Das Wort „Pfingsten“ kommt vom Griechischen „pentekosté“
 und bedeutet „der fünfzigste“ (Tag). Denn das Pfingstfest wird
 50 Tage nach dem Osterfest gefeiert und bildet den Abschluss
 der Osterzeit. Die Kirche feiert an Pfingsten das Kommen und
 Wirken des Heiligen Geistes. Die liturgische Farbe in der katho-
 lischen Kirche ist „rot“. [1]
Im jüdischen Umfeld nennt man das Pfingstfest „SCHAWUOT“,
 Wochenfest, das Fest der Erstreife oder auch nur Erntefest. Im
 symbolischen Bereich bedeutet es die freie Annahme der Thora,
 also die moralische Befreiung. In der Synagoge wird an diesem
 Tag aus dem Buch „Ruth“ gelesen, um damit die Loyalität zum
 Judentum zu bekunden. Heute ist der Tag in den reformierten,
 konservativen und sogar in einigen orthodoxen Gemeinden der
 Zeitpunkt, an dem die Mädchen und Jungen zwischen 13 und
 16 Jahren ihr Bekenntnis zur jüdischen Lebensweise ablegen.
 [2]
Nach Ansicht der Peruschim (Pharisäer), die sich als Regelung
 durchgesetzt hat, bezeichnet Schabbat den ersten Festtag von
 Pessach, daher beginnt die Zählung am Folgetag, dem 16. Nis-
 san, und entsprechend fällt Schawuot auf den 6. Ssiwan (Mai/
 Juni). Die Bajtossim, „Boethusäer“, hingegen verstanden Schab-
 bat wörtlich (Mischna, M’nachot 10,3). Darum musste Schawuot
 immer auf einen Sonntag fallen. Die Essener aus Qumran inter-
 pretierten Schabbat ebenfalls wörtlich, doch begann ihre Zäh-
 lung nach dem Schabbat, der der auf Pessach folgte. Ihrem 
 solaren Kalender entsprechend fällt das Schwingen des omer
 immer auf Sonntag, dem 26. Nissan, und Schawuot auf Sonn-
 tag, dem 15. Ssiwan.
Solange der Tempel bestand, kamen Pilger aus dem ganzen
 Land, brachten nicht nur Weizen mit, sondern auch Weintrau-
 ben, Feigen, Granatäpfel, Oliven und Datteln, Honig und Öl.
 Je nach Entfernung ihres Wohnortes vom Tempel brachten
 die Grundbesitzer frische oder getrocknete Früchte (Rosinen,
 Feigen). Diese ersten Früchte wurden mit Grün und Blumen 
 geschmückt. [3]
Die Christen haben von den Juden die Tradition übernommen,
 dass das Abschneiden des Omer (einer kleinen Menge Gerste)
 nicht am Ausgange eines Festtages stattzufinden hat. Deshalb 
 wird das Wochen- oder Pfingstfest an dem auf den ersten Fest-
 tag folgenden Sonntag gefeiert. Der Hintergrund dieser früheren
 Entscheidung bleibt aber heute allerdings im Dunkeln. [4]
Nach der Apostelgeschichte gilt Pfingsten als Ursprung der christ-
 lichen Mission und als Gründungsfest der Kirche. Im 2. Kapitel
 wird zu diesem Anlass von einem Herabkommen des Heiligen
 Geistes gesprochen, der von „Zungen zerteilt, wie von Feuer“
 auf die Apostel niedergeht und sie dadurch befähigt, in den
 verschiedensten Sprachen zu reden. Dieses Pfingstwunder
 hatte zwei Ergebnisse. Zum einen wurden die Apostel in ihrer 
 Sendung bestärkt und zum andern war es der Auslöser, um 
 ihre Botschaft unter die Menschen zu bringen.
Die meisten praktizierten Pfingstbräuche knüpfen an jahreszeitlich 
 bedingte Traditionen an, so wie das oft mit einer Segnung der Äcker 
 verbundene Pfingstreiten oder der festlich geschmückte und sprich-
 wörtlich bekannte Pfingstochse, der den Beginn der Weidezeit an-
 kündigt. Mancherorts hat sich das Brauchtum erhalten, Pfingstfeuer 
 zu entfachen, ein Freudenfeuer, das den Abschied der Winterzeit 
 symbolisiert. Die lodernde Flamme – auch ein Symbol für den
 Heiligen Geist – galt darüber hinaus als Zeichen der Reinigung
 und Erleuchtung der Gläubigen.
Eine besondere Bedeutung kommt ebenfalls dem Pfingstwasser
 zu. Denn es war früher üblich, sich zu Pfingsten in einem Bach
 zu waschen oder aus einem Quellbrunnen zu trinken. Der Früh-
 tau am Pfingstsonntag sollte vor Sommersprossen schützen und
 vor Verhexung behüten. Ansonsten war Pfingsten ehemals ein 
 beliebter Tauftermin. [5]
ANMERKUNGEN [1] Manfred Becker-Huberti / Ulrich Lota, KATHOLISCH A-Z (Das Handlexikon), Verlag Herder, Freiburg im Breisgau 2009, Seite 200. [2] Alfred J. Kolatsch, JÜDISCHE WELT VERSTEHEN, im FOURIER Verlag erschienen, Wiesbaden 1996, Seiten 244/45. [3] Efrat Gal-Ed, Das Buch der jüdischen Jahresfeste, Insel Verlag, Frankfurt (Main)/Leipzig 2001, Seite 74/5. [4] MISCHNAJOT (Die sechs Ordnungen der Mischna), Teil V, Ordnung KADASCHIM, Traktat MENACHOT X,3, die Anmerkung 20, Dritte Auflage, Victor Gold- schmidt Verlag, Basel (Schweiz) 1968, Seite 147. [5] Die wichtigsten Feier und Gedenktage (Religiöse und nationale Feiertage weltweit), in Bertelsmann Chronik, Wissen Media Verlag, Gütersloh/München 2009, die Seiten 40 + 41.

