Nach dem Abschluss der Ostverträge hatte man in Westdeutschland
 gedacht, jetzt würden friedliche Zeiten einkehren. In dieser Zeit gab
 es auch diverse Friedensappelle, die den eingenommenen Stand-
 punkt angeblich bestätigten. Man hatte aber dabei übersehen, dass
 das Wort „Frieden“ in der kommunistischen Terminologie „einen sol-
 chen Zustand in einer Konfliktsituation (bedeutet), wo zu allen Mitteln,
 außer dem des offenen Krieges, gegriffen wird“. (S. Possony, A Cen-
 tury of Conflict, Chicago 1953, Seite 413) Seit der Zeit, wo J. Andropow
 als KGB-Chef in die Lubjanka übergesiedelt war, bestand sein Haupt-
 ziel darin, diese Mittel anzuwenden. Im Grunde genommen führte er
 einen unerklärten Krieg mit anderen (terroristischen) Mitteln. (nach
 Garri Tabatschnik, Stalins Erben (Der Abstieg der Sowjetmacht),
 Ullstein Verlag, Berlin 1992, Seite 220)
AUTOR: Josef Theobald
VORWORT
 Anlässlich der Ermordung des italienischen Ministerpräsidenten Aldo Moro
 (1916-1978) durch die Roten Brigaden äußerte sich damals die chinesische
 Regierung offiziell dahingehend, dass sie individuelle terroristische Akte wie
 Entführung und Mord weder befürworte noch unterstütze. In der Tradition der
 Weltrevolution stehend vertrete man hingegen die Meinung, dass der revolu-
 tionäre Kampf ein Kampf der Massen sei, und schließlich der Sieg nur dann
 errungen werden könne, wenn die Massen mobilisiert würden und man sich
 auf sie stützen könne. Die Marxisten bekämpften seit jeher den individuellen
 Terrorismus und seien ebenfalls der Auffassung, dass er dem revolutionären
 Kampf der der Massen schade. [1]     
BEITRAG
 Bekanntlich liegen die Ursprünge der sich nennenden RAF (Rote Armee
 Fraktion) in der Studentenbewegung der Sechziger Jahre. Doch bildete
 man hier eine Randgruppe, die sich zum einzigen Ziel setzte, mit Hilfe
 des bewaffneten Kampfes in dem damaligen Westteil Deutschlands eine
 revolutionäre Massenbewegung ins Leben zu rufen. Doch fehlte in diesen
 Jahren der Rückhalt in der Bevölkerung.
 Im Vokabular der RAF finden sich auch Auszüge aus den Worten des
 Vorsitzenden Mao, die aber oft aus dem Zusammenhang gerissen wa-
 ren. Denn diese sind nur im historischen Kontext zu verstehen. Der da-
 damalige politische Gegner der KP Chinas war die Guomindang unter
 ihrem bekannten Führer Tschiang Kai-schek. In seinen diktatorischen
 Bestrebungen und in seiner antikommunistischen Haltung galt ihm der
 deutsche Nationalsozialist Adolf Hitler als Vorbild. [2] Gegen Ende der
 Zwanziger Jahre sind 310.000 Revolutionäre, darunter 26.000 aus den
 Reihen der KP Chinas, seinen Repressionen zum Opfer gefallen. In der
 Zeit der Kulturrevolution reduzierte man die unterschiedlichen Arten von
 Widersprüchen auf den Gegensatz zwischen „uns“ (den Anhängern der
 Kulturrevolution) und dem Feind (der Personenkreis um Liu Shaoqi, die
 Anhänger des chinesischen Chruschtschow). [3]   
 Die maoistische Bewegung in Westdeutschland wird meist mit der Stu-
 dentenbewegung in der Zeit der APO (Außerparlamentarischen Oppo-
 sition) in den Sechzigern in Verbindung gebracht. Doch ist diese Sicht
 leider zu einseitig. In Wirklichkeit liegen aber diese Wurzeln in einer vom
 Stalinismus geprägten Protestbewegung gegen die Absicht einer moskau-
 treuen Gruppierung, nach dem KPD-Verbot vom August 1956 auf dem Ge-
 biet der alten Bundesrepublik eine neue KP nach dem Vorbild der SED in
 der früheren DDR aufzubauen (die DKP). Allerdings bekannt wurden diese
 mit Rotchina sympathisierenden und mit der DKP rivalisierenden Parteien
 hauptsächlich erst durch die Studenten.
 Einen breiten Konsens gab es aber bei der Ablehnung von Gewalt mittels
 Waffen zur Durchsetzung politischer Ziele. Hierfür gab es mehrere Gründe:
 Zum ersten lehnte W. I. Lenin selbst den individuellen Terror in Form von
 Attentaten in seiner Schrift „Der 'linke Radikalismus', die Kinderkrankheit
 im Kommunismus“ aus Gründen der Zweckmäßigkeit ab (in Ausgewählte
 Werke in einem Band, Verlag Progress, Moskau 1986, Seite 575). In der
 Schrift „Was tun?“ verglich Lenin den Terrorismus mit der Spontaneität
 der leidenschaftlichsten Empörung der Intellektuellen, die es nicht ver-
 standen oder nicht die Möglichkeit hatten, die revolutionäre Arbeit mit
 der Arbeiterbewegung zu einem Ganzen zu verbinden (Ausgewählte
 Werke in drei Bänden, Band I, Dietz Verlag, Berlin-Ost 1970, Seite
 208).  
