DER SCHREINER

AUTORIN: Angelika Merkelbach-Pinck

Der Schreiner war dem Dorfe unentbehrlich. Er hatte seine Werkstatt, in
der er alle Möbel des Hausstandes anfertigte. Der junge Vater bestellte
beizeit die Wiegel, auf deren Läufe Kinder und Kindeskinder ins Leben
hineingeschaukelt wurden. Der Schreiner stellte den Sarg (mundartlich:
„Dodelad“) her und bettete die Toten hinein. So war er Vertrauter der
Familie, eine im Dorf angesehene Persönlichkeit, nicht wenig stolz auf
seine Kunstfertigkeit im Einlegen der Möbel, der richtigen Zusammen-
setzung der Maserung, der künstlerschen Schnitzereien im kühnen
Schwung der Linien, wie wir sie heute noch an altlothringischen Bauern-
möbeln bewundern. Die feinere Bearbeitung des Holzes, die Kunstfertig-
keiten, erlernte er auf seiner Wanderung, wo er als Geselle Schule bei
einem erfahrenen und geübten Meister machte.

Für die gröberen Arbeiten richtete er sich gewöhnlich eine primitive Werk-
statt in der Scheune des Auftraggebers ein. In diesem Falle verarbeitete
er das von dem Bauer erstandene Buchen- oder Eichenholz oder auch
den von diesem selbst gezogenen Nussbaum.