik fehlt – deshalb sind Ihre Erinnerungen jetzt besonders wertvoll!
Wer besitzt alte Klassenfotos, Zeugnisse, Briefe oder kann von besonderen Momenten berichten? Jede kleine Anekdote, jedes Bild hilft, das Vermächtnis dieser Schule zu bewahren. Senden Sie Ihre Beiträge bitte an: rodena-heimatkundeverein-roden@email.de. Helfen Sie mit, die Geschichte der Donatusschule für kommende Generationen zu erhalten!
Bildquelle: Museum Saarlouis

Einweihung des Schwester-Hermiona-Wegs in Saarlouis-Roden

Am 17. Juni 2025 wurde in Saarlouis-Roden ein besonderes Zeichen gesetzt: Der Schwester-Hermiona-Weg wurde feierlich eingeweiht. Nach der herzlichen Begrüßung durch Oberbürgermeister Marc Speicher hieß Dr. Claudia Wiotte-Franz, Geschäftsführerin der Frauen im Lokalen Bündnis für Familie Saarlouis, die zahlreichen Gäste willkommen.

Im Anschluss überbrachte Schwester Ingrid das Grußwort der Provinzoberin Schwester Angela-Maria, gefolgt von einer weiteren Botschaft von Schwester Sabine, die durch Schwester Regine verlesen wurde. Eine besondere Note erhielt die Feier durch eine Videobotschaft von Schwester Walburga.

Rosa-Maria Kiefer-Paulus vom Rodener Heimatkundeverein Rodena widmete Schwester Hermiona sehr persönliche Worte. Sie dankte besonders Oberbürgermeister Marc Speicher, der Stadtverwaltung und allen Beteiligten für die Ehrung der „Mutter von Roden“.

Im Interview mit Dr. Claudia Wiotte-Franz schilderte Rosa-Maria Kiefer-Paulus eindrucksvoll, wie Schwester Hermiona nach Roden kam und welche bleibenden Verdienste sie sich für den Stadtteil erworben hat. Alois Rau vom Geschichtskreis beleuchtete die Rolle der Missionsschwestern bei der Entwicklung von Roden.

Schwester Ingrid Geissler vom Orden der Missionsschwestern vom Kostbaren Blut und dem Netzwerk Afrika in Bonn berichtete von ihren Beweggründen für den Ordenseintritt und hob die heutige Bedeutung des Ordens hervor.

Musikalisch wurde die Veranstaltung von der Musikschule Mezzoforte Roden begleitet und sorgte für einen feierlichen Rahmen.

 

 

 

 

Schwester Hermiona-Weg

 Wir freuen uns sehr, dass unser Oberbürgermeister Marc Speicher, obwohl er erst kurze Zeit im Amt ist, den Rodena-Antrag vom 21. November 2021 aufgegriffen und umgehend Maßnahmen ergriffen hat, um ein Gässchen in Roden nach der „Mutter von Roden“, Schwester Hermiona, zu benennen. Dafür möchten wir ihm herzlich danken! Ebenso gebührt unser Dank dem Stadtrat, der dem Vorschlag des Oberbürgermeisters einstimmig zugestimmt hat.
Die feierliche Einweihung des „Schwester-Hermiona-Weges“ findet am Dienstag, den 17. Juni, um 16 Uhr statt. Treffpunkt ist der Thelen-Garten in Roden.

Maitour – Eine (wahre) Geschichte von Walter Schmolensky

Rodener Kinder mussten während den Evakuierungen im 2. Weltkrieg an den jeweiligen Schulen häufig einen Aufsatz über ihre Heimat schreiben.

So auch mein Cousin Benno, der den nachstehenden Aufsatz so – oder so ähnlich – geschrieben haben soll:

Mai-jtua

Am Owend, nohem Nahtessen, saht der Papa: „Dir Kenner, jetz awwer dapperdommeldich ennet Bett, mor Moi-en machema en aller Herrgottsfrai-jh en Mai-jtua.“

Moi-ens semma, wie emma, omm sechs Auer wach genn, weil de Mama de Owen angemach- und laut met der Kiss drenn rommgestocheld hat.

