Marschall Ney und seine Heimat

Nachhut auf Russlands Eisfeldern

Auf seinem Landsitz Coudreaux verbringt er einige Erholungszeit mit seiner Familie und widmet sich mit Behagen solchen landwirtschaftlichen Arbeiten, die den Ertrag seines Besitztums steigern könnten. Der Ausbruch zum Kriege gegen Russland reißt ihn aus seinem ländlichen Idyll heraus. – Vergebens sind an anfänglichen Siegen die Vorstellungen und Warnungen der Generäle, Napoleon von seinem Winterfeldzug und dem weitgesteckten Ziel Moskau fernzuhalten. – Die Russen wenden ihre Kriegstaktik an. Den tiefen Einbruch ins Land und der Einnahme von Moskau folgt der Rückzug aus Russland mit all seinem Grauen, ohne genügenden Proviant, ohne geeignete Kleidung, in grimmigster Kälte, unter steter Verfolgung durch die Russen, in bitterster Entsagung. Wir wissen was das Wort bedeutet: Rückzug aus Russland.

Ney mit seinen Truppen übte mehr als Entsagung aus, es ist ein Opfertod; denn ihm ist in diesem russischen Rückzug die Führung der Nachhut anvertraut wurden. Hier aber entfaltet er seine andere Größe: Den Rückzug der Armee überhaupt noch möglich zu machen. „Von 10 Uhr Abend bis zum Morgengrauen“, so heißt es in den Berichten, „maschierten die übermüdeten, ausgemergelten Truppen. Vom Morgengrauen bis gegen 5 Uhr nachmittags halten sie durch abwehrende Gefechte die nachdrängenden Russen zurück. Von 5 Uhr nachmittags bis 10 Uhr Abend ruhen sie und essen, wenn etwas da ist oder essen nichts, wenn nichts da ist. Oft ist es etwas Mehl, in etwas Schneewasser aufgeweicht.“ Das Häuflein Nachhut wird kleiner und kleiner: „Der Rotfuchs kämpfte mit uns mit der Waffe in der Hand und immer sahen wir in als Letzten“, so sagen seine Grenadiere später. Napoleon ist über sein Schicksal im ungewissen und ruft voller Verzweifelung aus: „Ich habe 200 Millionen in meinen Kellern liegen, ich gäbe sie um Ney“.

Der Opferweg Neys ermöglicht den Übergang über die Beresina mit dem Rest der Armee. Für seinen Sieg von der Moskawa, den er auf dem Hinweg errang, war ihm von Napoleon der Titel: „ ´Fürst von Moskowa“ verliehen worden. Die Biographen aber sagen: „An der Moskowa erkämpfte er Frankreich einen Sieg, an der Beresina aber rettete er die Ehre des Vaterlandes.“

Ein Mann in Lumpen gehüllt, schmutzverkrustet, rotstuppig, hohläugig meldet sich im Hauptquartier des Generals Davout in Ostpreußen. Er muß sagen, wer er ist, so unkenntlich ist er in den drei Leidensmonaten geworden, in denen er, wie keiner seiner Soldaten, auch die Kleider vom Leibe hatte. Und als ‚Davout in fragt: Ney, wo ist die Nachhut?“, da kann er nur mehr sagen: „Die Nachhut – das bin ich“.

Quelle: Dora Dimel

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