 Zum zweiten hatte man in der Parteigeschichte Chinas eigene Erfahrungen
 mit dem Terror. So wurden unter dem Einfluss der Linie des linksradikalen
 Abenteurertums von Li Lisan infolge der japanischen Übermacht Bomben-
 anschläge gegen die Anführer des Gegners verübt, seine Herrschaftsgebiete
 in Flammen gesetzt und die projapanischen Elemente und Nationalverräter
 ins Jenseits befördert. Somit wurde diese Theorie des bewaffneten Kampfes
 als eine Abart des Terrorismus bezeichnet (Kim Il Sungs Erinnerungen „Mit
 dem Jahrhundert 2“, Pyongyang 1992, Seite 354). Einen weiteren Hinweis
 finden wir in den Werken von Kim Il Sung. So wird im Band 1 auf der Seite
 18 von linksradikalen Losungen gesprochen, die die Massen dazu aufhetzten,
 sämtliche Gutsbesitzer und Kapitalisten niederzuschlagen, ohne die Rücksicht
 darauf, ob sie projapanisch oder antijapanisch waren. In einigen Gebieten sind
 sogar Getreideschober wahllos in Brand gesteckt worden, nur weil ihre Eigen-
 tümer als Gutsbesitzer oder Großbauen bezeichnet wurden, und es wurde der
 linksorientierte Fehler begangen. auch Schwankende, die man durchaus gewin-
 nen konnte, als Helfershelfer abzustempeln, zu liquidieren usw. Im Mai 1930 be-
 rief die Propagandaabteilung der Kommunistischen Internationale (Komintern) in
 Chabarowsk eine Konferenz ein, bei der beschlossen wurde, dass alle die in der
 Mandschurei lebenden koreanischen Kommunisten in die KP Chinas übertreten
 und als deren Mitglieder wirken sollten (Seite 67). So gab es schon damals eine
 enge Zusammenarbeit zwischen beiden Volksgruppen, die spätere Ereignisse
 erklären sollten.
 Als drittes stellte Mao Zedong fest, dass es im Krieg auch eine Gesamtsituation
 gäbe, die sich schließlich aus einzelnen Teilen zusammensetze. So wären bei
 den strategischen Problemen auch die Beziehungen zwischen Front und Hinter-
 land zu berücksichtigen (Ausgewählte militärische Schriften, Beijing 1969, Seite
 16). [4] Meines Wissens gab es zwar bei der RAF eine „Rote Hilfe“. Angesichts
 der wachsenden Fahndungserfolge der westdeutschen Sicherheitsbehörden
 und der kritischen Öffentlichkeit konnte aber der bewaffnete Terror in der bis-
 herigen Form nicht mehr weiter aufrechterhalten werden. So gab es bei der 2.
 Generation einen teilweisen Exodus in die ehemalige DDR.
Sowjetunion, der die RAF in den Widerstand der Palästinenser (in die Fatah)
einverleibte. In diesem Rahmen wurden auch die Flugzeugentführungen ko-
ordiniert, die in den heißen Herbst des Jahres 1977 gipfelten. Weiterhin wa-
ren hier die DDR, CSSR und Bulgarien eingebunden gewesen. So entstand
ein breites Netzwerk, dessen faktische Ausgestaltung erst in späteren Jahren
bekannt wurde.
der Weltrevolution in China vermutet, die sowjetische Außenpolitik würde sich
von nun an dem „linken Ultraradikalismus“ anschließen, nachdem sie jetzt in
eine Zwickmühle geraten sei. Einerseits empfahl man den kommunistischen
Parteien im Westen den friedlichen Übergang zum Sozialismus auf dem parla-
mentarischen Weg. Andererseits distanzierte man sich vom Trotzkismus, der
die permanente Revolution anstrebte. (DIE PROLETARISCHE REVOLUTION
UND DER REVISIONISMUS CHRUSCHTSCHOWS -Achter Kommentar zum
offenen Brief der KPdSU-, Verlag für fremdsprachige Literatur, Beijing -China-
1964, die Seiten 35 + 48/49)
RANDBEMERKUNG
 Leider gibt es in den chinesischen Quellen lediglich Andeutungen oder Um-
 schreibungen in der Sprache der Partei-Ideologie. Nur in nordkoreanischen
 Quellen gibt es eindeutige Hinweise auf linksorientierte Ausschreitungen in
 den von den Japanern besetzten Gebieten. Dies liegt oft daran, dass die
 Hauptaktivitäten der KP Chinas meist nicht im NO Chinas lagen. In diese
 Gebiete flohen vorwiegend Koreaner, da sie in ihrer Heimat starker Unter-
 drückung ausgesetzt waren. Das nur von sehr wenigen Staaten anerkannte
 MANDSCHUKO wurde als eigenständiges Kaiserreich von den Mandschuren
 verwaltet, unterlag aber einer direkten Kontrolle des japanischen Militärs. Des-
 halb war das Leben für viele Koreaner hier angenehmer.
Abwehr des Kommunismus im November 1936, der nun das Deutsche
Reich außenpolitisch an Japan heranführte, war die deutsche Waffen-
industrie mit ihrer Niederlassung in Spanien auch ein Lieferant für die
Guomindang-Truppen mit Tschiang Kai-schek an der Spitze gewesen.
Ebenfalls kam eine hochrangige deutsche Militärmission nach China,
die aus den Generälen Georg Wetzell, Hans v. Seeckt, Alexander v.
Falkenhausen u. a. bestand, um dort die verschiedenen Kommando-
ebenen entsprechend zu beraten.
PARTEI CHINAS, im Verlag für fremdsprachige Literatur, Beijing
(China) 1969, Seite 178.
[4] Stalin stellte einmal fest, dass die größten und auch bestbewaffneten
Armeen zerfielen und zerstoben, wenn sie über kein festes Hinterland
verfügten, wenn sie nicht die Unterstützung und die Sympathien des
Hinterlandes, der werktätigen Bevölkerung besaßen (Werke, Band 11,
Seite 22).