No-hem Kaffee, ma wooren gewäscht onngeschdrählt, hamma langk Strempb onne dick Box met Gali-jer ahngezoh. Et wor-joh grad mol Aafang Ma-ij, onn et hatt draußen noch en besselchin gekälzt. Befohr ma gang senn, mennt de Mama noch:

„Jetza gehen net zu weit, sonscht handa noi-ja dick Ploodern an de Fä-iß onn wie die zengern, datt wäsen jo-h. Papa, onn Dau, zi-escht am beschten noch dicka Chemisett wegen der Kält ahn!“ Ma wooren grad off da Schwell onn hodden noch de Schlenk en da Hand, do mennt da Papa zu uhs Kenner:

„Mir ge-hen jetz erscht mol langes de Häi-ser, onn do, wohett am beschten rie-cht, do gehma dann noh user Mai-jtua renn essen!“

Do hann a-ich so bei mir gedänkt:
„So gutt, wi-ett bei der Mama rie-cht, wenn se Rend fläschsopp met Marchklees, Rollladen met blo-hem Kappes onn Pirre macht, onn hennerher Krimmelkouchen backt, so gutt, kannet bei anner leit gaah-nett rie-chen.“

Von dahemm aus semma erscht durch die kleen Rath, durchett Rosenkranzgässelchen onn durch all anner Gässelcha gang, bis zur Onnerfürung am Pälzer Hoff en da Häerengass. Von doo aus semma en de Gäerten gang.

Et woor so en scheener Mai-jendach. De Sonn woor schon lang off onn de Vichel hann getrellert. Enn de Gäerten hann de Leit geschafft, der alt Struwwels Kuller, der bai-em Kaatenschpillen emmer gefautelt hodd onn der ewich läedich Kiefer Jäeb aus da Häerrengass. Emm erschten Gaaten, am Bonka, wohrett Schossewinn de Bloumen am gie-ssen. Millasch Loni, datt de Leit Greschpennes nannten onnet Schammbasch Gret, hodden nommel de Naupen. Geejenseitich hann se sich ihren Buddick onn ihr Gemelter emm jeweiligen Gaaten vorgehall. Die zwa-i hodden ewich Zores. Awwer owens woor alles vagess onn die zwai hann nommel sesammen gema-it. Em Noobergaaten hat die alt Plantasch Mi-em enn da Sonn gehuckt onn ihr Gempschin gehall, während et Enkelchin onner de Droschel- onn Trusselstraicher ett Schessmous geroppt hadd. Der Bockmatz, der alt Krebeler onn Neimärder, der met de Geisen en de Wies gang es, hodd de Papa gefroot:

„O-leck, Alwis, wo ge-äscht Dau dann enn aller Herrgottsfrai-jh schonn met de Kenner hin“? „Mir machen en Mai-jtour, saht der Papa“! „Scheen, scheen“ mennt de Bockmatz, onn ess met de Geisen weider getroddelt.

Am kleenen Dohlen, der onner da Bahn en de Sandkaul geht, hamma die erscht Paus gemacht. Em Dohlen woor en Quell on doraus hamma Wasser getronk onn us Schmären met Leoner vom Mätzger Wick aus da Schoolgass gess.

Dannoh semma emma langes de Bahn bis owen an de Brouchwech gang. Von do iwwer de Schinnen onn iwwer de Rederberch ennett Kom-munistenveertel en de Fälder. Zweschen Gromper-schtecker onn Koorschtecker am Kirchjoff fobei, bis zum Buddches Käller. Onn he-jh wo-or user Mai- jtour se enn.

