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heiliger Bischof Nikolaus

Über den historischen Bischof Nikolaus ist nur wenig bekannt. Im Laufe der Geschichte aber sind viele Geschichten über ihn entstanden.
Die geschichtlichen Daten sind rar. Allein wenige Stationen des historischen Nikolaus sind belegt. Er war Bischof von Myra, wurde um 300 nach Christus geboren und starb im Alter von 65 Jahren. Geschichten von ihm gibt es hingegen viele – erstaunliche, wundersame, sonderbare. Sie erzählen viel von der Entwicklung in der Verehrung dieses Heiligen. Und es finden sich viele Momente, mit denen sich das Brauchtum erklären lässt, das diesen Legenden folgte. Einige dieser Geschichten werden nun vor.gestellt:
6. Jahrhundert: Rettung der Verurteilten
Drei Feldherren werden Zeuge, wie Nikolaus in seiner Heimatstadt Myra drei unschuldig Verurteilten das Leben rettet, indem er dem Scharfrichter im letzten Moment das Schwert aus der Hand reißt. Heimgekehrt werden auch sie vom missgünstigen Kaiser unschuldig zum Tode verurteilt. Sie erinnern sich an die Taten des Bischofs aus Myra und flehen ihn im Gebet an. Noch in der gleichen Nacht erscheint dieser dem Kaiser und kündigt verheerende Folgen im Falle einer Hinrichtung an. Dieser lässt die Gefangene unverzüglich frei, worauf sie sich mit kaiserlichen Geschenken nach Myra aufmachen, um dem Bischof zu danken.
7. Jahrhundert: Kornvermehrung
Die Landsleute des Heiligen Nikolaus leiden unter einer großen Hungersnot. Als in dieser Zeit ein Schiff mit Getreide für den Kaiser im Hafen der Region festmacht, erbittet der Bischof eine Spende für die hungernden Menschen. Erst sträuben sich die Seeleute aus Angst vor den Konsequenzen des Kaisers. Als Nikolaus ihnen aber verspricht, es werde ihnen dadurch kein Schaden entstehen, lassen sie sich überzeugen. Sie geben der Bevölkerung Getreide zum Essen und zur Saat, das für zwei Jahre reicht. In der Hauptstadt angekommen wird das Getreide gewogen: Es fehlt kein Gramm.
9. Jahrhundert: Die drei Jungfrauen
Die finanzielle Situation eines Vaters lässt eine angemessene Mitgift seiner drei Töchter nicht zu. Er ist so verzweifelt, dass er sie sogar auf die Straße schicken will, damit sie sich für ihren Lebensunterhalt prostituieren. Nikolaus, der gerade im jugendlichen Alter ein größeres Vermögen geerbt hat, kommt der Familie zur Hilfe. In drei aufeinander folgenden Nächten wirft er jeweils eine Goldkugel auf das Bett einer Tochter. Mit diesem Gold ist ihnen eine Heirat möglich. Erst in der dritten Nacht gelingt es dem Vater, sich bei Nikolaus zu bedanken.
9. Jahrhundert: Das verschleppte Kind
Ein Ehepaar wünscht sich seit langer Zeit vergeblich einen Sohn und will den Heiligen Nikolaus um seinen Segen bitten. Da der Bischof bei der Ankunft des Mannes in Myra gerade gestorben ist, nimmt dieser ein Leinentuch vom Totenbett mit und baut eine Kirche zur Verehrung dieser Berührungsreliquie. Am 6. Dezember bringt die Frau einen Sohn zur Welt. Sechs Jahre später wird dieses Kind entführt und muss einem fremden Herrscher als Mundschenk dienen. Genau ein Jahr später, wieder am 6. Dezember, ergreift ein Wirbelsturm dieses Kind und trägt es aus dem Palast wieder zurück zu seinen Eltern.
9. Jahrhundert: Die antike Göttin Diane
Der Heilige Nikolaus lässt einen Opferbaum der antiken Abgöttin Diane fällen. Sie will sich rächen und gibt einem Schiff mit Pilgern ein Öl mit, das sie als Zeichen der Verehrung des Bischofs an seinem Haus verstreichen sollen. Das Öl sollte dabei in Flammen aufgehen. Nikolaus erscheint dem Schiff und fordert die Pilger auf, das Öl ins Wasser zu gießen. Das Wasser geht dabei unverzüglich in Flammen auf. In Myra angekommen, erkennen die Pilger den Bischof wieder und preisen ihn dafür, dass er sie vom Teufel befreit hat.
11. Jahrhundert: Nikolausbild
Ein jüdischer Kaufmann kauft sich ein Nikolausbild, weil er von der Wunderkraft des Heiligen Bischofs überzeugt ist. Er beauftragt das Bild mit der Aufgabe, über sein Hab und Gut zu wachen und droht ihm sogar mit Strafe. Als Diebe dann tatsächlich das Haus leer räumen und nur das Bild zurücklassen, züchtigt er das Bild. Daraufhin erscheint Nikolaus den Dieben und bewegt sie dazu, das Diebesgut wieder zurückzubringen. Der Jude ist von dem Wunder so beeindruckt, dass er zum Christentum überwechselt.
12. Jahrhundert: Seesturm-Legende
Seeleute geraten während eines schweren Sturms in Seenot und rufen den Heiligen Nikolaus um Hilfe an, da sie von seinen Wundertaten gehört haben. Der Bischof von Myra erscheint ihnen und hilft ihnen eigenhändig aus ihrer Lage, in dem er die Ordnung auf dem Schiff wieder herstellt und den Sturm abflauen lässt. Als die Seeleute später in der Kirche von Myra dank dafür sagen wollen, erkennen sie den Bischof wieder. Er belehrt sie, dass es nicht er war, der ihnen geholfen habe, sondern ihr Glaube und Gottes Gnade.
Spätere Legenden: Ertrunkener Sohn
Ein Vater möchte zum Dank für die Geburt seines Sohnes nach Myra reisen und Nikolaus einen teuren Becher opfern. Da ihm der Becher aber als zu wertvoll erscheint, lässt er einen zweiten, preiswerteren anfertigen. Auf der Fahrt nach Myra stürzt der Sohn vom Schiff und ertrinkt, als er für den Vater mit dem teuren Becher Wasser schöpft. Der Vater setzt die Pilgerfahrt fort und will Nikolaus weiterhin den weniger wertvollen Becher opfern. Aber der Heilige stößt ihn so lange zurück, bis auf wundersame Weise der Sohn mit dem teuren Becher erscheint. Da opfert der Vater beide Becher.
Quelle: Kirche und Leben
Michael Bönte

