Das Königsgut Rodena (von Walter Schmolenzky)

Roden, das durch entsprechende Bodenfunde nachweislich schon in der La-Tène-Zeit existierte und ununterbrochen besiedelt war, zählt zu den ältesten Siedlungen im Saarland, worauf die Rodener schon ein wenig stolz sein dürfen. Stolz ist in diesem Zusammenhang auch der Rodener Heimatkundeverein, der in seinem Vereinsnamen den Namen RODENA trägt.
In das Licht der Geschichte tritt Roden (Rodena, Rodanna usw.) erstmals um 950 und wird urkundlich als fränkisches Königsgut im Untergau, zur Grafschaft Walderfingen (Wallerfangen) gehörend, erwähnt. Das Gut, ein Herrenhof (Schloß?), das nach der Geschichtsschreibung in der heutigen Herrenstraße stand, hat ein Graf mit Namen Folmar im 10. Jahrhundert vom König erworben, daher ein Königshof. Als Mitgift für seine Ehefrau hat der Adelige das Königsgut mit in die Ehe gebracht und seiner FrauBerta mit der Maßgabe geschenkt, das Gut nach seinem Tode dem Kloster Mettlach zu schenken. Mit der Schenkung wollte der Graf vermutlich sein Seelenheil sichern und sich so einen Platz im Himmel erkaufen. Gemäß dem Spruch aus dem 15. Jahrhundert
Ablasshandel
„Wenn das Geld im Säckel klingt, die Seele aus dem Feuer springt!“
Nach dem Tod des Grafen hat seine Ehefrau Berta gemäß dem Vermächtnis ihres Ehemannes das „Königsgut Rodena“ dann auch dem Kloster Mettlach am 25. Febr. im Jahre 995 geschenkt. Die eigentliche Schenkungsurkunde, die in Latein abgefasst war und ins Deutsche übersetzt wurde, existiert im Original leider nicht mehr. Eine Abschrift befindet sich im Staatsarchiv Koblenz (Abt.143, Nr. 8. Da der Text der Urkunde sehr lang ist und schon mehrfach in anderen Heimatschriften veröffentlicht wurde, wird hier auf eine Wiedergabe verzichtet.
Roden muß in dieser Zeit schon ein bedeutender Hof mit entsprechend hohen Fronabgaben gewesen sein, um als Königsgut zu gelten. In einer Reihe weiterer Königsgüter, die dem Kloster seinerzeit geschenkt wurden, mit aufgenommen – und in einem Kreuzreliquiar festgehalten zu werden, kommt schon einer Auszeichnung gleich. Es ist nämlich bekannt, dass die damaligen Äbte und Bischöfe in der Regel nur solche Geschenke entgegennahmen, wenn diese in ihren Augen würdig genug und angemessen waren. Betrachtet man die eingestellte Abbildung des Reliquiars (Rückseite der sogenannten Mettlacher-Staurothek) aus dem Jahre 1230 so wirkt diese schon ein wenig mystisch: Der Schöpfer auf dem Himmelsthron, der in der linken Hand die Weltkugel hält, während er mit der rechten Hand den Segen austeilt. Neben seinem Haupt die apokalyptischen Buchstaben Alpha und Omega, die Symbole für Anfang und Ende. Zu seinen Füßen die beiden Geistlichen Benedikt und Wilhelm mit dem lothringischen Kreuz, vermutlich die beiden Stifter des
Kreuzreliqiars. In den vier Dreiecken verteilt, vier geflügelte Fabelwesen mit Heiligenschein, die geheimnisvolle Schrifttafeln halten. Bei den himmlischen Wesen handelt es sich um die vier Evangelisten, Johannes, Lukas, Markus und Matthäus, nur in anderer Gestalt. In der oberen und unteren Leiste des Reliquiars sind jeweils verschiedene Schenkungen an das Kloster Mettlach symbolisch dargestellt. Wobei es sich in der oberen Leiste um Gaben handelt, zeigt die untere Leiste von links nach rechts die Güterschenkungen der Ortschaften: „Èblange, Oudrenne, Göttschied Valmünster und schließlich Rodena.“ Bis auf Rodena und Göttschied, das ein Ortsteil von Idar-Oberstein ist, lagen die übrigen Güter alle in Lothringen, nahe Bullay und Thionville.“
Am rechten unteren Rand der Darstellung erkennt man den eigentlichen Schenkungsakt. Graf Folmar und seine Ehefrau Berta mit einer mittelalterlichen Gebändehaube auf dem Kopf, übergeben dem Kloster Mettlach das Königsgut Rodena in Form eines Mauerringes mit Torbogen und dem Schriftzug „Rodena“. Das reichlich verzierte Kreuzreliquiar, auf dessen Rückseite die Schenkung in Goldgravur dargestellt ist, wird heute in der Pfarrkirche in Mettlach aufbewahrt.
Quellen: Rodener Heimatkundeverein „Vermischtes aus dem alten Roden“ aus 2019, S. 29-31, 7