RADIO CALIFORNIA INTERNATIONAL – EINE HALBLEGALE STATION AUS DEM SÜDWESTEN

AUTOR: Josef Theobald

Aus dem Südwesten meldete sich erstmals über die italienische Relais-
station RADIO MILANO INTERNATIONAL (RMI) am 10. Mai 1986 RA-
DIO CALIFORNIA INTERNATIONAL (RCI). RMI sendete aus Norditalien
über Kurzwelle in Richtung Deutschland. Die Stadt Mailand (Milano) war
eine der Kulturzentren in Italien und beheimatete Plattenfirmen und die
dazugehörigen Musikstudios. Über den Insidern bekannten italienischen
Agenten Dario Monferini war es für einige deutsche Programmbetreiber
möglich gewesen, ihre produzierten Sendungen über RMI auszustrahlen.
Diese Station war relaitiv zuverlässig.

RCI sendete nun jeweils monatlich ein einstündiges Programm über RMI.
Mit seinem Programm hegte der California-Clan keine großen Ambitionen.
Willy, Thomy, Andy, Fritzi, Ina und Stationsmanager Charly Hotel spielten
erst mal gängige Musik durch alle Sparten.

Als später von der ursprünglichen Besatzung nur Charlie Hotel übrigblieb,
prägten außerdem kurze Sketche das akustische Erscheinungsbild dieser
Station. Selbstproduziert waren die Spots allerdings nicht, zuweilen sogar
den öffentlich-rechtlichen Anstalten entliehen.

Nachdem RMI verstummte, griff man ab 17. Januar 1987 auf RADIO DEL-
MARE zurück. Da aber diese Station von den Behörden ausgehoben wurde,
konnte man von diesem Relais nur bis zum 9. Mai senden.

Positiv zu bewerten war der Zusammenschluss mit anderen Stationen, wie
RADIO LIMIT INTERNATIONAL (RLI) und SÜD-WEST-RADIO (SWR), zur
GERMAN FREE RADIO CORPORATION (GFRC).

Zur allgemeinen Verblüffung schaffte sich Carlie Hotel einen eigenen 25-
kW-Sender an, über den ab 15. Januar 1989  auf 6.310 kHz Sendungen
von RCI ausgestrahlt wurden. Dieser diente ebenfalls als Relais für RLI
und RADIO POGO 104, später auch für RADIO CHAOS.

Doch ließ der ursprüngliche Enthusiasmus zu wünschen übrig. Bei einem
Treffen im sauerländischen Brilon in der Hütte des RADIO JAPAN CLUBS
wollte man die Gruppendynamik zum Positiven verbessern. Aber das dor-
tige Treffen endete in einem Eklat. Denn RCI und RADIO CHAOS zogen
sich aus der GFRC zurück. Stein des Anstoßes war eine Kampagne von
RAINBOW RADIO GERMANY gegen das PIN-Magazine: „Wir sehen kei-
ne Zukunft in dieser Gemeinschaft, in der man sich über Free-Radio-Zeit-
schriften lustig macht und keine Anregungen zeigt zusammenzuarbeiten“,
gaben Charlie Hotel und Willi zu Protokoll.

Aufgrund der technischen Aufrüstung der Post durch die Möglichkeit der
digitalen Peilung sah man sich gezwungen, nach dem 12. November 89
seine Sendungen einzustellen. Doch war man noch zeitweise über STAR
CLUB RADIO zu hören, das jetzt einen eigenen Sender besaß. Mit RLI,
RADIO CHAOS und VOICE OF GERMANY bildete man ein Konsortium.
Aber es kam das baldige Aus. Am 29. März 1991 übertrug STAR CLUB
RADIO auf 6.230 kHz die letzte California-Sendung. „Fünf Jahre für eine
Free-Radio-Station, das ist doch schon ‚ne ganze Menge‘“, lautete das
Resümee von Charlie Hotel.   

NACHTRAG

RCI war neben SWR eine halblegale Station. Beide kamen aus dem
Südwesten Deutschlands. Hier fehlten die Starallüren, wie sie andere
Stationen oft hatten. Nicht umsonst gab es unter den verschiedenen
Programmmachern eine fortwährende kritische Haltung zu anderen
Radioprojekten. Deshalb war ein Zusammenschluss eher eine Sel-
tenheit. Hier hat PETER HELL vom SWLCS einen großen Verdienst.
Die DX-Camps in Merchweiler (Saar) wurden schließlich eine Bühne
für alternative Radioprojekte. Leider ist P. HELL schon 2007 von uns
gegangen. Den SWLCS gibt es nicht mehr. Er wurde das Opfer von
Kämpfen um die Nachfolge. Denn es ging plötzlich nicht mehr um die
Sache des Kurzwellenhörerclubs, sondern um persönliche Ambitionen.

QUELLE
Björn Quäck, Vogelfreies Radio, LS-Publikationen, Osnabrück 1995,
Seiten 20 + 21.