RADIO RUMÄNIEN INTERNATIONAL – SONDERVERHÄLTNIS ZUM WESTEN

AUTOR: Josef Theobald

Wenn man an Rumänien denkt, kommt plötzlich einiges in den Sinn. In
den Auswanderungswellen des 18. Jahrhunderts spielten die Banater
Schwaben in Rumänien keine unwesentliche Rolle. Diese kamen auch
aus dem Südwesten Deutschlands, die unter den Habsburgern in dem
Grenzgebiet zum Osmanischen Reich angesiedelt wurden. In den Sech-
ziger und Siebziger Jahren machte Rumänien durch seine Politik der „na-
tionalen Unabhängigkeit“ weltweit auf sich aufmerksam. In der Außenpo-
litik verfolgte das kommunistische Regime eine Sonderrolle, indem man
sich im April 1964 auf die „Prinzipien der nationalen Unabhängigkeit und
Souveränität, der Gleichberechtigung und des gegenseitigen Vorteils“ be-
rief. Sowohl gegenüber dem kapitalistischen Westen als auch gegenüber
dem kommunistischen China wurde man aufgeschlossen. Analog zu den
Verhältnissen in Ostasien nannte sich der letzte kommunistische Herrscher
„Conducator“ (Führer) mit weitgehender Machtfülle für ihn und seine Familie.

In den Sechziger Jahren lebten in Westdeutschland nicht wenige Rumänen,
die auf der Seite Hitlerdeutschlands bei der Schlacht um Stalingrad beteiligt
waren und wegen der politischen Verfolgung in ihrer Heimat nicht nur hier
blieben, sondern auch studierten und entsprechend Karriere machten.

Am 1. Januar 1940 wurde der erste Kurzwellensender in Betrieb genommen,
der speziell für Sendungen ins Ausland gebaut worden war. Am Anfang gab
es nur eine Nachrichtensendung täglich, die in Deutsch, Französisch, dann
in Italienisch, Englisch und Russisch ausgestrahlt wurden. 426 Programm-
stunden waren es im Jahre 1943. Im Juli 1991 waren es 10.740 Programm-
stunden. Zu dieser Zeit gab es ebenfalls einen Auslandsdienst in Spanisch,
Portugiesisch, Serbo-Kroatisch, Griechisch, Türkisch, Arabisch und Persisch.
Heute sendet man in Arabisch, Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch,
Russisch, Serbisch, Spanisch und Ukrainisch. Das deutsche Programm hat
heute insgesamt eine Länge von 140 Minuten.

Alle Sendungen beginnen mit der 1. Rumänischen Rhapsodie des berühmten
rumänischen Komponisten George Enescu, die in den ersten Jahren des 20.
Jahrhunderts geschrieben wurde. Die Rhapsodie ist eine Folge verschiedener
Folkloreverarbeitungen. Als Stationssignal wurde eine symphonisch verarbei-
tete Hora (ein Volkstanz) gewählt, bekannt unter dem Namen „Dobricas Hora“.

Die deutsche Abteilung unterhält auch einen Hörerclub, der für den Versand
von Empfangsbestätigungen und Diplomen verantwortlich ist. Heute bietet
die deutsche Abteilung Praktikanten die Möglichkeit, in der Redaktion ihre
ersten Erfahrungen mit einem Auslandsdienst zu sammeln.

Im Dezember 1989 war beim Auslandsdienst von RADIO RUMÄNIEN INTER-
NATIONAL plötzlich Funkstille. Denn es wurden hier die letzten Tage des kom-
munistischen Regimes eingeläutet. Am 24. Dezember gab es aber wieder eine
deutschsprachige Sendung.

QUELLE: „Das verpasste Jubiläum von Radio Rumänien International“, in
KURIER der ADDX e. V., Nr. 7/91, Seiten 8 + 9.