DER TAG „KARFREITAG“

AUTOR: Josef Theobald

„Karfreitag“ ist abgeleitet vom althochdeutschen „kara“, das „Trauer,
Wehklagen“ bedeutet. Im Kirchenjahr ist dies der Freitag vor Ostern.
Im Christentum gilt dieser Tag als Tag der Kreuzigung Jesu. Dieser
Tag wird als Fasttag und, im Zeichen der Trauer, in Stille und Besin-
nlichkeit begangen. Hier versammeln sich am Nachmittag des „Kar-
freitag“ die katholischen Christen zum Wortgottesdienst mit der Ver-
lesung der Passionsgeschichte, zur Kreuzverehrung (das mit einem
violetten Fastentuch bedeckte Kreuz wird enthüllt und mit dem Knie-
beugen verehrt) und zur anschließenden Kommunionfeier. In vielen
katholischen Gemeinden finden am Morgen des „Karfreitags“ Kreuz-
wegandachten statt. [1]

Auf Blumen und Kerzen als Schmuck auf dem Altar wird verzichtet,
die Orgel und die Glocken schweigen. In vielen Kirchen werden an
diesem Tag das Kreuz und der Altar mit einem schwarzen Tuch ver-
hängt.

Am Karfreitag werden noch heute verschiedene Brauchtümer ge-
pflegt. Christen essen an diesem Tag Fisch, weil der Fisch eines
der ältesten Symbole ist, mit dem sie sich zu erkennen geben. Das
Wort „Fisch“ heißt auf Griechisch „Ichthys“. Das sind die Anfangs-
buchstaben von „Jesus Christos Theos Yos Soter“, also in Deutsch:
„Jesus Christus, Gottes Sohn, Retter“.

Nach altem Volksglauben ist der Karfreitag aber nicht nur ein Un-
glücks-, sondern wegen des beginnenden Frühlings und des damit
verbundenen Neuanfangs auch ein Glückstag. Menschen, die an
diesem Tag sterben, werden selig.

Bereits seit dem 2. Jahrhundert wird der Karfreitag als Tag des
Gedenkens an die Kreuzigung Jesu begangen. In Jerusalem
feierte man schon im 3. Jahrhundert die ganze Heilige Woche,
indem man den durch Steine oder auch Kapellen markierten
historischen Passionsweg Jesu vom Haus des Pilatus bis zum
Kalvarienberg nachging.

Vorläufer der heutigen Kreuzwegandachten mit seinen 14 Stationen
entstanden seit dem 15. Jahrhundert besonders unter dem Einfluss
des Franziskanerordens. Um 1700 verlegte man den Kreuzweg auch
in das Innere der Kirchengebäude: Bilder an den Wänden hielten der
Gemeinde die Stationen des leidenden Gottessohns von seiner Ver-
urteilung bis zur Grablegung vor Augen.

Für die frühen Christen war der Weg Christi zum Kreuz jedoch weniger
ein Leidens- als ein Triumphweg. Er führte zum endgültigen Sieg über
den Tod; das Kreuz war das Siegeszeichen (1. Korinther 15,55-57).
Für den Bereich der evangelischen Kirche hat die Erlösung von den
Sünden durch den Kreuzestod zentrale Bedeutung für den Glauben.
Für die Katholiken ist jedoch das Osterfest – der Tag der Auferstehung –
der höchste kirchliche Feiertag. [2]

Das jüdische Passa oder Pessach ist ein Fest, das wegen des Mondka-
lenders je nach Jahr auf einen anderen Wochentag fallen kann. Zur Zeit
Jesu fiel das Passa auf den 15. Abib (Nisan). Der 14. Abib galt dagegen
als Rüsttag. Auf den Freitag fiel der 14. Abib nur im Jahre 33 n. Chr. In
der Diskussion sind auch andere Jahre, an denen Jesus Christus den
Tod am Kreuz erlitt. Fiele das Todesjahr auf das Jahr 31, so müsste
als Rüsttag der Mittwoch ins Auge gefasst werden. [3]

ANMERKUNGEN
[1] Manfred Becker-Huberti/Ulrich Lota, KATHOLISCH (A-Z),
Das
Handlexikon, Verlag Herder in Freiburg (Breisgau) 2009,
Seite
123.
[2] Die wichtigsten Feier- und Gedenktage (Religiöse und na-
tionale
Feiertage weltweit), Bertelsmann Chronik, Wissen Media
Verlag,
Gütersloh/München 2009, Seiten 26 + 27.
[3] Herman L. Hoe, Die Kreuzigung war nicht an einem Freitag,
Am
bassador College, Pasadena CA 1974, Seite 18.