DER RADIOSPRECHERTOURISMUS IM DAMALIGEN SOWJETBLOCK

Ergänzend zum Befreiungskampf der Fatah -PLA- (hier: DER LINKS-
TERRORISMUS IN DEN SIEBZIGERN) eine Recherche zum Radio-
sprechertourismus der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des DDR-
Rundfunks in den Sechziger und Siebziger Jahren im Mittleren
Osten und in anderen Gegenden der Welt.
 

AUTOR: Josef Theobald

VORWORT

Im Jahre 1947 wurde in der syrischen Hauptstadt Damaskus die pan-
arabische Baath-Partei gegründet. Ihr vorrangiges Ziel war es, die ge-
samte arabische Region von der Fremdherrschaft zu befreien sowie
die politische und wirtschaftliche Vereinigung aller arabischen Länder
zu verwirklichen. In der Republik Irak kam die Baath-Partei 1968 durch
einen Staatsstreich an die Macht. Mit den Jahren entwickelten sich sehr
enge Beziehungen zur Sowjetunion, die hier die ideale Möglichkeit sah,
dem Einfluss des Westens Einhalt zu gebieten.   

BEITRAG   

Bei den Recherchen zu den Anfängen von CRI kam ich auch zum
Radiosprechertourismus.

Mitte Januar 1985 sendete nach neunjähriger Unterbrechung wieder
RADIO DAMASKUS in Deutsch auf der Kurzwelle. So berichteten im
Jahre 1985 darüber u. a. der KURIER der ADDX und kurzwelle aktuell.
Der KURIER nennt die Sprecherinnen auch beim Namen: Gabriele und
Carmen. Hermann Jäger stellte dabei fest, dass diese vorher genannten
Damen wegen des sächsischen Dialektes aus dem Gebiet der damaligen
DDR kämen.

Schon ab September 1968 war ein deutschsprachiges Programm auf der
Kurzwelle zu empfangen. Durch die schwache Senderleistung war aber
der Empfang erschwert. Ein Grund dafür waren die schon damals über-
füllten Kurzwellenbänder.

In den Sechziger Jahren wurde das Programm in Deutsch mit Hilfe der
früheren DDR aufgebaut. Denn man hatte sich insbesondere im Mittleren
Osten sehr stark engagiert. Die Sprecherinnen waren durch ihren typisch
sächsischen Akzent als DDR-Bürger gut zu identifizieren.   

Für den Start des deutschen Programmes von RADIO PEKING im April
1960 wurden Rundfunkleute aus der damaligen DDR verpflichtet. Dabei
stellt er Parallelen zu RADIO DAMASKUS und RADIO BAGDAD her. [1]

In dem Jubiläumsbuch zum 50. Geburtstag des deutschen Programmes
von CRI gibt es auf der Seite 19 einen klaren Hinweis, dass zur Zeit der
Aufnahme dieses Dienstes sechs DDR-Bürger hier tätig waren. Genannt
seien hier u. a. eine Frau Eller. Später gesellte sich ein Herr Lange hinzu,
der später Intendant von Radio DDR wurde. Gegen Ende der Siebziger
Jahre konnten beide wieder China und ihre früheren Kollegen besuchen.

Heute ist es erstaunlich, dass die Kontakte zu den früheren Mitarbeitern
aus der DDR noch so gut sind, waren sie doch darauf trainiert, vor allem
für ihren Dienstherrn nützliche Meldungen zu verbreiten. Dies war ja vor
allem ab dem Jahre 1960 der Fall, als es zu wachsenden Spannungen
mit der Sowjetunion kam, nachdem sich das kommunistische China
allmählich, aber dennoch relativ spät, auf die Seite der Weltrevolution
stellte und die Sowjetunion unter Chruschtschow mit den Versuchen
einer Annäherung an Jugoslawien und an den Westen zu kritisieren
begann. Denn die wichtigen Kommentare zu dieser Zeit wurden von
den deutschen Mitarbeitern einfach aus DDR-Sicht bearbeitet. Hier-
bei verkannten sie, dass die Volksrepublik China nunmehr auch die
politische Meinung der albanischen Genossen teilte. [2]
      
Angesichts des 90. Jahrestages der Gründung der KP Chinas im Juli
2011 musste leider beobachtet werden, dass ehemalige Werkzeuge
des DDR-Regimes wieder in China zu hohem Ansehen gekommen
waren. Dies sorgte hier im Westen Deutschlands für große Besorgnis.
Die Volksrepublik China sollte endlich akzeptieren, dass mit dem Bei-
tritt der früheren DDR zur Bundesrepublik Deutschland am 3. Oktober
1990 ein Schlussstrich gezogen worden ist. Seitdem fehlt eine nach
altem Vorbild bestehende sozialistische Verbundenheit. Auch entfällt
jetzt der Vergleich zum großen sozialistischen Bruder.       

Mit der Wahl eines ehemaligen DDR-Bürgerrechtlers für das Amt des
Bundespräsidenten gibt es eine neue Sichtweise, was die ehemalige
DDR angeht. Durch seine langjährige frühere Tätigkeit in einer nach
ihm benannten Behörde distanzierte sich dieser klar von den früheren
Verhältnissen im Hinblick auf die Bespitzelung der DDR-Bürger. Dies
sollte auch für China Anlass sein zu erkennen, dass es in Deutschland
den breiten Konsens in der Distanz zum alten DDR-Regime gibt.

ANMERKUNGEN
[1] KURIER der ADDX e. V. , Nr. 3/1985, Seite 8 / kurzwelle aktuell
     Nr. 29/1985, Autor: Hermann Jäger, SOLDI-Verlag in Hamburg,
     Seiten 7 + 11.
[2] MIT FÜNFZIG AUF DEM WEG, erschienen im Eigenverlag von CRI
     (2010), weiterhin die Seiten 8 + 21. / Der Hintergrund dieses Vorfalls
     lag in der albanischen Reaktion angesichts des öffentlichen Angriffs
     und der Verleumdung der Partei der Arbeit Albaniens (PAA) auf dem
     22. Parteitag der KPdSU im Oktober 1961 in Moskau.  Am 7. Novem-
     ber 1961 hielt Enver Hoxha anlässlich des 20. Jahrestages der Grün-
     dung der PAA und des 44. Jahrestages der Sozialistischen Oktober-
     revolution eine Rede, indem er die aktuellen sowjetisch-albanischen
     Beziehungen analysierte und die Ursache ihrer Verschlechterung in
     der sowohl antimarxistischen als auch chauvinistischen Großmacht-
     politik Chruschtschows und seiner revisionistischen Gruppe sah. Im
     Gegenzug gab er dem Wunsch und der Entschlossenheit der Partei
     und des gesamten albanischen Volkes Ausdruck, als er unterstrich,
     dass Albanien auch in Zukunft die Gefühle der aufrichtigen Freund-
     schaft zu den Brudervölkern der SU hegen würde. (GESCHICHTE
     DER PARTEI DER ARBEIT ALBANIENS, Verlag „NAIM FRASHERI“,
     Tirana -Albanien- 1971, die Seiten 534/35)