Marschall Ney ein Überläufer, Hochverräter?

Die Schilderung der Ereignisse in der denkwürdigen Nacht vom 13. auf den 14. März 1815 soll zu einem richtigen Verständnis von Neys Verhalten führen. In jener Nacht führt sein Adjutant eine Menge Melder und Offiziere in sein Schlafzimmer, die Eilnachrichten über den anschwellenden Vormarsch Napoleons bringen. Der Ajudant führt die nächtlichen Besucher hinaus, stellt die Kerze auf den Nachtisch und fragt: „Haben Herr Marschall mir keine Befehle zu geben?“ Ney unternimmt nichts. – Dann kommen Herren in Zivil gekleidet, die der Marschall sofort erkennt, erkennen muss, mit Briefen, diesmal von kaiserlicher Seite: „Die Bevölkerung und die Armee stellen sich zum Kaiser, Ney ist verantwortlich, wenn in Frankreich der Bürgerkrieg ausbricht, alle Leute laufen dem Kaiser zu, es ist wie ein Rausch, der die Leute erfasst hat. Marie Louise ist mit dem kleinen König von Rom nach Österreich zurückgekehrt. Die Bourbonen sind schon von Paris geflüchtet" Des Marschalls innere Verwirrung nimmt von Minute zu Minute zu. Napoleon aber kann auf seinem Marsche nach Paris auf einen Mann vom Schlage Neys nicht im Rücken haben. Er weiß, wie man Ney anpacken muss. Marschbefehl und Aufruf bringen Napoleons Boten, einen Aufruf, der fürsorglich schon im Voraus mit der Unterschrift versehen ist. Ein handgeschriebener Brief des Kaisers trifft Ney bis ins Innerste: „Lieber Vetter (!!!), Sie erhalten einliegend den Marschbefehl. Ich zweifele nicht daran, dass Sie in dem Augenblick, in dem Sie meine Ankunft in Lyon erfahren, Ihre Truppen die Trikolore ergreifen lassen. Führen Sie die Marschbefehle durch und kommen Sie mir in Chalons entgegen. Ich nehme Sie auf wie am Tage nach der Schlacht bei Moskowa.

Ney liest gierig, schaut mit fiebrigen Augen, hört die Abgesandten, es sind die altbekannten Gesichter die ihm von einem Freudentaumel einer einmütigen Begeisterung erzählen. „Tausendmal lieber von Napoleon zerstampft werden“, so sagt Ney, „als von Leuten, die niemals Krieg gerochen haben, gedemütigt zu werden, von jenen hochmütigen Leuten, die noch ganz im Geiste ihrer alten Vorurteile von 1789 stecken“. Napoleon wird Ihnen niemals den Übereifer zu den Bourbonen verzeihen „ meint mahnend sein Adjutant. „An ihn habe ich nicht gedacht in allem, was ich tat, sondern an Frankreich. Ich kann nicht anders, das Land geht vor allem, Frankreich will keine Bourbonen mehr. Wir müssen dem Land gehorchen. Ich werde Napoleon alles sagen. Wenn er meint, uns wieder nach Polen zu führen, das gibt es nicht mehr.

Quelle: Dora Dimel Beaumarais, Marschall Ney und seine Heimat

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