Befor ma bai maim Onkel Josef sei Haus onn beim Hesdenz fobei hemm gang senn, hamma us onner de Premmen noch hingehuckt onn off Roden ronnergelout onn dobei gedänkt:

„Et es doch scheen, user Hämm, user Roden!“

„Onn haut am Dach, enn da Frem,
wo ai-ch den Aufsatz lo schreiwen mouss,
mecht ai-ch hämm,
neischt wie hämm no Roden!!!!“

Mit diesen Worten endet der Aufsatz.

Nach dem die Lehrerin die Aufsätze korrigiert hatte, kam sie völlig aufgelöst in die Schule. In der Klasse, den Tränen nahe, gab sie meinem Cousin seinen Aufsatz zurück und fragte ihn:

„Kind, wo kommst Du her, wo spricht man diese Sprache?
„Ei enn Roden, Fräulein, enn Roden!“

 

Nachstehend die Übersetzung des vorangegangenen Aufsatzes für all jene, die die Rodener Sprache nicht verstehen, diese verlernt oder vergessen haben:

Maitour

Eines abends, nach dem Abendessen, sagte unser Papa: „Ihr Kinder, jetzt aber schnell ins Bett, morgen machen wir in aller Herrgottsfrühe eine kleine Maitour durch Roden.“

Am Morgen sind wir wie immer, gegen sechs Uhr wach geworden, weil die Mama den Ofen angefacht und laut mit dem Schürhaken sauber gemacht hat.

Nach dem Frühstück, wir Kinder waren gewaschen und gekämmt, haben wir lange Strümpfe und eine dicke Hose mit Hosenträger anziehen müssen, weil es im Mai morgens noch empfindlich kühl war. Bevor wir das Haus verließen, sagte die Mutter noch:

„Jetzt geht nicht zu weit, sonst habt ihr am Abend Blasen an den Füßen und wie die schmerzen, das wisst ihr ja. Und Du Papa, „Du ziehst wegen der Kühle doch besser ein dickeres Hemd an“! Wir waren auf der Türschwelle und hatten noch die Klinke in der Hand als Papa sagte:

„Wir gehen erst einmal an den Häusern entlang und aus dem Haus, aus dem es am besten riecht, da kehren wir dann nach unserer Tour zum Essen ein“! Da habe ich so bei mir gedacht:

“So gut, wie es bei der Mama duftet, wenn sie Rindfleischsuppe mit Marklösschen kocht, Rollladen mit Rotkraut und Püree dazu und danach Streuselkuchen backt, so gut kann es bei anderen Leuten gar nicht riechen!“

Zunächst sind wir hinter den Häusern durch die kleine und die große Rathstraße, durch den Alten Weg, durch das Rosenkranzgässchen bis zur Bahnunterführung an der Gaststätte Pfälzer Hof in der Herrenstraße gegangen. Es war ein sehr schöner Maientag. Die Sonne schien vom wolkenlosen Himmel und in der lauen Frühlingsluft zwitscherten die Vögel.

In den Schrebergärten arbeiteten die Leute, der„Struwwels Kulla“, der beim Kartenspiel gerne schummelte und der ewig müde und lustlose „Kiefer Jakob“ aus der Herrenstraße. Am Anfang der Gartenanlage dort, wo sich der inzwischen gesprengte Bunker befand, goss „Josefine Massonne“ aus dem Schloss die Blumen. „Elenore Müller, die man wegen ihrer mageren dünnen Figur nur „Greschpennes“ nannte und die oft mürrische „Frau Schamper“, stritten wieder einmal miteinander. Gegenseitig warfen sie sich ihre Unordnung und das Gerümpel im jeweiligen Garten vor. Aber am Abend war der Streit dann wieder vergessen und und sie saßen friedlich beieinander. Im Nachbargarten saß die greise „Oma Planter“ in der warmen Sonne auf der Bank und hielt ein kleines Schläfchen, während ihr Enkelkind das Unkraut unter den Johannis- und Stachelbeersträuchern rupfte.

