DIE BEDEUTUNG DES ELLBACHS

AUTOR: Josef Theobald

VORWORT

Gemachte Entdeckungen in den Siebziger Jahren sorgen heute für
einigen Wirbel. Es geht um die alte Ortsbezeichnung RODONUM.
Damit eng verbunden ist endlich die leidige Diskussion um den ur-
sprünglichen Ortsnamen von RODEN.

Ich kann aber Professor Thomas Gergen aus RODEN wohl in weiten
Teilen zustimmen, wenn er ausführt:

„Natürlich besteht bei ‚Roden‘ auch der Anklang an die Farbe ‚rot‘.
In Flurnamen taucht rot, ahd., mhd., mnd., in diesem Sinne auf, so
etwa wird um 1325 ein Flurname by deme rodin steyne = beim roten
Stein überliefert. In Roden gibt es die roten Sandfelsen östlich der
Bergstraße bzw. am Park, in Richtung Dillingen die ‚Sandkaul‘. Der
Sandkaulberg (Roterberg) hatte eine Bergspitze, wo über lange Zeit
hin Kies und Sand abgetragen wurden. In Roden gab es früher zahl-
reiche Kiesgräber und Bauunternehmungen sowie eine Backstein-
und Ziegelfabrik. Zweifellos trägt der ‚Röderberg‘ als Flurname die
Farbe ‚rot‘ in sich; der Name dürfte allerdings erst im Mittelalter ent-
standen sein. Der Bach- und Siedlungsname für Roden ist indes vor-
germanisch respektive keltischen Ursprungs.“ [Roden, Rodenerbach,
Ellbach (Zur Problematik von Entstehung, Kontinuität und landesrecht-
licher Grundlage der Orts- und Gewässernamen)]

So vermute ich bei dem Namen „Rodonum“ im militärischen Sinne
eine keltische Befestigung oder Verschanzung. Da zu dieser Zeit
die gallo-römische Kultur weit verbreitet war, ist dies der wohl ur-
sprüngliche Name von RODEN. Doch hat die lateinische Sprache
im Laufe der Jahrhunderte einige Veränderungen durchgemacht,
insbesondere bei der Änderung von Vokalen. Demnach scheint
gesichert, dass der heutige Ortsnamen fränkischen Ursprungs
ist. Denn bei den Franken lebte die römische Kultur weiter fort.
Nicht umsonst waren viele Franken in römischen Diensten.

BEITRAG

Vor der Urbarmachung des RODENER Bannes war das heutige
Siedlungsgebiet ein Auwald oder ein Feucht-Biotop. Hier gab es
einen Lebensraum, der von einer Lebensgemeinschaft oder von
einer bestimmten Organismenart besiedelt war. Somit können wir
heute hier von einem frühen Ökosystem sprechen. [1]

So gibt dieser Auwald RODEN seinen eigentlichen Namen. RODEN
ist eine Ableitung vom keltischen „roudo-„, das dem deutschen Wort
„rot“ entspricht. [2] Neben der Farbe „rot“ hat dieser Terminus auch
die Bedeutung von „Roth“ (Rode), das auf dichtes Gebüsch, Unter-
holz oder auf einen Wildzaun hindeutet. Sonst ist an eine Rodung
oder an ein gerodetes Gebiet (althochdeutsch: „rod“) zu denken. [3]

Seinen Namen hat der ELLBACH von den Erlen- oder Ellernbäumen
(norddeutsch) am Bachufer. Im Singular trägt diese Baumart den bo-
tanischen Namen „alnus“.

Vor der Begradigung des Bachbettes in den Siebziger Jahren im
Rahmen des Hochwasserschutzes konnte man hier auch noch
von einem natürlichen und idyllischen Bachlauf sprechen, der
allerdings regelmäßig im Frühjahr durch die Gefahr häufiger
Überschwemmungen betroffen war. So hatten nicht wenige
Häuser Wasser im Keller, außer die jeweiligen Hauseigentümer
hatten die Bachufer vorher künstlich mit Schutt oder Sand höher
gelegt. Durch die höheren Böschungen und die Schutzmauern
sank allerdings der Grundwasserspiegel erheblich, was Risse
an den Giebeln einiger Häuser mit sich brachte. Schließlich in
den Achtziger Jahren fanden hier von der Bundesanstalt für
Wasserbau in Karlsruhe durchgeführte Bohrungen statt.

