DAS TRAUMA DER USA

AUTOR: Josef Theobald

Viele bibelfeste Christen diverser Freikirchen in den Vereinigten Staaten
vertreten noch heute die Meinung, dass die USA und Großbritannien das
Erstgeburtsrecht des Stammvaters Jakob ererbt haben (1. Mose 25,33).
[1]

Besonders nach dem Ende des II. Weltkrieges gingen nun die USA als die
führende Weltmacht hervor. Ihre vorherrschende Position veranlasste die
USA jedoch nicht, die in den Trümmern liegenden Staaten zu unterdrücken,
sondern ihren geschlagenen Feinden Unterstützung beim Wiederaufbau zu
leisten. Damit bewiesen sie eine besondere Form von Großherzigkeit, die in
den Annalen der Weltgeschichte beispielhaft ist. Hier muss allerdings ergänzt
werden, dass es in den Jahren des „kalten Krieges“ außenpolitisch besonders
geboten war, weite Teile Westeuropas zu einem Bollwerk gegen den sich aus-
breitenden Kommunismus zu machen.

In den Jahren 1945 bis 1952 unterstützten die US-Amerikaner die Länder
Europas, einschließlich des ehemaligen Gegners Deutschland, mit einem
Betrag von umgerechnet 150 Milliarden Euro zur Linderung der Not und
für den Wiederaufbau. Somit sind also die beiden früheren Feindstaaten,
Deutschland bzw. Japan, in den letzten Jahrzehnten selbst zu bedeutenden
Wirtschaftsmächten geworden. Doch ernteten die USA in den letzten Jahren
dafür immer mehr weltweite Verachtung.

Gleichzeitig hatte das Britische Empire 1947 mit der Entlassung Indiens in
die Unabhängigkeit begonnen, sich mit einer rasanten Geschwindigkeit auf-
zulösen. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts musste Großbritannien
seine Vormachtstellung an die USA abtreten.

Allerdings wurden die Vereinigten Staaten, die aus dem II. Weltkrieg als die
wohl weltstärkste Militärmacht hervorgegangen ist, bald in Kriege verwickelt,
die ihnen keinen Ruhm brachten.

In Korea zahlten die US-Truppen einen hohen Blutzoll, in Vietnam erlebten
sie eine demütigende Niederlage. Auch in den späteren Kriegen und Kämpfen
in Kuwait und im Irak, in Bosnien und Serbien sowie in Afghanistan, in denen
die USA zwar ihre Ziele erreichten, übernahmen die US-Streitkräfte sowohl
undankbare als auch kostenintensive Verpflichtungen zur Friedenserhaltung,
deren Ausgang zum Teil völlig ungewiss ist.  

Die USA gingen seit dem Koreakrieg lediglich in militärischen Konflikten dann
als klarer Sieger hervor, wenn sie aufgrund ihrer militärischen Stärke gegenüber
ihrem Gegner absolut überlegen waren, wie bei den Einsätzen in Grenada und
in Panama.

Ein weiteres Zeichen des Niederganges Großbritanniens und der USA ist der
Verlust vieler überseeischer Militärbasen und strategischer Stützpunkte, die
sich unter ihrer Kontrolle befanden und die sie mit großem Aufwand unter-
hielten. In den letzten Jahren verloren sie solche bedeutende strategische
Gebiete, wie den Panamakanal, Hong Kong und die Stützpunkte Clarke
und Subic Bay auf den Philippinen.
      
Noch heute ist die Stärke der USA in militärischer, ökonomischer, industrieller
und technologischer Hinsicht die Weltmacht unbestritten. Doch gibt es in der
Realität eine Spirale des moralischen Verfalls (Drogen, Promiskuität). In der
Gesellschaft herrscht ein gottloser Materialismus vor. Demnach glauben viele
US-Amerikaner, dass die überragenden Segnungen von nationalem Wohlstand
und nationaler Macht auf Glücksumstände zurückzuführen sind, bzw. dass sie
das Ergebnis eigener Anstrengungen darstellen.

Außerdem gehören die USA zu den Ländern mit der höchsten Kriminalität.
Geistiger Müll wird einfach als Kultur verkauft. Millionen Menschen leben in
der Furcht, Opfer krimineller Gewalt zu werden. Viele Städte sind Kloaken
der Kriminalität, der Bandenkriege, der Armut und des Analphabetentums
geworden. [2]

In den letzten Jahrzehnten beobachten wir einen immer stärker werdenden
Antiamerikanismus. War dieser früher hauptsächlich bei den extrem „linken“
Gruppen vorhanden, hat sich dieser Trend im Laufe der Zeit auch in rechts-
populistischen Parteien, wie bei der AfD, etabliert. Ebenfalls die wachsende
Islamisierung in der arabischen Welt sorgte für einen zunehmenden Groll ge-
genüber den USA.

Nach dem Amtseintritt des neuen US-Präsidenten Donald Trump wurde eine
neue Außen- und Sicherheitspolitik eingeläutet, die zum einen den Islamismus
in der Welt bekämpfen will und zum anderen auf Distanz zu den traditionellen
Partnern in Westeuropa geht.

Durch seine neue Doktrin „America first“ (Amerika zuerst) verschärft er aller-
dings die Situation und sorgte für eine große Verwirrung in den Hauptstädten
Europas. Beim globalen Welthandel sind nationale Alleingänge eher schädlich
und beeinträchtigen mittelfristig die nationale Wirtschaft der USA selbst. Denn
allein die Wettbewerbsfähigkeit eines Landes beeinflusst den bilateralen Handel.
Jedwede Form von Protektionismus hilft da nicht weiter. Nicht umsonst plädierte
Chinas Staatspräsident Xi Jinping in Davos (Schweiz) für den freien Welthandel.       
[3]

ANMERKUNGEN
[1] Herbert W. Armstrong, DIE USA UND GROSSBRITANNIEN IN DER
     PROPHEZEIUNG, Nachdruck 2007, die Seiten 135/36.
[2] AMERIKA UND GROSSBRITANNIEN (Was sagt die Bibel über ihre
     Zukunft?), Herausgeber: Vereinte Kirche Gottes, die Seiten 40 – 45.
[3] Die These vom „freien Handel“ geht auf den britischen Kaufmann Sir
     Matthew Decker (1679-1749) zurück, der in seiner Schrift „Decline of
     Foreign Trade“ von 1744 im Hinblick auf die Tätigkeiten der Handels-
     kompanien die Einführung des Freihandels bei einer Abschaffung der
     Monopole und bei einer Aufhebung aller Importverbote forderte.