Der „Bockmatz“, als Nörgeler und Rodener Orginal bekannt, der seinen Namen seinen Ziegenböcken zu verdanken hatte, war mit seinen Ziegen auf dem Weg in die Wiesen. An den Vater gewandt fragte er:

„Mensch Alois, wo gehst Du schon so früh mit deinen Kindern hin? „Wir machen eine Maitour, sagte unser Papa. Schön, schön entgegnete der Bockmatz und ist mit seinen Tieren weitergegangen.“

An der kleinen Unterführung, die unter dem Bahndamm in die Lorisstraße führt, haben wir eine kleine Pause eingelegt. In dem Durchgang befand sich eine Quelle. Hier tranken wir das frische Wasser und aßen dazu unsere Butterbrote mit dem damals wohl besten Lyoner weit und breit, vom Metzger Wick, aus der Schulstraße.

Danach gingen wir immer am Bahndamm entlang, bis zum Bahnübergang am Bruchweg. Wir durchquerten das sogenannte Kommunisten-Viertel hinter dem Röderberg, zwischen Kartoffel- und Kornfelder ging es an der Parkanlage und am Friedhof vorbei zum Boudier-Keller, einer Anhöhe oberhalb der früheren Feldstraße. Hier endete unsere Maitour. Bevor wir den Heimweg durch die Heiligenstraße am Hause unseres Onkel Josef und dem Betrieb Hesedenz vorbei antraten, haben wir uns zwischen Ginsterbüschen hingesetzt und die letzte Pause eingelegt. Von ihr oben schauten wir auf Roden hinab und dachten dabei:

„Unser Roden, unser Heimatdorf, ist doch ganz schön!“

Und heute am Tag,
an dem ich diesen Aufsatz in der Fremde schreibe, denke ich:
„Heim, nichts wie heim, zurück nach Roden!!“

Anmerkung:

Das Rosenkranzgässchen ist eine kurze Wegstrecke hinter den Häusern im Alten Weg, nahe der kleinen Bahndammunterführung. Auf dem Weg zur Kirche wurde hier bereits der Rosenkranz gebetet. Daher der Name.

Ostergrüße

Liebe Mitglieder, Freunde und Unterstützer unseres Vereins,

wir wünschen Ihnen und Ihren Familien ein frohes und gesegnetes Osterfest! Möge diese Zeit des Neuanfangs und der Freude Sie mit Glück und Zuversicht erfüllen. Wir danken Ihnen herzlich für Ihre Treue und Unterstützung, die unseren Verein bereichern und stärken.
Genießen Sie die Feiertage und bleiben Sie gesund und munter!

Mit den besten Ostergrüßen,
Rodena Heimatkindeverein Roden e.V.

Das Königsgut Rodena (von Walter Schmolenzky)

