DIE ROLLE DES EISENBAHNBAUS IM DEUTSCHEN KAISERREICH

AUTOR: Josef Theobald

In Deutschland erwies sich der Eisenbahnbau als ein entscheidend wichtiger
Leitsektor der Industrialisierung: Von 1850 bis 1860 verdoppelten sich die
Linien von rund 6000 auf rund 11500 km. Deutsche Maschinenbaufabriken
konnten den Löwenanteil (mehr als zwei Drittel) der Aufträge für Waggons
und Lokomotiven gewinnen, 1858 lieferte Borsig die tausendste Lokomotive.
Der Ausbreitungseffekt, der von diesem Leitsektor ausging, riss die Eisen-
und Kohlenproduktion, den Maschinenbau und zahlreiche Zubringerbetriebe
mit nach vorn; der Güterverkehr der preußischen Bahnen verzehnfachte sich.

Die Industrie entfaltete sich dominant nur in einigen Regionen, z. B. im Ruhr-
gebiet und im Saarrevier, in Oberschlesien und Sachsen, während ringsum
entweder relativ traditionelle Verhältnisse noch ziemlich lange erhalten blie-
ben oder sich durch den Ausbreitungseffekt allmählich mitveränderten, so
dass sich auch in Deutschland ein typisch ungleichmäßiger Wachstumspro-
zeß fortsetzte.

Quelle: Das Deutsche Kaiserreich (1871 – 1918) von Hans Wehler, Kleine
Vandenhoeck-Reihe, 7. Auflage, Göttingen 1994, Seiten 26 + 41.

Nach dem Niederreißen der Festungsmauern unter dem damaligen Bürger-
meister Tietz entstand in Saarlouis das Bedürfnis, sich flächenmäßig auszu-
dehnen. Damit verbunden war schließlich der Wunsch, einen eigenen Bahn-
hof zu besitzen. Da die dörfliche Wirtschaft Rodens mit der städtischen Wirt-
schaft in Saarlouis historisch weitgehend verzahnt war, bot sich folgerichtig
auch eine Eingemeindung 1907 an. So konnte sich die Stadt Saarlouis doch
noch ihren Traum nach einem eigenen Bahnhof erfüllen. Am 18. Dezember
1912 wurde der heutige Hauptbahnhof Saarlouis eröffnet.

Ergänzend dazu kam der Aufbau einer eigenen Kleinbahn mit Straßenbahn
und Zugbetrieb im Kreisgebiet von Saarlouis. Was die Saarlouiser Kleinbahn
angeht, sei hier das Buch von Gerd Wolff mit dem Titel „Deutsche Klein- und
Privatbahnen“, Band 1: Rheinland-Pfalz/Saarland, Eisenbahn-Kurier Verlag,
Freiburg 1989, Seiten 170 – 179, empfohlen.

NACHTRAG

Saarkohlenbecken, Saarkohlengebiet, -revier, im preuß. Reg.-Bez.
Trier, begrenzt von den Flüssen Saar, Nahe, Blies, östl. bis in die Rhein-
pfalz, westl. bis nach Lothringen reichend, 40 km lg., 10-30 km br., mit
etwa 45.400 Mill. t Kohlenreichtum; Ausbeute 1904: 10.461 t (an Wert
121,6 Mill. M), Belegschaft 46.617 Köpfe. – Vgl. »Der Steinkohlenberg-
bau des preuß. Staates in der Umgebung von Saarbrücken« (6 Tle.,
1904). [Tafel: > Geologische Formationen, 6.] [Artikel: Saarkohlen-
becken, Brockhaus‘ Kleines Konversations-Lexikon, Bd. 2, S. 581]