DER AUSDRUCK „OBERHÖLLEN“

AUTOR: Josef Theobald

Der Begriff „Hölle“ kommt vom Althochdeutschen „hella“ und war als
diese Schreibweise im 9. Jahrhundert üblich. Über den Weg des Mit-
telhochdeutschen bzw. Mittelniederdeutschen wurde aus dem Termi-
nus „helle“ das heutige „Hölle“. Letzterer Ausdruck war allgemein seit
dem 17. Jahrhundert durch die Übernahme aus dem Niederhochdeut-
schen gebräuchlich.

Ursprünglich bezeichnet „Hölle“ „das Verbergende oder Verborgene“
und zielt schließlich auf den unterirdischen Aufenthalt der Toten. [1]

Der Ausdruck „Hölle“ entspricht dem griechischen „Hades“ (auch Aides,
Aidoneus), Dieser war der finstere König der Unterwelt, der bei der Ver-
teilung der Welt das modrige Schattenreich erhielt und unerbittlich und
mitleidlos über die Toten waltete. Da er den Toten keine Rückkehr aus
seinem Reich gestattete, war er bei den Menschen gefürchtet und ge-
hasst. Im späteren Altertum verstand man unter „Hades“ auch dessen
Reich, die Unterwelt selbst. [2]

Das hebräische Gegenstück „Scheol“ kann „Grab, Tod, unersättliches
Monster, Unterwelt und das Reich der Toten“ bedeuten.

Infolge der mittelalterlichen Mystik gewann der Begriff „Hölle“ eine an-
dere Bedeutung, nämlich im Sinne des „Höllenfeuers“ (griechisch „ge-
henna“) als Ableitung vom Hebräischen „gai-hinnom“, das in Deutsch
Tal „Hinnom“ bedeutet. In späterer Zeit war es ein Ort, an welchem
Abfälle und Kadaver verbrannt wurden. Mit „Gehenna“ wurden von
daher zwei Gedanken assoziiert: das Leiden der Geopferten sowie
Schmutz und Korruption. In der prophetischen Tradition gilt deshalb
„Gehenna“ als der Ort des Gerichts Gottes (Jer. 19,6ff). [3]

Abweichend dazu stellt der jüdische Mediziner und Religionsphilosoph
Salomon Ludwig Steinheim (1789-1866) fest, dass „Scheol“ „das For-
dern, das Leere, was zu verschlingen strebt, also die Höhle“ bezeich-
net. Damit widerspricht er der gängigen christlichen Theologie, indem
er hier „eine Behausung der bösen Geister“ verneint. Hinzu zählt er
auch die christliche Lehre von der „alles verschlingenden Wohnung
der Schrecken, der Qualen, des ewigen Feuers“. Auch könne man
„Scheol“ mit „Gruft“ übersetzen. Schließlich leitet er „Gehenna“ vom
hebräischen „Tophet“ ab, das von der Wurzel „Tuph“ abgeleitet ent-
sprechend „Dörren, Verbrennen“ bedeutet (vergl. Jeremia 34,2) und
somit mit „Brenntal“ zu übersetzen wäre. [4]

Damit wäre nun geklärt, dass mit den „Oberhöllen“ nur die „oberen
Gräber“ oder ein „Gräberfeld“ aus der Historie Rodens gemeint sein
können. Gehen wir jetzt vom Standort des alten Friedhofs auf dem
früheren Gelände der Gärtnerei der Geschwister Comtesse aus, so
ergibt sich eben diese Blickrichtung. Wie schon einmal angesprochen,
kann dies lediglich ein frühes Gräberfeld von Kelten sein. Dies war von
Anfang an der Standpunkt des RODENA Heimatkundevereins Roden
e. V. Denn bei den Römern dominierte meist die Bestattung durch die
Verbrennung und durch eine Beisetzung der Asche im Grab oder Co-
lumbarium, daneben gab es vereinzelt Sarkophag-Bestattungen, die
vor allem seit dem 2. Jahrhundert u. Z. überhand nehmen, hierdurch
die stattliche Zahl der Sarkophag-Plastiken der mittleren bis späteren
Kaiserzeit. [5] Auch bietet sich an dieser Stelle der Ort „Pachten“, das
römische „Contiomagus“, an.


ANMERKUNGEN
[1] Etymologisches Wörterbuch der Deutschen, EDITION KRAMER,
Akademie Verlag, Berlin 2010, Seite 552.
[2] LEXIKON DER ANTIKE, Anaconda Verlag, Köln 2010, Seite 223.
[3] MÜNCHENER THEOLOGISCHES WÖRTERBUCH ZUM NEUEN TESTAMENT,
Patmos Verlag, Düsseldorf 1997, Seiten 206 – 208.

[4] Die Offenbarung nach dem Lehrbegriff der Synagoge, der
Teil 4, im Nachdruck des Georg Olms Verlages, Hildesheim usw.
1986, die Seiten 473/74.
[5] wie [2], jedoch die Seite 92.