DER SILVESTERTAG

AUTOR: Josef Theobald

Der 31. Dezember – in den evangelischen Gemeinden auch Altjahres-
abend
genannt – ist im liturgischen Kalender der Namenstag des
heiligen Sil
vester, der in den Jahren 314 bis 335 Papst war und
am 31. Dezember
in Rom starb. Unter ihm fand auf Initiative Kaiser
Konstantins dem
Großen (gestorben 337) der grundlegende Friedens-
schluss zwischen dem
Römischen Reich und dem Christentum statt.
Spätere Legenden schrieben
Silvester u. a. die Heilung vom Aussatz
des Kaisers Konstantin dem
Großen und dessen Taufe zu. [1]

Schon im Jahre 354 war Papst Silvester in den römischen Festkalender ein-
gereiht worden. Neben zwei anderen Päpsten genoss er in Rom kirchlichen
Kultus, also in einer Zeit, wo ihr persönliches Andenken noch sehr lebendig
sein musste. [2]

Durch die Kalenderreform Julius Cäsars (100 – 44 v. Chr.) begann das Jahr
regelmäßig am 1. Januar. Unter Papst Liberius (gestorben 366) wurde der
Jahresanfang mit der Geburt Christi gleichgesetzt, die in Rom seit 354 am
25. Dezember, also an Weihnachten, gefeiert wurde. Im 9. Jahrhundert ist
die Bedeutung dieses Festes von der katholischen Kirche bestätigt worden,
indem sie auch den Jahresanfang auf dieses Datum legte. Papst Innozenz
XII. (1615-1700) verlegte dann schließlich 1691 den Neujahrstag auf den 1.
Januar, so dass der 31. Dezember der letzte Tag im Jahr wurde.

Traditionell schließt der Silvesterabend das alte Jahr mit einem Feuer-
werk, mit Böllern und Mitternachtsgottesdiensten ab. Diente der Lärm in
früheren Zeiten unseren heidnischen Vorfahren dazu, böse Geister zu ver-
treiben, ist er heute ein Ausdruck von Vorfreude auf das neue Jahr.

Erhalten hat sich ebenfalls die Tradition, Schmalzgebackenes wie Krapfen,
Berliner Pfannkuchen und Mutzen (= rheinisches Siedegebäck) zu backen
oder einen Punsch zu brauen. Der verbreitete Silvestergruß „Guter Rutsch“
geht vermutlich auf „Rosch ha-Schana“, das hebräische Wort für Neujahr,
zurück. [1]

Seit 1981 ruft das evangelische Hilfswerk „Brot für die Welt“ unter dem
Motto „Brot statt Böller“ zum Jahreswechsel zu Spenden zur Unterstützung
für Projekte zum Kampf gegen den Hunger auf. Obwohl heute rund um den
Globus genug Lebensmittel erzeugt würden, leide jeder achte Mensch an
Hunger. In den Umweltverbänden fordern immer mehr Stimmen aus Grün-
den der Feinstaubbelastung in Großstädten das Verbot des Abfeuerns von
Feuerwerkskörpern in der Silvesternacht. Einige deutsche Großstädte
gehen dazu über, in ihren Teilbezirken den Gebrauch von Feuerwerks-
körpern zu verbieten.

ANMERKUNGEN
[1] Die wichtigsten Feier und Gedenktage (Religiöse und
nationale
Feiertage weltweit), Chronik Bertelsmann, Wis-
sen Media Verlag,
Gütersloh/München 2009, die Seiten 14
+ 15.

[2] Hartmann Grisar, GESCHICHTE ROMS UND DER PÄPSTE IM
MITTELALTER, 1. Band: Rom beim Ausgang der antiken Welt,
Nachdruck im Olms Verlag, Hildesheim-Zürich-New York 1985,
die Seite 306.