DAS RADIOPROGRAMM „DIE WELT VON MORGEN“

AUTOR: Josef Theobald

VORWORT

Herbert W. Armstrong (1892-1986) wurde im Laufe der Dreißiger Jahre
in den USA als Radioprediger durch die Sendung „The World Tomorrow“
(zu Deutsch: „Die Welt von Morgen“) bekannt. Nach dem Besuch einer
High School durchlief er ein Volontariat bei einer Tageszeitung und es
gelang ihm der Aufstieg zu einem Werbemanager. Dank der bei ihm vor-
handenen beruflichen Vorkenntnisse war es in den Jahren der Weltwirt-
schaftskrise möglich, ein weltweit arbeitendes Missionswerk aufzubauen.

Armstrongs Lehren verdanken dem britischen Isreaelismus sehr viel. Ihr
Hauptthema ist der Verweis auf biblische Prophetien für Großbritannien
und Amerika und für Tagesereignisse (z. B. für die Kriege im Mittleren
Osten als ein „Zeichen der Zeit“ und Vorboten von Harmagedon). Durch
sein intensives Studium der Bibel kommt er zum Ergebnis, dass allein der
jüdische Sabbat (Samstag) statt dem Sonntag zu heiligen sei. Auch lehnte
er die kirchlichen Feste Weihnachten und Ostern als heidnisch ab, favori-
sierte schließlich die im Judentum gefeierten Feste im Jahreskreis, wie das
Passah- und das Laubhüttenfest, und gab ihnen aber einen entsprechenden
christlichen Sinngehalt. Im Rahmen seiner Lehren spielen die Zehn Gebote
eine bedeutende Rolle. Von den Mitgliedern werden verschiedene Zehntab-
gaben erhoben. Wie bei einigen Sabbatariern wird die Medizin grundlegend
abgelehnt und die Form der Geistheiligung bevorzugt. In diesem Zusammen-
hang wird in der Regel eine vegetarische Ernährung angestrebt. [1]   

In den Siebziger Jahren erhielt die Weltweite Kirche Gottes aber einen Rück-
schlag. Einige Pastoren und Mitglieder verließen 1974 die Kirche. Zunehmen-
de Verwirrung hinsichtlich der Lehren in Verbindung mit den Gerüchten und
Skandalen griffen das Werk an. [2]

Nach dem Tode von Herbert W. Armstrong kam der nächste große Rückschlag.
Die neue Kirchenführung unter Joseph W. Tkach (1927-1995) hatte die früheren
Lehren aufgegeben und damit viele Kirchenmitglieder und Pastoren gezwungen,
die Kirche zu verlassen. Auch kamen neue Gerüchte auf, die Armstrong in einem
hohen Maße diskreditierten. Dies hatte den Zweck, sich von den früheren Lehren
zu lösen und Armstrong jede theologische Kompetenz in der Lehre abzusprechen.    

BEITRAG

Herbert W. Armstrong begann seine Radiosendungen am 1. Januarsonntag des
Jahres 1934. Dabei bediente er sich eines 100-Watt-Senders der lokalen Radio-
station in Eugene (Oregon) mit der Stationskennung KORE. Seine Sendung be-
gann um 7.45 Uhr und war 15 Minuten lang. Damals trug sie die Bezeichnung
„Radio Church of God“.

Nach dem II. Weltkrieg tritt Europa für Herbert W. Armstrong in den Fokus. Am
1. Januar 1953, also nach 19 Jahren der Aufnahme der ersten Radiosendung,
begann das Programm „Die Welt von Morgen“ für Europa. Man nutzte hier ei-
nen Mittelwellensender, der im Großherzogtum Luxemburg stand. Dabei
ging man auf die Frequenz von 1439 (1440) kHz. Die halbstündige Sen-
dung war am Donnerstag zwischen 16.15 und 16.45 Uhr zu hören. Das
Evangelium Jesu Christi, das vor 18 ½ Jahrhunderten von den Jüngern
in die Welt getragen wurde, sollte auch nach Europa mit aller Macht ge-
bracht werden.
 