Roden, das durch entsprechende Bodenfunde nachweislich schon in der La-Tène-Zeit existierte und ununterbrochen besiedelt war, zählt zu den ältesten Siedlungen im Saarland, worauf die Rodener schon ein wenig stolz sein dürfen. Stolz ist in diesem Zusammenhang auch der Rodener Heimatkundeverein, der in seinem Vereinsnamen den Namen RODENA trägt.
In das Licht der Geschichte tritt Roden (Rodena, Rodanna usw.) erstmals um 950 und wird urkundlich als fränkisches Königsgut im Untergau, zur Grafschaft Walderfingen (Wallerfangen) gehörend, erwähnt. Das Gut, ein Herrenhof (Schloß?), das nach der Geschichtsschreibung in der heutigen Herrenstraße stand, hat ein Graf mit Namen Folmar im 10. Jahrhundert vom König erworben, daher ein Königshof. Als Mitgift für seine Ehefrau hat der Adelige das Königsgut mit in die Ehe gebracht und seiner FrauBerta mit der Maßgabe geschenkt, das Gut nach seinem Tode dem Kloster Mettlach zu schenken. Mit der Schenkung wollte der Graf vermutlich sein Seelenheil sichern und sich so einen Platz im Himmel erkaufen. Gemäß dem Spruch aus dem 15. Jahrhundert
Ablasshandel
„Wenn das Geld im Säckel klingt, die Seele aus dem Feuer springt!“
Nach dem Tod des Grafen hat seine Ehefrau Berta gemäß dem Vermächtnis ihres Ehemannes das „Königsgut Rodena“ dann auch dem Kloster Mettlach am 25. Febr. im Jahre 995 geschenkt. Die eigentliche Schenkungsurkunde, die in Latein abgefasst war und ins Deutsche übersetzt wurde, existiert im Original leider nicht mehr. Eine Abschrift befindet sich im Staatsarchiv Koblenz (Abt.143, Nr. 8. Da der Text der Urkunde sehr lang ist und schon mehrfach in anderen Heimatschriften veröffentlicht wurde, wird hier auf eine Wiedergabe verzichtet.
Roden muß in dieser Zeit schon ein bedeutender Hof mit entsprechend hohen Fronabgaben gewesen sein, um als Königsgut zu gelten. In einer Reihe weiterer Königsgüter, die dem Kloster seinerzeit geschenkt wurden, mit aufgenommen – und in einem Kreuzreliquiar festgehalten zu werden, kommt schon einer Auszeichnung gleich. Es ist nämlich bekannt, dass die damaligen Äbte und Bischöfe in der Regel nur solche Geschenke entgegennahmen, wenn diese in ihren Augen würdig genug und angemessen waren. Betrachtet man die eingestellte Abbildung des Reliquiars (Rückseite der sogenannten Mettlacher-Staurothek) aus dem Jahre 1230 so wirkt diese schon ein wenig mystisch: Der Schöpfer auf dem Himmelsthron, der in der linken Hand die Weltkugel hält, während er mit der rechten Hand den Segen austeilt. Neben seinem Haupt die apokalyptischen Buchstaben Alpha und Omega, die Symbole für Anfang und Ende. Zu seinen Füßen die beiden Geistlichen Benedikt und Wilhelm mit dem lothringischen Kreuz, vermutlich die beiden Stifter des
Kreuzreliqiars. In den vier Dreiecken verteilt, vier geflügelte Fabelwesen mit Heiligenschein, die geheimnisvolle Schrifttafeln halten. Bei den himmlischen Wesen handelt es sich um die vier Evangelisten, Johannes, Lukas, Markus und Matthäus, nur in anderer Gestalt. In der oberen und unteren Leiste des Reliquiars sind jeweils verschiedene Schenkungen an das Kloster Mettlach symbolisch dargestellt. Wobei es sich in der oberen Leiste um Gaben handelt, zeigt die untere Leiste von links nach rechts die Güterschenkungen der Ortschaften: „Èblange, Oudrenne, Göttschied Valmünster und schließlich Rodena.“ Bis auf Rodena und Göttschied, das ein Ortsteil von Idar-Oberstein ist, lagen die übrigen Güter alle in Lothringen, nahe Bullay und Thionville.“
Am rechten unteren Rand der Darstellung erkennt man den eigentlichen Schenkungsakt. Graf Folmar und seine Ehefrau Berta mit einer mittelalterlichen Gebändehaube auf dem Kopf, übergeben dem Kloster Mettlach das Königsgut Rodena in Form eines Mauerringes mit Torbogen und dem Schriftzug „Rodena“. Das reichlich verzierte Kreuzreliquiar, auf dessen Rückseite die Schenkung in Goldgravur dargestellt ist, wird heute in der Pfarrkirche in Mettlach aufbewahrt.
Quellen: Rodener Heimatkundeverein „Vermischtes aus dem alten Roden“ aus 2019, S. 29-31, 7
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