DER BRAUCH DES MAIBAUMES

AUTOR: Josef Theobald

Für das Jahr 1225 ist ein Maibaum im Aachener Raum beurkundet. Die
angebrachten grünen Reiser galten als Fruchtbarkeitssymbole. [1]

Nach einer aufgestellten Liste wurden die Jünglinge von einem Maigrafen
aufgerufen und nach der Liebsten befragt. Dann nennt ein anderer Maigraf
den Namen der zugeteilten Jungfrau. [2]

Tradition war, dass vom Verehrer seiner Liebsten in der Nacht zum 1. Mai
eine frisch austreibende Birke, geschmückt mit bunten Bändern, als „Mai-
baum“ vor die Haustür gestellt wurde.

Im Frühling oder Sommer waren die für die Tradition verwendeten Bäume
oft Laubbäume. Teilweise waren es sehr hohe Bäume, denen lediglich eine
kleine grüne Kronenspitze gelassen wurde. Unter der Baumkrone hing ein
mit bunten Streifen geschmückter Kranz oder es waren in der Krone bunte
Stoffstreifen eingeflochten. [1] Unter dem Gesang von Liedern wurde dieser
Baum aufgepflanzt. Am Maimorgen geht der Bursche zu dem ihm zugeteilten
Mädchen, trägt ihr in der Maisprache Sprüche und Grüße vor und empfängt
als Dank einen frischen Maiblumenstrauß. [2] Bei einem Tanz unter dem mit
Bändern geschmückten Maibaum konnten dann die Buben und Mädel „an-
bändeln“. [1]

Jeder Bursche holte sich seine Tänzerin in deren Hause ab, und mit der ihm
zugeteilten Jungfrau an der Hand trat der Jüngling zum Maireigen. Doch war
dieser mit der Abenddämmerung beendet. Vor der Dunkelheit musste jeder
Jüngling sein Maimädchen heimgebracht haben. [2]    

Der mit dem Monat „Mai“ verbundene Begriff des „Maien“ geht auf die Maja,
der römischen Göttin des Wachstums im Frühling, zurück. Maja war in der
römischen Götterwelt die Tochter des für Felder und Wälder zuständigen
Gottes Faunus und die Frau von Vulcanus, dem Gott für das Feuer und
die Schmiedekunst. Maja stand Patin für den Monatsnamen „Mai“. [1]

ANMERKUNGEN
[1] Hans-Peter Ebert, Festtage zum Nachlesen (Hintergründe zu Zeit-
rechnung und Brauchtum), DRW-Verlag, Leinfelden-Echterdingen
2001, die Seiten 79 – 83.
[2] Montanus, Die deutschen Volksfeste, Volksbräuche und deutscher
Volksglaube in Sagen, Märlein und Volksliedern, im Nachdruck der
Ausgabe von 1854 des Georg Olms Verlags, Hildesheim 2006, die
Seite 30.