DIE ADVENTSZEIT

Adventskalender aus einem dünnen Blätt mit 24 BildernAdventskranzAdventssingenBedeutung des Wortes „Advent“Konzil von Trient: vierwöchige Adeventszeit Liturgiereform durch Papst Gregor dem Großen Siegeszug des Adventskranzes Weihnachtsbäckerei

Der Terminus „Advent“ kommt vom lateinischen „adventus“ und bedeutet „Ankunft“ und meint in diesem Zusammenhang die Vorbereitungszeit auf das Fest der Geburt Christi (Weihnachten). Die Adventszeit umfasst die vier Wochen vor dem Weihnachtsfest. Mit dem ersten Adventssonntag beginnt das Kirchenjahr.

Gebräuchlich ist in dieser Zeit der „Adventskranz“, ein geflochtener Kranz aus grünen Zweigen mit vier Kerzen, die nach und nach an den Adventssonntagen entzündet werden. Der Kranz steht für den Erdkreis, der auf die Erlösung wartet; die Kerzen symbolisieren das Licht, das zunimmt, je näher die Geburt des Erlösers Jesus Christus rückt. [1]

Einer der frühen Adventskränze ist der von J. H. Wichern (1808-1881), der in dem von ihm gegründeten „Rauhen Haus“ bei Hamburg seit etwa 1850 hing. Dieser große Kranz hatte 24 Kerzen, die täglich angezündet wurden, bis am 24. Dezember alle Kerzen brannten. Das „Rauhe Haus“ war eine Erziehungsanstalt (für jugendliche Straftäter) und die Keimzelle der Inneren Mission in der evangelischen Kirche. Zunächst ließ Johann Wichern vom ersten Sonntag im Advent an kontinuierlich eine große weiße Kerze auf den von der Decke hängenden runden hölzernen Reifen und an den Werktagen kleine rote Kerzen dazwischen stellen. Nach 1860 wurde der ursprünglich für die Kerzen verwendete Kronleuchter mit Tannenzweigen verziert, womit der Adventskranz geboren war. [2] Ab 1925 hat dieser Adventskranz, allerdings mit nur noch vier Kerzen, auch seinen Einzug in die katholische Kirche genommen. [3]

Noch vor der Liturgiereform durch Papst Gregor dem Großen kam in der römischen Kirche der Advent als Vorfeier von Weihnachten auf, also vier Wochen bzw. Sonntage umfassend. Auch der Orient (Syrien, Ägypten) kannte eine 3 bis 4 wöchentliche Vorbereitungszeit. [4]

Der genannte Papst Gregor I. (um 540-604) vereinheitlichte die Adventszeit auf vier Wochen. Fällt der Heilige Abend auf einen Sonntag, ist dies zugleich der 4. Advent. Sonst verlängert sich diese Zeit vom 4. Advent bis zum Heiligen Abend. Beim Aachener Konzil wird die Regel im Jahr 825 in Deutschland verbindlich eingeführt. [5] Erst die dem Konzil von Trient (Tridentinum, 1545-1563) folgenden Liturgiebücher schrieben den Advent gesamtkirchlich vierwöchig vor; bis heute hält Mailand (Milano) an einem sechswöchigen Advent fest. [3]

Möglicherweise hatte in Deutschland die Begeisterung für die Natur der „bündischen Jugend“ (um 1910) den Siegeszug des Adventskranzes gefördert. Jedenfalls ging der Adventskranz von Norddeutschland aus und war nur in evangelischen Familien gebräuchlich. Eine Untersuchung im Umfeld von Tübingen aus dem Jahre 1928 zeigte, dass dieser Kranz in protestantischen Orten über Pfarrer, Lehrer und kirchliche Vereine in die Familien zumindest bei den Wohlhabenden eingekehrt ist.

Der erste Adventskalender ging bei der in München ansässigen „Reichholdschen Druckerei“ im Herbst 1908 in Druck. Hier war Gerhard Lang, aus einer kinderreichen Pfarrersfamilie im württembergischen Maulbronn stammend, am 29. Februar 1908 als Teilhaber eingestiegen. Jener wurde zuerst „Weihnachtskalender“ genannt. Er bestand aus einem dünnen Blatt mit 24 Bildern und aus einem starken Untergrundkarton mit einem Steindruck. Auf der Vorderseite dieses Kartons waren die 24 Felder mit Zahlen und Texten versehen. Die Kinder lasen den Text des Feldes und schnitten täglich eines der dazugehörigen Bilder aus dem Blatt aus, um es auf den Karton zu kleben. Am 24. Dezember war schließlich der Bilderbogen vollständig. Die jetzt zugeklebten Verse der Vorderseite waren auch auf dieRückseite des Kartons gedruckt. [5]

Zur Einstimmung auf die bevorstehende Weihnachtszeit findet in einigen Regionen das traditionelle Adventssingen statt. Zur Vorweihnachtszeit gehört die Weihnachtsbäckerei mit Lebkuchen, Spekulatius und Christstollen, der seit dem Jahr 1329 bekannt ist. Ihre Tradition haben ebenfalls die Weihnachtsmärkte, die vielerorts zur Adventszeit stattfinden. Der älteste deutsche Weihnachtsmarkt ist der Dresdner Striezelmarkt – bekannt nach dem traditionellen Stollengebäck – der bereits 1434 erwähnt wurde. [3]

ANMERKUNG
[1] Manfred Becker-Huberti/Ulrich Lota, KATHOLISCH (A-Z),

Ein Handlexikon, Verlag Herder, Freiburg (Breisgau) 2009,

Seite 14.

[2] Hans-Peter Ebert, Festtage zum Nachlesen (Hintergründe

zu Zeitrechnung und Brauchtum), DRW-Verlag, Leinfelden-Echterdingen 2001, Seite 110.

[3] Die wichtigsten Gedenk- und Feiertage (Religiöse und nationale Feiertage weltweit), Chronik Bertelsmann, Wissen Media Verlag, Gütersloh/München 2009, Seiten 68 + 69.

[4] KIRCHENGESCHICHTE von Karl Bihlmeyer und Hermann Tüchle,

Erster Teil: Das christliche Altertum, Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn 1951, § 69,2.

[5] wie [2], jedoch die Seiten 108, 111/12.