DIE TREUHANDANSTALT

AUTOR: Josef Theobald

Ab Januar 1990 konnten die DDR-Bürger bei ihrer Staatsbank sogenannte
Valutakonten eröffnen. Der offizielle Umtauschkurs: 1:5. Auf dem Schwarz
markt, dem inoffiziellen Markt, auf dem niemand fragt, woher welches
Geld stammt, bekam man eine D-Mark für acht DDR-Mark.

Dies sagt viel über die Wirtschaftskraft der DDR aus.

Schon die DDR-Volkskammer brachte eine Treuhandanstalt in Spiel. Da die
Regierung KOHL eine Angleichung beider Währungen anstrebte, standen
die in Ostdeutschland befindlichen Betriebe unter einem großem Druck.
Plötzlich verteuerten sich ihre Produkte um ein Mehrfaches.

Die Treuhandanstalt, die die ehemals staatlichen Betriebe (VEB) über-
nahm, stand vor einer neuen Situation. Diese Betriebe waren plötzlich
nicht mehr überlebensfähig. Vielfach entschloss man sich, diese einfach
abzuwickeln. Dazu kam der Zusammenbruch der traditionellen osteuropäi-
ischen Absatzmärkte.

Es gab nur die Alternative, die erstrebte Währungsunion zu verschieben.
In dieser Situation hätte es eine Wirtschaftssonderzone geben können, in
der versucht worden wäre, die Produktivität der einst staatlichen Be-
triebe zu steigern. Hätte die Produktivität ein bestimmtes Niveau er-
reicht, wäre es möglich gewesen, die Währungsunion zu realisieren.
Allerdings mit dem Zusammenbruch der osteuropäischen Märkte war
der Export leider dorthin nicht mehr zu gewährleisten.

Erschwerend kommt aber hinzu die Korruption in der Treuhandanstalt.
In den Direktorien der Außenstellen, wie in Halle, wurden die Betriebe
unter der Hand unter Wert verkauft oder waren von den neuen Eigen-
tümern für die Übertragung ihrer Verbindlichkeiten vorgesehen. So
gab es kaum eine Chance, aus den roten Zahlen wieder herauszukommen.
Auch wollte man von vorne herein eine unnötige Konkurrenz ausschalten.

Wenn man die Vorteile mit den Nachteilen abwägt, war das Ergebnis der
Treuhandanstalt dennoch positiv. Es trifft zwar zu, dass die ehemaligen
DDR-Bürger wirklich keine Chance hatten, frühere VEB-Betriebsstätten zu
übernehmen. Denn hierfür fehlte das nötige Eigenkapital. Auch fehlten in
einem staatlich geregelten System oft die Eigenschaften für eine erfolg-
reiche Selbständigkeit.

ANMERKUNG ZUM BEITRAGSBILD

Abriss des Gebäudes: 1996. Heute steht dort ein 14-stöckiges Hochhaus.
Das neue Bauwerk orientiert sich architektonisch am früheren Hotel und
beherbergt heute das Rathaus von Berlin-Mitte.