DIE VEREHRUNG DES HEILIGEN NIKOLAUS

AUTOR: Josef Theobald

Der Name NIKOLAUS ist vom griechischen Namen „Nikólaos“ abgeleitet
und bedeutet etymologisch „der mit dem Volk siegt“. Dieser Name war in
der griechischen Literatur sehr verbreitet. Im ganzen Neuen Testament
kommt der Name nur einmal vor. Das spricht dafür, dass die Verwendung
dieses Namens ausschließlich den hellenistischen Gruppen in der jungen
Christengemeinde vorbehalten blieb. Jene Gruppen arrangierten sich mit
dem römischen Götter- und Kaiserkult, um ihre gesellschaftliche Stellung
als Christen zu verbessern. (Personen Lexikon zum Neuen Testament,
Verlag Patmos, Düsseldorf 2004, die Seiten 231/32)

Der NIKOLAUS zählt zu den am meist verehrten Heiligen der Christenheit.
Dieser lebte vermutlich von 270 bis 342 und war Landbischof von Myra an
der heutigen türkischen Mittelmeerküste. Um dessen Gestalt ranken sich
zahlreiche Legenden und Wunderberichte, die zunächst in der Ostkirche,
seit dem 8./9. Jahrhundert auch in der Westkirche, Verbreitung fanden. [1]

Dabei sind offensichtlich Begebenheiten aus dem Leben des Abtes
NIKOLAUS von Sion bei Myra und des Bischofs von Pinora, der am
10. Dezember 564 verstorben ist, mit jenen des schon früher leben-
den NIKOLAUS von Myra vermischt worden. [2]

Eine zeitgenössische Lebensbeschreibung fehlt, auch seine Teilnahme
am Konzil von Nizäa wird heute als legendär beurteilt. Das älteste Text-
zeugnis stammt aus dem 6. Jahrhundert: die Legende der wunderbaren
Rettung von drei unschuldig zum Tode verurteilten Feldherrn durch das
Eingreifen des Bischofs.

Begünstigt durch die aus Byzanz stammende Kaiserin Theophanu, der
Gemahlin Kaiser Otto II., hat sich der NIKOLAUS-Kult verstärkt im 10./
11. Jahrhundert auch im Westen verbreitet. Im Jahre 1087 wurden die
Gebeine des NIKOLAUS von Myra in die italienische Hafenstadt Bari
überführt. Deshalb gilt NIKOLAUS als der Patron der Seefahrer. Denn
in der Rettung Schiffbrüchiger liegt hier der Ursprung. [3] Weiterhin ist
der hl. Nikolaus Schutzpatron der Bäcker, der Bauern, der Bierbrauer,
der Schnapsbrenner und der Kaufleute.

