Wort und Bild zu den französischen Festtage am 18. und 19. Mai 1946

Zuerst unsere Geschichte. Das Saargebiet ist keltisch-gallischen Ursprungs. Seit dem 5. Jahrhundert gehört es als Bestandteil Austrasiens, der France de l’Est, als römischer Saargau Saravensis zum westlichen Reiche. Im 8. Jahrhundert wird der Saargau unter den französischen Grafen von Commercy zur französischen Provinz. 1381 entsteht das Geschlecht der Grafen von Nassau. Die Grenzen verwischen sich. Es gründet sich eine Art Autonomie im französischen Reichsverband. Die Saarbrücker Grafen werden als französische Gouverneure und Festungshalter gegen östliche Einflüsse offiziell anerkannt. Bis zum Ende des 17. Jahrhunderts nimmt die Saar an allen Feldzügen Frankreichs teil. Die Saargrafen sind französische Heerführer. Aus primitiven Siedlungen werden blühende Städte wie Saarlouis, Homburg, Landau. Das Gebiet wird als Province de la Sarre „zum unverletzlichen Bestandteil Frankreichs“ ausgerufen. Der Vertrag von Ryswick bringt zwar Abstriche auf der Landkarte, aber die selbst zum Heiligen Reich Deutsch Nation geschlagene Gebiete entwickeln sich überraschend schnell wieder zur französischen Lehnsherrschaft. Das Regiment de la Sarre nimmt später unter Lafayette am amerikanischen Unabhängigkeitskriege teil und zeichnet sich rühmlich aus. Bedeutende französische Generäle, Wisschschaftler und Wirtschaftspioniere sind Söhne saarländischer Erde.

Es kommt zur Großen Französischen Revolution. Die neue Freiheit wird an der Saar begeistert begrüßt. Zahlreiche Abordnungen und Ergebenheitsadressen gelangen nach Paris, welche „die unwandelbare Treue und Anhänglichkeit“ der Saar bekunden. Das Departement de la Sarre stellt der französischen Armee unter allen Regionen des Landes die meisten und hervorragendsten Offiziere, nicht weniger als 400 allein aus Saarlouis, darunter Marschall Ney, die Generale Grenier, Renauld, Francois Muller, de Favart, Noblet de Chermont, Toussaint, Jeannet, Salabert, de Lassalle, Thierry, Hauptz, Regnier, Betramin, Leistenschneider, Redeler, Raindre, Frantz und wie sie alle heißen, die Großen der republikanischen französischen Armee, neben unzähligen Keinen vom Regimentskommandeur abwärts.

Der Pariser Frieden vom 30. Mai 1814 besiegelt die Niederlage Frankreichs, doch wird darin das Departement de la Sarre ausdrücklich als rechtmäßiger Bestandteil Frankreichs anerkannt; seine Grenzen werden in aller Form garantiert. Zum ersten Male in der Geschichte rühren sich an der Saar die Preußen. Es entsteht die Dynastie Stumm, der von der Mosel kommt und die industrielle Feudalherrschaft aus der Taufe hebt, und mit ihr ein allgemeines Unbehagen. Wo ist der große Kaiser? Napoleon sitzt als Verbannter auf der Insel Elba. Und als in den Märztagen die Nachricht von der Flucht des Kaisers nach Saarbrücken kommt, wird das Ereignis mit Glockengeläute, Umzügen, Trikolorehissen und ähnlichen Freudenfeuern gefeiert. Die historische Abstimmung für oder gegen die Kaiserherrschaft ergibt an der Saar 98 977 Stimmen für und ganze 68 dagegen.

Es kommt zum Wiener Frieden vom 29. November 1815. Das Saargebiet wird zum ersten Male in der Geschichte in Bausch und Bogen zu Preußen-Deutschland geschlagen.

In stumpfer Trauer neigen unsere Väter das Haupt, in ohnmächtiger Erbitterung ballen sie die Fäuste und in Scharen wandern sie aus nach Frankreich. Der ehemalige Bürgermeister von Saarlouis, Gouvy, macht seinem Leben ein Ende, weil er die Annektion seiner Heimat nicht ertragen kann. Die Zurückgebliebenen protestieren, bäumen sich auf. Es isst alle vergeblich. Die Preußen entwickeln sich mehr und mehr zur destruktiven Großmacht und verankern diese an den Ufern der Saar. Ihre Bewohner seufzen unter der politischen und sozialen Reaktion, die jetzt anhebt und die noch weit härter ist als der gräfliche Feudalismus unter denen von Nassau-Saarbrücken ein Jahrhundert zuvor. Aber in Berlin wird man nicht fertig mit den „Franzosenköppen“ an der Saar wie die Alldahiesigen sogar in den preußischen Akten genannt werden.

Quelle: Feschrift Vereinigung !Souvenir de Maréchal Ney

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Foto: Blick auf die Saar mit ihren Lastkänen vor der Luisenbrücke in Saarbrücken

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