Am ELLBACH finden sich seit dem 16. Jahrhundert erste
Mühlenbetriebe, wie die Kirchen- oder Abelsmühle (1593).
Infolge des in RODEN betriebenen Gerberhandwerks ist
bereits für das Jahr 1618 eine Lohmühle nachweisbar. Im
Jahr 1685 wurde am Unterlauf des Baches eine zweite Loh-
oder Gerbmühle errichtet. Als Hintergrund hierfür stand offen-
bar ein gesteigerter Bedarf an Lohe-Material. Im Jahre 1886
wich sie wieder einer Ziegelei, die schließlich aber 1976 ab-
gerissen wurde (Ziegelei Diete). Die spätere Böttler-Mühle
wurde wahrscheinlich um das Jahr 1750 gebaut und hatte
im Laufe der Zeit verschiedene Besitzer. Anfang der Acht-
ziger Jahre mussten die Gebäude dieser Mühle einer Neu-
bausiedlung weichen. Um die Mitte des 18. Jahrhunderts
entstand am Zufluss in die Saar die Saarmühle, die 1872
umgebaut und modernisiert wurde. 1927 ist allerdings die
Mühle bis auf die Grundmauern niedergebrannt und nicht
wieder aufgebaut worden. Die wohl bekannteste Mühle ist
die seit 1767 überlieferte Schillesmühle (Mühle des Jakob
Schille). In der preußischen Zeit arbeitete sie hauptsächlich
für das Proviantamt. Nach dem I. Weltkrieg verlor sie ihren
Absatzmarkt und ging fast gänzlich ein. Eine kurze Blütezeit
erlebte sie während des II. Weltkrieges, als sie modernisiert
und technisch erneuert wurde. Durch die Kriegswirren wurde
die Mühle allerdings wieder zerstört.

Als im Jahre 1866 in RODEN nun eine verheerende Cholera-
Epidemie auftrat (Ursache war mangelnde Hygiene), besann
man sich auf die Reinigungswirkung des Wassers und baute
vor der Eingemeindung nach Saarlouis (1907) ein Wasserwerk
am Oberlauf des ELLBACHs mit dem Anschluss eines Systems
von Kanal- und Wasserversorgungsanlagen, dessen Überreste
man heute noch betrachten kann. [4]

NACHTRAG

Im Laufe der nachchristlichen Jahrhunderte ist die Befestigung
„Rodonum“ aufgegeben worden und die Ortsmitte auf den heu-
tigen Marktplatz verlegt worden. Frühere Ausgrabungen beleg-
ten unter der alten Pfarrkirche eine römische Kultstätte. Wie wir
wissen, wurden solche Gebäude in unseren Regionen nicht ab-
gerissen, sondern als Monumente aus der Vorzeit erhalten. Die
Kultstätten, die als Tempel direkt den Göttern gewidmet waren,
wurden hier ab dem siebten Jahrhundert der Verlassenheit an-
heimgegeben. Nachdem diese Relikte aus früherer Zeit doch
verfielen, ging man daran, die bestehenden Fundamente wie-
der durch Gebäude mit christlicher Symbolik auferstehen zu
lassen. [5]

ANMERKUNGEN
[1] Meyers Lexikon der Naturwissenschaften, Meyers LEXI-
KONVERLAG, Mannheim 2008, Seite 81.
[2] Bernhard Maier, Kleines Lexikon der Namen und Wörter
keltischen Ursprungs, Verlag C. H. Beck, 3. Auflage 2010,
Seiten 102/3.
[3] Historisches Siedlungsnamensbuch der Pfalz, Verlag der
Pfälzischen Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften,
Speyer 1991, Seiten 401 + 394.
[4] Geschichte der Kreisstadt Saarlouis, Band 6: Roden
(Traditionsbewusstes Dorf und moderner Stadtteil), Autor:
Marc Finkenberg, Herausgeber: Kreisstadt Saarlouis (1997),
die Seiten 81, 82 + 124.
[5] Hartmann Grisar, Geschichte Roms und die Päpste im Mit-
tel
alter, Erster Band: „Rom beim Ausgang der antiken Welt“,
im Nachdruck des Georg Olms Verlages, Hildesheim usw. 1985,
Textnummern 11 + 12.