Der Reformator Martin Luther lehnte den Nikolaus als Gnadenbringer
in der Weihnachtszeit ab und ersetzte ihn durch den heiligen Christ.
Der Herzog von Mecklenburg schaffte im Jahre 1682 den Nikolaus-
tag einfach ab und stellte die Beibehaltung von Nikolauszeremonien
unter Strafe. So findet man heute in den vorwiegend protestantischen
Gegenden wie im Norden und Osten Deutschlands und in den angel-
sächsischen Ländern den Weihnachtsmann mit einem rotem Mantel
und mit roter Mütze als Gabenbringer zur Weihnachtszeit. [4]

In den Zwanziger Jahren wurde versucht, die NIKOLAUS-Bräuche
in einen Zusammenhang mit der alten germanischen Mythologie zu
bringen. Doch wird dies heute weitgehend verworfen.

Aus der Verschmelzung von Knecht Ruprecht und NIKOLAUS ent-
stand zunächst im 19. Jahrhundert die Figur des Herrn Winter, aus
der sich nun im Zeitraum zwischen 1840 und 1850 der Weihnachts-
mann entwickelte. [3] In Deutschland tritt Knecht Ruprecht im 18.
Jahrhundert als Gehilfe des hl. Nikolaus auf. Am Mittelrhein nennt
man diese dunkle Gestalt Pelznickel, in Österreich Krampus oder
Bartel. [4]

Der Festtag des Heiligen wird am 6. Dezember begangen. Es ist ein
Brauch, am Nikolaustag die Kinder zu beschenken. [2] Bis zum Jahr
1969 war Nikolaustag sogar ein kirchlicher Feiertag, erst Papst Paul
VI. änderte diese Regelung. [4]

Der heilige NIKOLAUS gehört eindeutig zum Personenkreis der „Volks-
heiligen“. Über die Verehrung Verstorbener als Heilige und ebenfalls die
Einführung neuer Heiliger in einer Diözese entschied bis zu einer päpst-
lichen Neuregelung die „vox populi“ bzw. die Genehmigung des Bischofs.
Im Jahre 1234 reservierte Papst Gregor IX. (um 1167-1241) das Privileg
der Heiligsprechung dem apostolischen Stuhl. [5]

Durch die italienische Hafenstadt Bari verbreitete sich die Verehrung
des heiligen Nikolaus als Schutzpatron der Seeleute. Auch im Bereich
der Binnenschifffahrt genoss der heilige Nikolaus großes Ansehen. So
existierten in früheren Jahren noch Schiffsprozessionen zu seinem Ge-
denken auf dem Rhein. Auch das ehemalige in Duisburg-Ruhrort ange
siedelte Schifferkinderheim Nikolausburg für Angehörige der jewei-
ligen Schiffsbesatzungen auf den Binnengewässern ist mittlerweile
Bestandteil der Geschichte.

ANMERKUNGEN
[1] Im Laufe des 4. Jahrhunderts gewannen die
Bischöfe größerer
Städte immer mehr an Einfluss.
Die Synode von Serdica (343)
verbot geradezu, in
Dörfern und kleinen Städten einen Bischof
aufzu-
stellen. Die Synode von Laodicea (um 380) will
die Land-
oder Chorbischöfe durch Periodeuten
(visitatores, circumitores
-Besucher-) ersetzt
wissen, die im Auftrag des Bischofs als ein
fache
Presbyter von der Stadt aus die Landgemeinden seel-
sor
gerich betreuten. (Bihlmeyer – Tüchle, KIRCHEN-
GESCHICHTE,
Erster Teil: Das christliche Altertum,
erschienen im Verlag Fer
dinand Schöningh, Paderborn
1951, § 62,1)

[2] Manfred Becker-Huberti / Helmut Lotta, KATHO-
LISCH (A-Z), Das
Handlexikon, Verlag Herder, Frei-
burg (Breisgau) 2009, Seite 173.

[3] THEOLOGEN, HETZER, HEILIGE (Kleines Personen-
lexikon der
Kirchengeschichte), Verlag C. H. Beck,
München 2001, die Seite
292. / Beiträge zur Ge-
schichte des christlichen Altertums und der
By-
zantinischen Literatur (Festgabe Albert Ehrhard
zum
60. Geburtstag), Nachdruck bei Edition Rodopi,
Amsterdam 1969,
Seiten 392/93.
[4] Die wichtigsten Gedenk- und Feiertage (Religi-
öse und nationale
Feiertage weltweit), Chronik Ber-
telsmann, Wissen Media Verlag,
Gütersloh/München
2009, die Seiten 66 + 67.

[5] Bihlmeyer – Tüchle, KIRCHENGESCHICHTE, Zweiter
Teil:
Das
Mittelalter, Verlag Ferdinand Schöningh,
Paderborn 1948, § 100,3.