In den Jahren 1951 und 1952 entstanden innerhalb der Weltweiten Kirche
Gottes erstmals fremdsprachige Vereinigungen. Die ursprünglichen Dinner-
Clubs, in denen Englisch gesprochen wurde, wurden durch derartige Clubs
mit den Fremdsprachen Französisch, Deutsch und Spanisch erweitert.
 
Im Jahre 1956 sendete man jeden Montag am Abend um 11.30 Uhr über
Radio Luxemburg. Im Jahre 1958 wurden diese Sendungen für Spanien
über den Sender Tanger ergänzt. Über einen starken Sender auf Taiwan
war man zweimal in der Woche und über Radio Bangkok viermal in der
Woche in China zu hören. Im März 1958 konnten über Radio Luxemburg
zweimal in der Woche Sendungen ausgestrahlt werden. Dadurch wuchs
die Hörerzahl in Großbritannien rasch.
 
Der Senderstandort Luxemburg bot deshalb gute Möglichkeiten, weil man
geografisch zwischen Deutschland, Belgien und Frankreich gelegen war.
Durch das kräftige Sendesignal war man ebenfalls in verschieden anderen
Ländern zu hören. Der vor allem in Luxemburg vorgefundene kommerzielle
Hintergrund verhinderte auch nicht die Nutzung der kraftvollen Einrichtungen.
Da keine politische Propaganda oder entsprechende Anspielungen erlaubt
waren, bot sich gerade für religiöse Sendungen ein fruchtbarer Boden.
 
Da die Nachmittagssendung um 16.15 Uhr keine große Resonanz brachte,
begann die tägliche Sendung auf 208 m erst um 23.30 Uhr. Denn die physi-
kalischen Bedingungen der Mittelwelle (Effekt der Raumwelle) ermöglichten
mit zunehmender Dunkelheit eine größere Reichweite.
 
Aus der Hörerpost war nun ersichtlich, dass die Radiosendung „Die Welt von
Morgen“ meistens im Großraum London, in Manchester, Birmingham, Belfast
(Nordirland) und in Glasgow (Schottland) gehört wurde. Demnach plante man
Hörertreffen in Belfast, Glasgow, Manchester und London.
 
Im Februar 1953 eröffnete Richard Armstrong, der später durch einen Auto-
unfall ums Leben kam, ein Postbüro in London. Im Rahmen einer England-
reise 1954 machten Herbert W. Armstrong und seine Frau Loma in dem Ort
St. Albans im Süden Englands Halt und hatten schließlich im Rahmen einer
evangelistischen Kampagne in einem Hotel erste Pläne für ein zweites Pasa-
dena College gesponnen. Dabei nutzte man hier St. Albans als Postadresse.
Dieses College wurde dann im Oktober 1960 in Bricket Wood eröffnet.
 
Im Juni 1959 reiste Armstrong mit seinem Sohn Garner Ted nach Skandina-
vien. In Kopenhagen (Dänemark) sah man eine Möglichkeit, das Programm
"Die Welt von Morgen“ offshore, also von See aus, auszustrahlen. Die Büros
dieser fraglichen Station waren in Kopenhagen beheimatet.
 
Nach 14 Jahren musste aber das College in Bricket Wood wegen auftretender
Schwierigkeiten in England wieder aufgegeben werden. [3]
 
ANMERKUNGEN
[1] Das kleine Oxford-Lexikon der Weltreligionen, Anaconda-Verlag, Köln
     2010, die Seite 55.
[2] Die Geschichte der Kirche Gottes, Autor: John H. Ogwyn, Herausgeber:
     Living Church of God (Juli 2003), die Seite 54.
[3] Autobiography of Herbert W. Armstrong, Nachdruck durch Philadelphia
     Church of God (2016), im Besonderen die Seiten 430 – 896. 
 

NACHTRAG

Als Ergänzung zu den Radioprogrammen in den USA erschien ab Februar 1934
die englische Zeitschrift „The Plain Truth“. Als gegen Ende der Fünfziger Jahre
nun auch Westdeutschland durch seine wirtschaftliche Prosperität in den Fokus
von H. W. Armstrong geriet, erschien ab 1961 „Die reine Wahrheit“, die ab 1971
unter dem Titel „Klar und Wahr“ vertrieben wurde.